Stonerrock/Psychedelischer Rock: 
Transamerikanische Hippies

„Black Mountain“ – hinter dem eher nichtssagenden Namen verbirgt sich eine der besten Bands des vergangenen Jahrzehnts in psychedelischer Rockmusik. Nächste Woche wartet die Formation aus Kanada und den USA ihren Fans in der Kulturfabrik auf.

Schwarze Berge versetzen sie: Black Mountain. (Foto: © magdalenawosinska)

Schwarze Berge versetzen sie: Black Mountain. (Foto: © magdalenawosinska)

Alles fing natürlich mit Punk an. Frontmann und treibende Kraft hinter „Black Mountain“ Stephen McBean versuchte sich schon Anfang der 1980er Jahre in der lokalen Punk-Rock-Szene in Sydney – womit nicht die australische Großstadt, sondern ein kleiner Ort in der Provinz British Columbia, unweit von Vancouver, gemeint ist.

Auch wenn McBeans hiernach öfters die Bands wechselte, stellte sich ein dauerhafter Erfolg doch erst ein, als sich seine Wege mit denen von Drummer Joshua Wells kreuzten. Ab 1986 spielten beide in der Formation „Ex Dead Teenager“ – später „Jerk with a Bomb“ – und feierten zumindest in Kanada einige Erfolge. Es folgten Tourneen, Alben und ein paar Abschlüsse bei wichtigen Labels.

Trotzdem dauerte es bis 2003, bevor bei McBean endgültig der Groschen fiel. Zwar hatte „Jerk with a Bomb“ auch bereits mit dem Punk-Sound herumexperimentiert und sogar schon mit der späteren „Black Mountain“-Sängerin Amber Webber zusammengearbeitet, doch wurde der Frontmann den Verdacht nicht los, dass er mit seiner Musik auf der Stelle trat. Zufälligerweise hatte er gerade damit angefangen, mit psychedelischen Sounds zu arbeiten. Und was eher als Side-Project gedacht war, entwickelte sich in Windeseile zu seiner Hauptband, die bald sogar internationale Erfolge feiern konnte. „Ich liebte ‚Jerk with a Bomb’, aber ich hatte innerlich mit dieser Phase meines Lebens abgeschlossen“, bekannte McBean 2008 in einem Interview.

Die folgenden Jahre waren gekennzeichnet von fast frenetischer Kreativität und pausenlosen Tourneen. Brachten die Musiker in einem Jahr kein Album zustande, gab es wenigstens eine EP, um die Fans bei der Stange zu halten. Das Besondere am Aufstieg von „Black Mountain“ lag aber woanders. Denn die Band gab sich eigentlich nicht viel mit Gleichgesinnten ab, sondern versuchte immer wieder, auch ein Publikum zu erreichen, das nicht unbedingt als ihre Fans angesehen werden konnte. So kam es zum Beispiel, dass die Britpopper von „Coldplay“ sie baten, bei einer ihrer Tourneen zu eröffnen. Auch das britische Elektro-Mastermind „Aphex Twin“ buchte die Kanadier als Saalanheizer.

Doch dieses Leben kann ganz schön aufreibend sein. Deshalb entschloss sich die Gruppe nach dem 2010 erschienenen Album „Wilderness Heart“ zu einer kreativen Pause, bei der die Mitglieder – die sich in der Zwischenzeit teils in Los Angeles, Seattle und Vancouver niedergelassen haben – größtenteils andere musikalische Projekte verfolgten.

Ihrer Kreativität tat das jedoch keinen Abbruch, und 2016 meldete sich „Black Mountain“ mit dem Album „IV“ zurück. Eine Platte die nach Bekunden der Sängerin Amber Webber auf demokratische Weise entstanden ist und sich noch viel verspielter präsentiert als ihre Vorgängerinnen.

Auch dass verschiedene Titel ihre Entstehung in erster Linie (alkoholischen) Rauschzuständen im Proberaum verdanken, gaben die Musiker in einem Ende 2015 dem Magazin „Vice“ gewährten Interview freimütig zu. Aber, was wäre psychedelische Rockmusik ohne etwas dionysischen Rausch? In diesem Sinne – wer die volle spirituelle Beglückung für den bevorstehenden Winter tanken will, sollte sich nächste Woche in der Kulturfabrik einfinden.

Am 9. November in der Kulturfabrik.

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