
(Screenshot: www.stories.nsdoku.de/tobeseen)
Sie ist ein Muss für Alle, die sich für LGBTIQA+-Geschichte interessieren: die Online-Ausstellung „To Be Seen“ vom NS-Dokumentationszentrum München. Es ist die digitale Aufarbeitung einer Schau, die bis zum Mai in München zu sehen war. Der Fokus liegt auf Deutschland: Wie erging es nicht-heterosexuellen, trans, inter und nicht-binären Menschen dort zwischen 1900 und 1950? Es gibt Wissenshäppchen zu homosexuellem und trans Aktivismus im deutschen Kaiserreich und in den Folgejahren; zu queerfreundlichen Sexualwissenschaftler*innen; queerer Kultur und der Zerstörung jeglicher Subkulturen durch die Nationalsozialist*innen. Die Textbeiträge sind kurz und informativ; unterhaltsam sind Originalaufnahmen wie die von Claire Waldoffs „Raus mit den Männern aus dem Reichstag“ (1928) oder Ausschnitte aus Magnus Hirschfelds Stummfilm „Anders als die Andern“ (1919). Letzterer gilt als einer der ersten Filme, in der Homosexualität offen thematisiert wird. Positiv zu bewerten ist auch, dass die Geschichte von homo- und bisexuellen Frauen sowie die von trans, inter und nicht-binären Menschen besprochen wird statt nur die homosexueller Männer. Als Ergänzung zur Online-Ausstellung bieten sich übrigens das Buch „Queer“ von Benno Gammerl und die Doku „Eldorado“ an. Zusammen ermöglichen sie einen guten Überblick zu LGBTIQA+-Geschichte in Deutschland. Gleichzeitig sind die gewonnenen Erkenntnisse ein Weckruf, denn wie in den 1920er-Jahre betreiben rechtsextreme Parteien und ihre Anhänger*innen in den 2020er-Jahren bekanntlich erneut Hetze gegen LGBTIQA+-Personen …
To Be Seen: Queer Lives 1900 – 1950, NS-Dokumentationszentrum München.
Online verfügbar unter www.stories.nsdoku.de/tobeseen