Veranstaltungsreihe: Herbstliche Pride

Das queere Zentrum Schmit-Z in Trier lädt unter dem Titel „Pride für alle – gestern und heute“ noch bis Mitte November zu Lesungen, Konferenzen und Stadttouren zu LGBTIQA+-Themen ein.

Das queere Zentrum Schmit-Z verlegt die Pride im Herbst in Café und Bibliothek statt auf die Straßen Triers, wie etwa hier beim CSD 2019. (CC BY Max Gerlach SA 2.0)

An vielen Orten der Welt gilt der Juni als Pride-Monat – Wochen, in denen an die Stonewall-Aufstände erinnert und auf die Kämpfe von LGBTIQA+-Menschen hingewiesen wird. In Trier steht seit dieser Woche auch der Herbst im Zeichen der Pride: Am Mittwoch begann die Veranstaltungsreihe „Pride für alle. Gestern und heute“ des queeren Zentrums Schmit-Z. Ein Straßenfest ist nicht geplant, dafür aber Lesungen und Konferenzen.

Bis Ende September sind noch zwei Autoren in Trier zu Besuch: Linus Giese und Daniel Schreiber. Giese liest an diesem Samstag, dem 24. September, um 19 Uhr aus seinem autobiografischen Buch „Ich bin Linus. Wie ich der Mann wurde, der ich schon immer war“. Das Werk ist 2020 im Rowohlt Verlag erschienen, drei Jahre nachdem Giese sich als trans Mann outete und eine Hormontherapie begann. In seinem Buch beschreibt er sein Leben davor und danach, berichtet von Hass im Netz und Euphorie in der Herrenabteilung. Neben seiner Tätigkeit als Buchhändler und Blogger engagiert Giese sich für die Rechte von trans Menschen. Die Lesung findet im Schmit-Z Café (Mustorstraße 4, 54290 Trier) statt.

Daniel Schreiber ist am Donnerstag, dem 29. September, in der Wissenschaftlichen Bibliothek (Weberbach 25, 54290 Trier) zu Gast. Der offen schwule Autor setzt sich in seinem Sachbuch „Allein“ mit verschiedenen Lebensformen auseinander. „Zu keiner Zeit haben so viele Menschen allein gelebt, und nie war elementarer zu spüren, wie brutal das selbstbestimmte Leben in Einsamkeit umschlagen kann. Aber kann man überhaupt glücklich sein allein? Und warum wird in einer Gesellschaft von Individualisten das Alleinleben als schambehaftetes Scheitern wahrgenommen?”, fasst sein Verlag, Hanser Literatur, den Buchinhalt auf seiner Internetseite zusammen. Schreiber ist unter anderem für seine journalistische Arbeit bekannt: Er schrieb für das Kunstmagazin Monopol, später leitete er das Kulturressort der Politikzeitschrift Cicero. Er ist zudem Mitbegründer des PEN Berlin. Die Schriftsteller*innenvereinigung wurde im Juni dieses Jahres ins Leben gerufen, nachdem es zum Eklat zwischen Deniz Yücel, dem ehemaligen Präsidenten des PEN-Zentrums Deutschland, und mehreren Mitgliedern kam. Schreibers Lesung in Trier beginnt um 19 Uhr.

Neben den literarischen und wissenschaftlichen Abendveranstaltungen bietet das Schmit-Z Ende des Monats dann noch einen queeren Stadtrundgang an – und zwar am Freitag, dem 30. September, um 18 Uhr. Treffpunkt ist an der Nummer 13 in der Hohenzollernstraße. Der Schwerpunkt der 90- bis 120-minütigen Tour liegt auf der Verfolgung homosexueller Menschen während der NS-Zeit, ein bis zwei Stationen beschäftigen sich auch mit ihrer Situation in der Nachkriegszeit. Die kostenfreie Tour ist eine Kooperation zwischen dem Schmit-Z und der Arbeitsgemeinschaft Frieden (AG Frieden). Die Route ist nicht barrierefrei, da an manchen Stellen Bürgersteige und ähnliche Hindernisse überwunden werden müssen. Eine Anmeldung ist nicht nötig.

Geschichte statt Party

Im Oktober und im November wird das historische Programm mit einer Konferenz der Historikerin Kirsten Plötz fortgesetzt. In ihrem Vortrag „Lesbisches Leben in RLP“ spricht sie über den Alltag lesbischer Personen in Rheinland-Pfalz. Plötz forscht seit den 1990er-Jahren zu lesbischem Leben in Deutschland. Ihr Interesse gilt dabei vor allem der Diskriminierung, die Lesben erfahren, sowie den Freiräumen, die sie sich geschaffen haben. Die Historikerin hat sich bereits in mehreren Publikationen mit dem Entzug des Sorgerechts aufgrund der sexuellen Orientierung lesbischer Mütter beschäftigt. Plötz ist am Freitag, dem 8. Oktober, im Schmit-Z Café. Ihre Konferenz beginnt um 19 Uhr.

Mit der Geschlechterforscherin Christel Baltes-Löhr taucht auch ein Gesicht aus Luxemburg bei der „Pride für alle“ auf: Baltes-Löhr lehrt und forscht seit 2003 an der Universität Luxemburg und ist seit 2015 Mitglied des luxemburgischen Ethikrates (CNE). In Trier spricht sie am Freitag, dem 11. November, um 19 Uhr in der Wissenschaftlichen Bibliothek über „Geschlecht als Kontinuum“. Das gleichnamige Buch soll laut Verlag spätestens Ende Januar bei Transcript erscheinen. Ausgangsfrage ist: „Wie lassen sich vielfältigste Geschlechtlichkeiten auf einer gleichberechtigten Ebene nebeneinander und miteinander kommunizierend abbilden?“

Die Veranstaltungsreihe endet schließlich am Freitag, dem 18. November, mit einer Kinderlesung in der Stadtbücherei Trier (Domfreihof). Ab 16:30 Uhr können Kinder und Junggebliebene sich aus queeren Kinderbüchern vorlesen lassen. Eine Programmübersicht sowie weiterführende Informationen zu den Einzelveranstaltungen gibt es unter 
schmit-z.de.

Pride für alle. Gestern und heute. Bis zum 18. November.

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