Vergewaltigung zur Unterhaltung

Ein Videospiel, mit dem Ziel, Frauen zu vergewaltigen und umzubringen, wird im Netz zurzeit heftig kritisiert. Die Versuche des Entwicklers, die misogynen, gewaltverherrlichenden Inhalte zu verteidigen, scheitern kläglich.

© pxhere.com

Diejenigen, die sich alljährlich den Kopf darüber zerbrechen, ob es überhaupt noch notwendig sei, am 8. März den Weltfrauenkampftag zu begehen, sind möglicherweise noch nicht auf das Videospiel „Rape Day“ aufmerksam gemacht worden, das im April diesen Jahres auf der Spieleplattform Steam veröffentlicht werden soll. Schauplatz des Spiels ist eine Zombie-Apokalypse. Ziel ist es, Frauen zu belästigen, zu vergewaltigen und umzubringen. „The zombies enjoy eating the flesh off humans and brutally raping them, but you are the most dangerous rapist in town“, war bis vor kurzem noch im Beschreibungstext von „Rape Day“ auf Steam zu lesen. Nach einem medialen Aufschrei wird das Spiel momentan von Valve, dem Betreiber der Plattform, unter die Lupe genommen. Ob es veröffentlicht wird, ist zurzeit ungewiss. Der Entwickler von „Rape Day“ hat bereits angekündigt, falls nötig, alles in seiner Macht stehende zu tun, um eine alternative Vertriebsmöglichkeit auszumachen oder gegebenenfalls zu schaffen. Auf der Internetseite www.rapeday.com verteidigt er sein Spiel wortreich gegenüber Kritiker*innen.

Manche seiner Einwände sind durchaus berechtigt. Es ist in der Tat inkonsequent, die Gewalt in diesem Spiel anzuprangern, sie in anderen Spielen dagegen gutzuheißen, wobei die konsequentere Lösung eigentlich darin bestünde, beides zu bekämpfen. Zudem sollte man sich vor Augen halten, dass generelle Gewalt in einem Spiel und explizit gegen Frauen gerichtete sexualisierte Gewalt nicht dasselbe sind. Letztere wird vornehmlich von Männern ausgeübt und ist ein Akt einer dominanten Geschlechtergruppe gegen eine untergeordnete. Laut European Insitute of Gender and Equality haben hierzulande 38 Prozent aller Frauen physische und/oder sexualisierte Gewalt erfahren. 67 Prozent der Frauen wurden sexuell belästigt.

Das meiste, das der Entwickler auf rapeday.com schreibt, ist höchst problematisch. „Murder has been normalized in fiction, while rape has yet to be normalized.“ Er plädiert dafür, Fiktion und Realität streng voneinander zu trennen. Menschen, die dazu nicht in der Lage seien, sollten keine Videospiele spiele, so seine simplistische Konklusion. Es sei nicht wissenschaftlich erwiesen, dass in Videospielen begangene Verbrechen zu einer erhöhten Verbrechensquote in der Realität führten.

Doch auch wenn es sich lediglich um Fiktion handelt, so vermitteln Videospiele doch bestimmte Werte und Haltungen. Wenn Gewalt in medialen Produkten normalisiert wird, dann senkt dies auch die Hemmschwelle für solche Handlungen und Äußerungen in der Realität. Spiele wie „Rape Day“ tragen also insgesamt zu einer objektivierten Sichtweise auf Frauen und somit auch zu physischer und psychischer Gewalt gegen sie bei.

Wie konnte ein solches Spiel überhaupt auf Steam beworben werden? Seit einer Kontroverse rund um ein Amoklauf-Spiel im Juni 2018, erlaubt die Plattform alle Spiele, außer solchen, die als illegal einstuft werden. Nutzer*innen sollen selbst entscheiden können, was sie spielen wollen. Bis 2017 gab es eine Prozedur namens „Greenlight“, bei dem die Community mittels eines Abstimmungsprozesses bestimmte, welche Spiele unabhängiger Entwickler*innen einen Platz auf der Plattform bekommen sollten.

Der Entwickler von „Rape Day“ wäre indes nicht der erste, der glaubt, Gewalt gegen Frauen würde bereits damit kritisiert werden, wenn sie als besonders brutal dargestellt wird. Doch ein solcher Ansatz wird hier überhaupt nicht verfolgt. Er habe ein Spiel schaffen wollen, das ihn unterhält und ihm Spaß macht. Er habe dabei ein Nischenpublikum im Blick gehabt, das sich für diese Art von Spielen interessiert, erklärt der Entwickler auf rapeday.com. „Ultimately the theme is that meaning is depended entirely on subjective value systems and that in the end we all die, and life is really pretty pointless, except the points that you choose to give it… which are themselves completely arbitrary, none greater than the other.“ Na dann viel Spaß!


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