„Weder niedlich noch pelzig“ – natur & ëmwelt sorgt sich um Süßwassermuscheln

Muscheln kennen die meisten Luxemburger*innen vor allem als „Moules-frites“ auf dem Teller. Dabei gibt es auch in unseren Flüssen Muscheln, die jedoch leider bedroht sind.

Eine Malermuschel

Vermutlich wissen die wenigsten Einwohner*innen Luxemburgs, dass in den Fließgewässern des Landes neben Fischen und Wasservögeln auch Muscheln leben. Immerhin werden die Weichtiere eher mit Urlaub am Meer in Verbbindung gebracht – oder eben mit dem belgischen Nationalgericht, das sich auch hierzulande großer Beliebtheit erfreut. Wer jedoch jetzt denkt, die Süßwassermuscheln Luxemburgs könnten unbekannte Gaumenfreuden liefern, liegt falsch: Einerseits sind die Muscheln ungenießbar und andererseits stark gefährdet.

Das ist nicht nur in Luxemburg so: In Europa sind viele Bestände von Süßwassermuscheln stark zurückgegangen oder ganz verschwunden, zum Teil sind nur noch 10 Prozent der ursprünglichen Individuen vorhanden. Vor 17 Jahren zeigte eine Untersuchung in den Flüssen Our, Sauer und Mosel, dass teilweise nur noch wenige Restbestände überlebt hatten. 2019 wiederholte natur & ëmwelt die Untersuchung mit finanzieller Hilfe der Grenzfischereikommission und der Umweltverwaltung.

Von den sieben Arten, die ursprünglich in Luxemburg vorgekommen sind, gelten mittlerweile zwei als ausgestorben. Das sind die Abgeplattete Teichmuschel und die Flussperlmuschel. Um letztere zu retten, gibt es seit 2008 die Muschelaufzuchtstation Kalborner Mühle nahe der deutsch-luxemburgischen Grenze. Damals gab es noch einige wenige ältere Exemplare der Muschelart, die als sehr sensibel gilt und sehr sauberes Wasser benötigt. Diese sind mittlerweile alle verschwunden, weswegen die Flussperlmuschel nun als ausgestorben gilt.

Allerdings leben ihre Nachkommen, ungefähr 500 an der Zahl, in der Aufzuchtstation und in Käfigen in Deutschland. „Sobald die Muscheln geschlechtsreif und stark genug sind, können sie wieder ausgewildert werden. Aktuell passiert das aber nur in Belgien. Ob das auch in der Our passieren kann, ist aufgrund deren Zustand nicht sicher.“, erklärte Frankie Thielen, Biologie bei natur & ëmwelt der woxx.

Neben der Flussperlmuschel werden auf der Kalborner Mühle auch Bachmuscheln gezüchtet. Deren Bestand in Our, Sauer und Mosel hat sich seit 2002 leicht erholt, was auch dem Zuchtprojekt zu verdanken ist. Daneben konnte festgestellt werden, dass die Gemeine Teichmuschel und die Malermuschel relativ häufig vorkommen, während die Große Teichmuschel und die Aufgeblasene Teichmuschel nur vereinzelt vorkommen. Auch invasive Muschelarten haben sich in Luxemburg angesiedelt: Die Körbchen und die Dreikantmuscheln.

Teichmuscheln aus der Sauer

Süßwassermuscheln spielen eine wichtige Rolle für die Reinhaltung der Gewässer, da sie bis zu 40 Liter Wasser am Tag filtern. Allerdings benötigen sie unbelastete und saubere Gewässer, weshalb die Bestände immer noch sehr klein sind. Grund dafür ist die Belastung der Gewässer mit Feinsedimenten sowie Nähr- und Schadstoffen, außerdem der Gewässerverbau. Der Fortpflanzungzyklus der Muscheln, die im Larvenstadium jeweils eine spezifische Fischart als Wirt brauchen, erschwert die Erholung der Bestände zusätzlich.

Im Rahmen eines europäischen Forschungsprogramms namens CONFERMUS (CONservation of FREshwater MUSsels: a pan-European approach) sollen die Süßwassermuscheln untersucht und anschließend besser geschützt werden. Für Luxemburg nimmt natur & ëmwelt an diesem Projekt teil. Obwohl die Situation der Süßwassermuscheln sich in den letzten Jahren hierzulande ein klein wenig verbessert hat, ist die NGO besorgt und weist auf die hohe Bedeutung der Muscheln hin: „Süßwassermuscheln sind weder niedlich und pelzig, noch können sie gegessen werden und erhalten deshalb wenig Aufmerksamkeit. Dennoch gehören sie zu den besten Bioindikatoren im aquatischen Bereich. Ein Vorkommen von einheimischen Muscheln zeigt, dass sich ein Gewässersystem und sein Einzugsgebiet in einem gesunden Zustand befinden“, heißt es in der Pressemitteilung.

Da immer noch wenig über das Vorkommen von Süßwassermuscheln in Luxemburger Gewässern gewusst ist, bittet natur & ëmwelt um Mithilfe. Wer lebende Muscheln oder leere Muschelschalen beobachtet, soll der NGO den Standort und gegebenenfalls Bilder der Schalen zukommen lassen. Die Tiere oder Schalen sollten jedoch auf keinen Fall entnommen werden. Hinweise werden unter f.thielen@naturemwelt.lu beziehungsweise der Telefonnummer 26 90 81 27 42 entgegengenommen.


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