Eine ostafrikanische Entdeckung
Wer kennt schon Somaliland? Somaliland im Norden von Somalia wurde 1991 nach blutigen Kämpfen unabhängig, ist aber international weitgehend isoliert. Die Sängerin Sahra Halgan, die an den Kämpfen teilnahm, lebt nach 20 Jahren im französischen Exil jetzt wieder in ihrer Heimat. Zusammen mit den Franzosen Maël Salètes (Gitarren) und Aymeric Krol („strange“ Drums) hat sie das Album Faransiskiyo Somaliland eingespielt, auf dem eine Tuareg-Gitarre auf äthiopische Vokalartistik zu treffen scheint. Während Gruppen wie Tinariwen aus Mali zur Monotonie neigen, ist dieses Trio enorm abwechslungsreich und vereint akustische Tradition mit elektrischer Moderne. Mit Faransiskiyo Somaliland haben die Musiker ein spannendes Album zustande gebracht, das auch eine 45-minütige, aufschlußreiche DVD-Dokumentation enthält. Hörens- und sehenswert!
Sahra Halgan Trio – Faransiskiyo Somaliland (Buda Musique)
Aus Peru: mehr als Cumbia
2003 entstand Bareto, eine siebenköpfige Gruppe aus Peru, zunächst als Instrumentalband, die sich auf „Cumbia“ und dessen peruanische Variante „Chicha“ spezialisierte. Die aktuelle CD des Septetts, mittlerweile auch mit Gesang, heißt Impredecible = unvorhersagbar, denn jedes Stück überrascht mit einem anderen südamerikanischen Stil. Vom gradlinigen Cumbia, über Reggae bis zu Balladen reicht der interessante Mix. Die Instrumentals werden von einer psychedelischen Surf-Gitarre dominiert. Auch erfreulich: Auf einem Track singt die legendäre peruanische Sängerin Susana Baca – natürlich inm afro-peruanischen Stil, den die alten Dame berühmt gemacht hat. Bareto kann moderne lateinamerikanische Musik auch ohne Rap. Schöne Songs und zahlreiche tanzbare Stücke. Unvorhersagbar, aber ganz und gar nicht chaotisch und obendrein noch attraktiv verpackt. Klasse!
Bareto – Impredecible (World Village)
Die Tiefen und Höhen des mongolischen Gesangs
Bayarbaatar Davaasuren ist ein mongolischer Sänger und begleitet sich auf traditionellen Instrumenten wie der Pferdehaargeige, deren Saiten tatsächlich aus Pferdehaar bestehen. The Art of Mongolian Khöömii ist ein ausgezeichnetes, traditionelles Album, das ohne Studiobearbeitung direkt und erdig beide Formen des Khöömii demonstriert, den grottentiefen, kehligen Bassgesang und die zweistimmige Obertonvariante, mit einem tieferen Bordunton und gleichzeitig erzeugten unglaublichen flötenartigen, hohen Melodien. Das ist der Gipfel menschlicher Vokalkunst. Prominente Vertreter dieser Musikrichtung sind Huun Huur Tu aus der benachbarten russischen Republik Tuva und Egschiglen, wie auch Davaasuren aus der Mongolei. Er aber zelebriert dies als Solist. Die CD besticht durch großartige Schlichtheit und klingt fast überirdisch.
Bayarbaatar Davaasuren – The Art of Mongolian Khöömii (ARC Music)
Januar – Top 5
1. Lura – Herança (Lusafrica) Kap Verden
2. Sam Lee & Friends – The Fade in Time (The Nest Collective) England
3. Vieux Farka Touré & Julia Easterlin – Touristes (Six Degrees Records) Mali/USA
4. L’Attirail – La Route Interieure (Les Chantiers Sonores) Frankreich
5. Kandia Kouyaté – Renascence (Sterns) Mali
Die ganze Chart bei http://www.transglobalwmc.com und Facebook „Mondophon auf Radio ARA“ (Willi Klopottek)