Eine Stimme der Geflüchteten
Angesichts des Elends der Menschen, die zu Millionen ihre Heimat verlassen und auch in Europa in Ungewissheit leben müssen, ist es eigentlich überfällig, dass diese Menschen selbst zu Wort kommen. Das Album Refugees for Refugees – Amerli versammelt 18 im belgischen Exil lebende MusikerInnen aus dem Irak, aus Syrien, Pakistan und Tibet, die von einigen Kollegen aus Belgien unterstützt werden. Ein Teil der Einnahmen der CD, die von der Non-Profit-Organisation Muziekpublique veröffentlicht wird, geht an zwei belgische Flüchtlings-NGOs. Es ist ein sehr berührendes Album, das Musik der nah- und fernöstlichen Heimatländer der beteiligten KünstlerInnen enthält und auf hohem professionellen Niveau eingespielt wurde. Wer diese CD kauft, unterstützt nicht nur ein wertvolles Projekt, sondern erwirbt eine Platte, die musikalisch absolut überzeugend ist.
Refugees for Refugees – Amerli (Muziekpublique)
Die Rose des Calypso
Seit den 1960er Jahren ist sie die bedeutendste Sängerin des Calypso. Vor 76 Jahren wurde Calypso Rose auf der Karibikinsel Tobago geboren und eroberte als erste Frau in einer Musikgattung, die oft reichlich machomäßige Inhalte transportierte, die Topplätze der Charts in ihrer Heimat. Calypso enstand auf Trinidad und Tobago und ist der karibische Musikstil, der in den 1950er Jahren durch Coverversionen von US-Stars wie Harry Belafonte und den Andrew Sisters (“Rum & Coca-Cola”) weltweit bekannt wurde. Calypso Rose hat den fast vergessenen markanten Rhythmus auf Far from Home in die Gegenwart gerettet. Unterstützt wird sie vom Mestizomeister Manu Chao, der mehr oder weniger dezente Impulse setzt und zur modernen Produktion beiträgt. Weder die – oft sozialkritischen – Songs, unter denen einige neu eingespielte Klassiker sind, noch die Stimme der Diva klingen in irgendeiner Weise altbacken. Eine wunderbare Wiederbegegnung mit der großen alten Dame des Calypso.
Calypso Rose – Far from Home (Because Music)
Brasilien ungeschminkt und stark
Nein, schön im herkömmlichen Sinne ist das Album über weite Strecken nicht, aber kraftvoll, teilweise zornig und provokant. Es spiegelt das Leben von Elza Soares, das von Katastrophen übervoll ist: bittere Armut in den Favelas Rio de Janeiros, häuslische Gewalt und früher Tod von Kind und Ehemann. Die 34. Studioplatte der 79jährigen Feministin, die aus dem Samba kommt, A Mulher do fim do mundo, ist in Europa gerade erschienen und gilt in Brasilien als eine der besten Scheiben des letzten Jahres. Die Texte verarbeiten die Schicksale derjenigen, die im größten Land Südamerikas abgehängt sind: Frauen, Schwarze, Homosexuelle, Arme. Die Musik dazu ist passenderweise z.T. laut und dissonant und trägt die tiefe, kehlige und ungebrochene Stimme einer Frau, die nicht müde wird zu sagen, wie es ist. Für mich eines der besten Alben dieses Jahres!
Elza Soares – A Mulher do fim do mundo/The Woman at the End of the World (Mais um Discos)
Juli – Top 20
1. Refugee for Refugees – Amerli (Muziekpublique) Syrien/Irak/Pakistan/Afghanistan/Tibet
2. Lakou Mizik – Wa Di Yo (Cumbancha) Haiti
3. 2016: Afro Celt Sound System – The Source (ECC Records) GB/Fusion
4. Yo-Yo Ma & Silk Road Ensemble – Sing Me Home (Sony Masterworks) USA/Fusion
5. Afro-Haitian Experimental Orchestra – Afro-Haitian Experimental Orchestra (Glitterbeat Records ) Haiti/Nigeria
6. Bombino – Azel (Partisan Records) Niger
7. Calypso Rose – Far from Home (Because Music) Trinidad-Tobago
8. Quintet Bumbac – Libre Voyage dans les Musiques des Balkans (Collectif Çok Malko) Frankreich
9. Ana Alcaide – Leyenda (ARC Music) Spanien
10. Elza Soares – The Woman at the End of the World / A Mulher do Fim do Mundo (Mais Um Discos) Brasilien
11. Anoushka Shankar – Land of Gold (Deutsche Grammophon) Indien/Fusion
12. Leyla McCalla – A Day for the Hunter, a Day for the Prey (Jazz Village / Harmonia Mundi) USA
13. Mabiisi – Mabiisi (Akwaaba Music) Burkina Faso/Ghana
14. La Banda Morisca – Algarabya (Fol Música) Spanien
15. Damir Imamović’s Sevdah Takht – Dvojka (Glitterbeat Records) Bosnien-Herzegowina
16. 9Bach – Anian (Real World Records) GB/Wales
17. Kimi Djabaté – Kanamalu (Red Orange Recordings) Guinea-Bissau
18. M.A.K.U. Soundsystem – Mezcla (Glitterbeat Records) Kolumbien/USA
19. Aziza Brahim – Abbar el Hamada (Glitterbeat Records) Westsahara
20. Vigüela – Temperamento (ARC Music) Spanien
Die TWMC TOP 40 auf http://www.transglobalwmc.com und bei Facebook „Mondophon auf Radio ARA“ (Willi Klopottek).