Willis Tipps: April 2023

Haiti-Rock

2019 eröffnete sie die letzte Ausgabe des Meyouzik-Festivals, das die Stadt Luxemburg während Corona klammheimlich hat verschwinden lassen, mit ihrer energisch rockenden Band: Moonlight Benjamin, eine Voodoo-Priesterin aus Haiti, die in Frankreich lebt, verbindet die typischen Klänge und Rhythmen ihrer Heimat mit einem vorwärtstreibenden Rock-Groove und hat schon mit ihren beiden ersten Alben Publikum wie Kritiker*innen begeistert. Nun ist nach einer der Pandemie geschuldeten vierjährigen Pause ihre dritte Platte Wayo erschienen. Überraschten ihre ersten beiden Veröffentlichungen schon mit einem enormen Druck, den es bis dahin so in haitianischer Musik noch nicht gegeben hatte, legt sie in ihrer aktuellen Scheibe noch eine ordentliche Schippe drauf. Unverwechselbar ist ihre starke Stimme, die sich kraftvoll und beschwörend im Mix gegen die treibenden elektrischen Instrumente durchsetzt. Auf ihren Konzerten zieht Moonlight Benjamin das Publikum mit ihrer magischen Bühnenpräsenz in ihren Bann und schafft es, diese Ausstrahlung auch auf ihrer neuen Studio-Aufnahme spürbar werden zu lassen. Ausgezeichneter Voodoo-Rock!

Moonlight Benjamin – Wayo – Ma Case

Neues aus Thessaloniki

Dimitris Mystakidis ist Gitarrist und Sänger aus Thessaloniki und lehrt unter anderem als Professor an der Universität seiner Heimatstadt. Auf seinen bisherigen Alben hatte er alte Kompositionen mit seiner feinen, elaborierten Gitarrenarbeit und seiner markanten Stimme mit dunklem Timbre verarbeitet. Für die neue Platte Morso hat er nun vor allem Eigenkompositionen aufgenommen, in deren Texten es um ernste Themen wie soziale Ungerechtigkeit, Xenophobie und Gewalt geht. Die Musik ist tief im Rebetiko und in anderen traditionellen Musikstilen Griechenlands verwurzelt. Während Mystakidis auf früheren Aufnahmen seine Gitarre in den Mittelpunkt stellte, hat er für das aktuelle Album eine Reihe von anderen Musiker*innen eingeladen, die teils traditionelle Instrumente wie die Laute Tzouras hinzufügen oder auch mit Bass und Drums unterstützen. Auf zwei Stücken kann man die Stimmen der bedeutenden Martha Frintzila und von Eleni Vitali hören. Mystakidis selbst spielt Gitarre, verschiedene andere Saiteninstrumente und benutzt auch elektronische Samples. Das ist ein modern klingendes, abwechslungsreiches Album mit auf der Tradition basierenden Stücken von einem erstklassigen Instrumentalisten und Sänger.

Dimitris Mystakidis – Morso – Fishbowl Music Tank

Somalia-Legende wiederbelebt


Die Dur-Dur Band war in den 1980ern eine führende moderne Band in Somalia, dem Land im Nordosten Afrikas, dessen Musik bei uns weitgehend unbekannt geblieben ist. Klassische Aufnahmen der Dur-Dur Band sind erst vor einigen Jahren in Europa veröffentlicht worden und präsentierten eine Band mit dem typischen Gesang von dort und einer ordentlichen Portion an Funk und Jazz, wie man es so ähnlich auch aus Äthiopien kennt. Jetzt haben ältere Mitglieder der Gruppe zusammen mit jungen Musiker*innen das Erbe erneut belebt und die Dur-Dur-Band Int. gegründet, die in wenigen Tagen das Album The Berlin Session eingespielt hat. Zehn Mitglieder hat die Band, in der abwechselnd zwei Frauen und ein Mann am Mikrofon stehen. Zum Einsatz kommen Bass, Schlagzeug, Perkussion, Gitarren, Keyboards und ein Saxofon. Zusammen kreiert diese Combo in den acht Tracks des neuen Albums einen ganz feinen, funkigen Groove, auf dem sich schöne Melodien entfalten, die auch arabische Einflüsse, die sich in ganz Ostafrika finden lassen, zeigen. Wunderbar!

Dur-Dur Band Int. – The Berlin Session – 
Outhere Records

April – Top 20

1. Kimi Djabaté · Dindin · Cumbancha [3]
2. Mostar Sevdah Reunion · Lady Sings the Balkan Blues · Snail [1]
3. King Ayisoba · Work Hard · Glitterbeat [9]
4. Dur-Dur Band Int. · The Berlin Session · Outhere [28]
5. Altın Gün · Aşk · Glitterbeat [-]
6. Acid Arab · Trois · Crammed Discs [4]
7. Moonlight Benjamin · Wayo · Ma Case [22]
8. Mara Aranda · Sefarad en el corazón de Grecia · Mara Aranda [26]
9. Lucas Santtana · O Paraíso · Nø Førmat! [2]
10. Bassidi Koné · Kaïra · Remote / Studio Mali [17]
11. Taraf Syriana · Taraf Syriana · Lula World [5]
12. Houria Aïchi · Chants Courtois de l’Aurès · Accords Croisés [12]
13. V.A. · Ears of the People: Ekonting Songs from Senegal and The Gambia · Smithsonian Folkways Recordings [6]
14. Driss El Maloumi · Aswat · Contre-Jour / Zig Zag World [-]
15. Gao Hong & Kadialy Kouyate · Terri Kunda · ARC Music [34]
16. Kala Jula & Gangbé Brass Band feat. Fama Diabaté · Asro · Buda Musique [24]
17. Payadora Tango Ensemble · Silent Tears: The Last Yiddish Tango · Six Degrees [23]
18. Sheikhs Shikhats & B’net Chaabi · Sheikhs Shikhats & B’net Chaabi · Zephyrus [-]
19. Jiraan · Sirto · Zephyrus [37]
20. Debashish Bhattacharya · The Sound of the Soul · Abstract Logix [14]

Die TWMC TOP 20/40 bei: http://www.transglobalwmc.com/ und bei Facebook „Mondophon auf Radio ARA“ und www.woxx.lu/author/Klopottek.

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