Endlich wieder Mariachi
Es gibt Klassiker, die pur und ohne modischen Schnick-Schnack auch heute noch begeistern. Mariachi Reyna de Los Angeles wurde 1991 gegründet und entspringt der großen Bevölkerungsgruppe in L.A., die ihre Wurzeln in Mexiko hat. Ungewöhnlicherweise ist es eine zehnköpfige reine Frauenkapelle, die sowohl in der Latino-Gemeinschaft der USA wie auch in Mexiko großes Ansehen genießt. Sie hat alles dabei, was den Mariachi ausmacht: schmachtende Geigen, überdrehte Trompeten, emotionsgeladene Stimmen und Sombreros. Dadurch, dass der Mariachi jahrzehntelang als kitschiges Soundklischee für sämtliche Hollywoodschinken mit mexikanischen Bezügen missbraucht wurde, hielten ihn viele schließlich für einen nicht ernst zu nehmenden musikalischen Witz. Das ist er nicht! Vor rund 170 Jahren entstanden und 2011 von der Unesco als Welterbe anerkannt, ist er eine mexikanische Kunstform, die es verdient hat, als solche wahrgenommen zu werden; erst recht, wenn sie so temperamentvoll und authentisch zelebriert wird, wie auf dieser Platte.
Mariachi Reyna de Los Angeles – Mariachi Reyna de Los Angeles (Smithsonian Folkways)
Israel arabisch
In Israel sind arabische Klänge schon seit Längerem sehr beliebt. Yossi Fine (Bass, Gitarre), Ben Aylon (Schlagzeug, Perkussion) und Lior Romano (Tasteninstrumente) liegen da ganz im Trend. Fine und Aylon sind renommierte Musiker: Fine spielte bereits mit Brian Eno, Lou Reed und dem Gil Evans Orchestra, Aylon trommelte bei Bombino aus Niger und mit dem Sengalesen Doudou Ndiaye Rose. Ihre gemeinsame, überwiegend instrumentale Platte verbindet den arabischen Dabke-Tanz mit marokkanischem Gnawa und anderen afrikanischen Rhythmen. Auf diesen Teppich setzt die Gruppe dann Melodien aus verschiedenen Regionen des Nahen Ostens im psychedelischen Stil. Stellenweise klingt es aber auch mal ganz nach orgellastigem Jazz-Rock der 1960er. Der Titel des Albums Blue Desert bezieht sich übrigens auf ein 1980 geschaffenes Kunstwerk auf der Sinai-Halbinsel, das an den ägyptisch-israelischen Friedensvertrag von 1979 erinnert. Das ist eine spannende, weltoffene Gruppe aus Israel mit ganz fesselndem Groove, der sich bestens zum Tanzen eignet.
Yossi Fine & Ben Aylon – Blue Desert (Yossi Fine Music)
Masekela – die Legende
Vor dem in den 1990er-Jahren einsetzenden Weltmusikboom kannte man hier bestenfalls vier afrikanische Künstler*innen, nämlich Miriam Makeba, Manu Dibango, Fela Kuti und Hugh Masekela. Masekela starb im Januar dieses Jahres und hat mit seinem Produzenten zuvor noch diese herausragende 3-CD-Kompilation konzipieren können. Der Trompeter/Hornist Masekela musste 30 Jahre lang außerhalb des damals vom Apartheidsregime terrorisierten Südafrika leben, engagierte sich in den USA für die Bürgerrechtsbewegung und schuf im Exil seine einzigartige Verbindung von Jazz, afrikanischer Musik und kritischen Texten. Masekela ’66 – ’76 enthält 47 Highlights von 11 seiner Alben aus dieser Zeit, inklusive der zwei komplett übernommenen, zuvor nie wieder aufgelegten Meilenstein-Scheiben mit Hedzoleh Soundz aus Ghana. Das ist allerfeinster Afro-Jazz von einem der größten Musiker des Kontinents, der bereits am Anfang seiner Karriere wahre Meisterwerke produzierte.
Hugh Masekela – Masekela ’66 – ’76 (Wrasse Records)
Oktober Top 20
1. Vigüela – A Tiempo Real (ARC Music) Spanien
2. SANS – Kulku (Cloud Valley) Finnland/GB
3. Ammar 808 – Maghreb United (Glitterbeat) Marokko/Algerien/Tunesien
4. Samba Touré – Wande (Glitterbeat) Mali
5. Anandi Bhattacharya – Joys Abound (Riverboat) Indien
6. Fatoumata Diawara – Fenfo – (Wagram) Mali
7. Minyeshu – Daa Dee (ARC Music) Äthiopien
8. Baul Meets Saz – Namaz (Seyir Muzik) Indien/Türkei
9. Grupo Mono Blanco – ¡Fandango! (Smithsonian Folkways) Mexiko
10. V.A. – Two Niles To Sing a Melody (Ostinato) Sudan
11. Chancha Vía Circuito – Bienaventuranza (Wonderwheel) Argentinien
12. Angelique Kidjo – Remain in Light (Kravenworks) Benin/USA
13. Yossi Fine & Ben Aylon – Blue Desert (Blue Desert) Israel
14. Arat Kilo, Mamani Keïta, Mike Ladd – Visions of Selam (Accords Croisés) F/Mali/GB
15. The Turbans – The Turbans (Six Degrees) GB/Fusion
16. Cimbalom Brothers – Testvériség / Brotherhood (Fonó Budai Zeneház) Ungarn
17. Marta Gómez – La Alegría y el Canto (Aluna) Kolumbien
18. Eliades Ochoa & Alejandro Almenares – Dos Gigantes de la Música Cubana (Tumi) Kuba
19. Harouna Samake – Kamale Blues (One World) Mali
20. Stella Chiweshe – Kasahwa: Early Singles (Glitterbeat) Zimbabwe
Die TWMC TOP 20/40 bei: http://www.transglobalwmc.com/ und bei Facebook „Mondophon auf Radio ARA“ und www.woxx.lu/author/Klopottek.