Willis Tipps: September 2020

Mit Selma nach Mosambik

Selma Uamusse ist eine junge Sängerin, die schon 2018 mit ihrem ersten Album einen starken Eindruck hinterließ. Sie lebt in Portugal, stammt aber aus Mosambik, und die dortigen musikalischen Traditionen sind die Basis für ihr aktuelles musikalisches Schaffen, obwohl sie mit Gospel, Soul und Jazz begonnen hatte. Erst spät entdeckte sie das musikalische Erbe ihres Herkunftslandes wieder. In ihrer Musik spielen die Klänge der Timbila, dem mosambikanischen Xylophon, eine wichtige Rolle und sind in ihren ganz modernen Stil harmonisch eingebettet. Die Instrumentierung und das Arrangement sind ansonsten rockig-soulig mit markantem Beat. Auf dem neuen Album Liwoningo findet sich auch ein Stück, bei dem die brasilianische Funktruppe Bixiga 70 scharfe Bläsersätze beisteuert. In Europa war mosambikanische Musik mal recht bekannt, ist aber in den letzten zwei Jahrzehnten in der Versenkung verschwunden. Umso schöner ist es, dass solche Klänge – wenn auch über den Umweg über Portugal – wieder erhältlich sind. Sehr mosambikanisch, sehr modern und eine herausragende Stimme!

Selma Uamusse – Liwoningo (Sony Music)


Tradinnovazione aus Salento

Einer der bemerkenswertesten musikalischen Stile Italiens ist der Pizzica Pizzica aus dem tiefen Süden des Landes. Dafür ist seit 1998 die Gruppe Mascarimiri bekannt, die vom aus Salento stammenden Roma-Musiker Claudio „Cavallo“ Giagnotti geleitet wird. Die Gruppe bezeichnet ihren Stil als „Tradinnovazione“, als die Erneuerung der Tradition. Auch das aktuelle Album Nou? zeigt, wie man Electronics einfügt, die bereichern, aber nicht erschlagen. Die Gruppe bietet hier eine Tour durchs Mittelmeer, verbindet salentinischen Pizzica Pizzica, Albanisches, Levantinisches und Nordafrikanisches und macht auch einen Ausflug zum von den Roma geprägten Flamenco. Schließlich ist das Mittelmeer seit jeher ein Gewässer, das kriegerische Eroberungen, aber auch kulturellen Austausch ermöglichte. Vor allem die kraftvolle Stimme Giagnottis und die häufig eingesetzte Mandoline fügen die verschiedenen Stile zu einem Ganzen zusammen. Von Salento aus akustisch durchs Mittelmeer – mit Mascarimiri wird das ein ganz spannender Trip.

Mascarimiri – Nou? (ARRA Produzioni Mediterranee)


Latin-Jazz mal anders

Wenn Platten als Jazz-Rock und Jazz-Weltmusik angepriesen werden, findet man auf ihnen heute allzu häufig nur ein paar langweilige, abgelutschte Jazz-Akkordklischees. Dass es auch anders geht, beweist die in Havanna, Kuba geborene und heute in der Schweiz lebende Geigerin und Sängerin Yilian Cañizares. Zuletzt machte sie auf sich aufmerksam, als sie mit dem kubanischen Piano-Großmeister Omar Sosa aufnahm. Jetzt hat sie Erzulie herausgebracht und setzt dort ihre Erfahrung mit kubanischer und anderer lateinamerikanischer Musik sowie mit Jazz erstaunlich kreativ um. Die zwölf Stücke stecken voller musikalischer Überraschungen. Mal ist es sehr romantisch, mal klingt es keltisch, dann plötzlich funkig, und hier und da scheint Miles Davis ins Horn zu blasen. Dabei verliert Cañizares nie ihre Erdung im Lateinamerikanischen. Diese starke Sängerin und virtuose Instrumentalistin hat hier ein ganz packendes, abwechslungsreiches Album vorgelegt.


Yilian Cañizares – Erzulie (Planeta Y)


September – Top 20

1. Mahsa Vahdat · Enlighten the Night · Kirkelig Kulturverksted (Iran)
2. Mulatu Astatke & Black Jesus Experience · To Know Without Knowing · Agogo (Äthiopien/Australien)
3. Bab L’ Bluz · Nayda! · Real World (Marokko/Frankreich)
4. Oumou Sangaré · Acoustic · Nø Førmat! (Mali)
5. Khusugtun · Jangar · Buda Musique (Mongolei)
6. Danyèl Waro · Tinn Tout · Buda Musique (La Réunion)
7. Trio Tekke · Strovilos · Riverboat / World Music Network (Zypern/UK)
8. L’Attirail · Footsteps in the Snow · CSB Productions (Frankreich)
9. Mehmet Polat · The Promise · Aftab (Türkei/NL)
10. Shiran · Glsah Sanaanea with Shiran · Batov (Israel)
11. Coreyah · Clap & Applause · Plankton Music (Korea)
12. Ghalia Benali & Romina Lischka · Call to Prayer · Fuga Libera (Tunesien/Schweiz)
13. Sidi Bemol · Chouf! · CSB Productions (Algerien/Frankreich)
14. Matthieu Saglio · El Camino de los Vientos · ACT Music (Spanien)
15. Brader Mûsikî · Herim Kuda · Terp (Kurdistan/NL)
16. La Banda Morisca · Gitana Mora · La Banda Morisca (Spanien)
17. BraAgas · Bestiále · Indies Scope (Tschechien)
18. Alhousseini Anivolla & Girum Mezmur · Afropentatonism · Piranha (Niger/Äthiopien)
19. Las Áñez · Reflexión · Las Áñez (Kolumbien)
20. Black Umfolosi · Washabalal’ Umhlaba / Earth Song · ARC Music (Zimbabwe)

Die TWMC TOP 20/40 bei: http://www.transglobalwmc.com/ und bei Facebook „Mondophon auf Radio ARA“ und www.woxx.lu/author/Klopottek.


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