MIKE BARKER: A Good Woman

In der glänzend besetzten Komödie „A Good Woman“ gerät das Liebesglück der Windermeres durch Lügen und Intrigen in Gefahr.

Endlich wird sie misstrauisch.

Mrs. Erlynne (Helen Hunt) bestreitet ihren Lebenserhalt, indem sie sich von wohlhabenden Männern aushalten lässt – sehr zum Ärger von deren Gemahlinnen. Als der New Yorker Lebedame die Kredite gesperrt werden, muss sie sich nach neuen Einnahmequellen umsehen. In Amalfi, einer malerischen italienischen Hafenstadt, die sich die amerikanische High Society zum Urlaubsreservoir auserkoren hat, wird sie schnell fündig. Jedenfalls verbringt sie auffällig viel Zeit mit dem gut aussehenden Bankier Robert Windermere (Mark Umbers), der sie großzügig mit Schecks entlohnt. Zugleich flirtet die notorische Verführerin mit Tuppy (Tom Wilkinson), einem alternden Millionär, der nach mehreren gescheiterten Ehen noch einmal das Wagnis einer Bindung eingehen will. Der vom Müßiggang gelangweilten Urlaubsgesellschaft bietet Mrs. Erlynne reichlich Anlass zu Klatsch und Tratsch. Nur Roberts junge Braut, die in Liebesintrigen unerfahrene und ihrem Gatten blind vertrauende Meg Windermere (Scarlett Johansson), ahnt nichts vom Geheimnis, das ihr Gemahl um jeden Preis zu wahren sucht.

Das Drehbuch zu „A Good Woman« basiert auf einem Theaterstück von Oscar Wilde, das 1892 unter dem Titel „Lady Windermere’s Fan“ uraufgeführt wurde. Für die Verfilmung der amüsanten Komödie hat Mike Barker einen klugen Mittelweg zwischen Adaptation und originalgetreuer Wiedergabe gewählt. Die Handlung wird in die frühen dreißiger Jahre verlegt und spielt somit noch weit genug in der Vergangenheit, um die traditionelle Geschlechterkonzeption, ohne die die Dramatik nicht funktioniert, nicht allzu anachronistisch erscheinen zu lassen. Trotzdem bleibt der Film nah genug an der Gegenwart, um „A Good Woman“ nicht als verstaubten Kostümfilm zu präsentieren. Ort des Geschehens ist nicht mehr das neblige London, sondern die in gelbliches Licht getauchte und reizvoll fotografierte Küste Italiens.

Im Übrigen bleibt der Regisseur seiner Vorlage weitgehend treu. Wie in der Komödie des irischen Dandys lassen sich die Figuren in „A Good Woman“ in ein simples Raster einfügen, für das nur zwei Unterscheidungen wesentlich sind: Geschlecht und Grad an Zynismus. Auf der einen Seite haben wir die RomantikerInnen. Frei von Enttäuschungen und reich an Idealen suchen sie in der monogam geführten Ehe die Erfüllung ihrer aufblühenden Liebe. Anders die ZynikerInnen, die, wie man es von Oscar Wilde gewohnt ist, die erdrückende Mehrheit stellen. Frei von Illusionen und reich an Lebenserfahrung, die sie in geistreichen Bonmots kundtun, haben sie sich in ihren Ehen bequem eingerichtet und frönen ihren geschlechtsspezifischen Hobbys. Den Stürmen der Leidenschaften haben die meisten von ihnen längst abgeschworen und steuern den ruhigen Hafen sexueller Lustlosigkeit und Ohnmacht an.

Während die Trennungslinie zwischen den Geschlechtern auf gegenseitigem Unverständnis
beruht und unaufhebbar scheint, kommt für RomantikerInnen meistens der Moment, in dem die Ereignisse sie zwingen, ins gegnerische Lager zu wechseln. Auch das junge Liebesglück der Windermeres gerät in Gefahr, als Robert sich allem Anschein nach auf amouröse Abenteuer einlässt. Als seine Frau von den Stelldicheins erfährt, droht ihr Wertekosmos zusammenzufallen. Nun da sie Gleiches mit Gleichem zu vergelten sucht, steht die Ehe kurz vor dem Abgrund. Ausgerechnet Mrs. Erlynne wird es obliegen, dem Paar beizubringen, dass aufrichtige Aussprachen und ein wenig Nachsicht mehr wert sind als beschworene Seelenverwandtschaften und heilige Treueide.


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