ROB COHEN: Die Rache der einfallslosen Mumie

Der dritte Teil der „The Mummy“ Serie beweist, dass kommerzielles Kalkül und jede Menge Action nicht immer gut tun.

Ob er noch schnell eine Beijing-Cola kaufen will? Oder doch nur die Weltherrschaft erobern?

Zufälle gibt’s. Da starten die Olympischen Spiele in China, und am gleichen Tag läuft ein Film namens „The Mummy: Tomb of the Dragon Emperor“ in den luxemburgischen Kinos an. Kann das noch ein Zufall sein? Natürlich nicht, denn dem dritten Teil der „The Mummy“ Serie könnte man schon vor der Begutachtung des Films den Preis für die einfallsloseste und vorhersehbarste Trittbrettfahrerei des Jahres verleihen. Seit Monaten ist das Thema „China“ nicht mehr aus den Medien wegzudenken: Keinen Tag ohne China-Reportage im TV, keine Buchhandlung ohne dutzendfache Reiseführer und Bilderbände im Angebot. Stephen Sommers, seines Zeichens Regisseur der ersten beiden „The Mummy“ Filme, erkannte das Potential dieses China-Hypes früh genug und gab die Produktion eines weiteren Mumienfilms rechtzeitig in Auftrag. Das Regie-Zepter übernahm allerdings der talentfreie Rob Cohen, der in seiner Filmographie schon künstlerische Entgleisungen wie „Stealth“, „The Fast and the Furious“ und „xXx“ zu verantworten hat. Auch beim dritten Teil der „The Mummy“ Reihe lässt Regisseur Cohen es sich nicht nehmen, sein Publikum mit dämlichen Einfällen, einer lustlosen Inszenierung, schlechten Computereffekten und einem respektlosen Umgang mit hochkarätigen asiatischen Schauspielern zu belästigen.

Fairerweise sei erwähnt, dass die Probleme schon mit dem katastrophalen Skript beginnen. In den Grundzügen erinnert die Geschichte an den ersten Teil der Serie, nur dass diesmal keiner der Schauspieler auch nur annähernd in seine Rolle findet. Der Legende nach wurden der berüchtige „Drachenkaiser“ Han (Jet Li) und seine Armee vor Tausenden von Jahren von der Zauberin Zi Juan (Michelle Yeoh) mit einem Fluch belegt. Alex O’Connell (Luke Ford), Sohn von Rick und Evelyn O’Connell (Brendan Fraser und Maria Bello) gräbt den Kaiser allerdings in den späten 1940er Jahren wieder aus und stürzt seine Familie dadurch in ein weiteres Abenteuer, denn Han will natürlich die Weltherrschaft an sich reißen. Wie originell.

Rachel Weisz, die Evelyn O’Connell in den ersten beiden Teilen verkörperte, war schlau genug diesem filmischen Schnellschuss eine Absage zu erteilen. Zurecht, denn besonders in Bezug auf die Charaktere funktioniert hier gar nichts: Luke Ford und Brendan Fraser sehen nicht aus wie Vater und Sohn sondern wie Brüder und die kühle Maria Bello ist eine glatte Fehlbesetzung. Einzig John Hannah als Evelyn’s linkischer Bruder gelingt es an die vergangenen Filme anzuknüpfen.

Die Storyelemente wurden dreist bei kommerziellen Meilensteinen wie „Indiana Jones und der letzte Kreuzzug“ und „Hero“ zusammengeklaut, wobei die Fallen in der obligatorischen Erkundung von Han’s Begräbnisstätte allerdings frappierend an die letzten „Tomb Raider“ Spiele erinnern. Überhaupt lässt der Film das Ägypten-Flair vermissen, ein Element das die ohnehin mittelmäßigen Vorgänger wenigstens einigermaßen erträglich gestaltete.

Spätestens wenn im Mittelteil des Films schlecht animierte Yetis den Helden im Himalaya zur Hilfe eilen und Cohen zwar vier Stars des Hongkong Kinos vor der Kamera versammelt, ohne auch nur annähernd von deren Talent Gebrauch zu machen, fühlt man sich als Zuschauer verdummt wie schon lange nicht mehr. Dazu gesellt sich Randy Edelmanns aufdringlicher Score, gähnende, sich Minuten vorher ankündigende humoristische Pointen und eine – gemessen am Budget – erschreckend lieblose Umsetzung der Actionszenen. Klar, einige Explosionen haben Schauwert, aber was nützt das wenn man als Zuschauer nur noch das Ende des Films herbeisehnt.

Der dritte Teil der „The Mummy“ Reihe ist ein Paradebeispiel dümmlichen Hollywood Kinos, das sich nicht einmal annähernd die Mühe macht seine kommerziellen, auf dem grassierenden China-Hype beruhenden Absichten, zu verstecken.

„The Mummy: Tomb of The Dragon Emperor“, im Utopolis.


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