Der Spagat zwischen Konservatismus und Modernität, in dem sich die CSV seit einem Jahrzehnt befindet, führte in den vergangenen Wochen zu widersprüchlichen Aussagen von Parteikadern bei Themen wie Religionsunterricht und Euthanasie. Nach der zurückhaltenden Reaktion auf die Aussagen von Françoise Hetto-Gaasch und der strengen Maßregelung von Marie-Josée Franck konnte man sogar meinen, der fortschrittliche Flügel habe die Oberhand gewonnen. Doch am Mittwoch abend wurden im CSV-Nationalrat die Karten wohl neu gemischt. Jedenfalls gab sich Parteipräsident François Biltgen am folgenden Morgen im RTL-Interview pfäffisch und stramm rechts wie kaum je zuvor. Im Kern unterstütze auch Françoise Hetto die Grundidee, dass Religion in die Schule gehöre, so Biltgen. Weiter argumentierte er brav auf Bistumslinie, dass die Mehrheit der Bürger den religiösen „Werteunterricht“ wähle und dass es nicht in Frage komme, über eine simple Abschaffung des Religionsunterrichts zu diskutieren. Der CSV-Präsident berichtete, zum Islam in Luxemburg habe es viele Fragen gegeben, vor allem was die öffentliche Ordnung angehe. Dort befinde sich für die CSV die Grenze der Religionsfreiheit, zum Beispiel wenn man an öffentlichen Orten verschleiert auftrete. Auf die erstaunte Nachfrage des Journalisten bestätigte Biltgen: „In einer offenen Demokratie gibt es keinen Grund – auch keinen religiösen – sein Gesicht zu verbergen.“ Unklar ist, ob der Wunsch, das Verschleiern zu verbieten, eher mit Islamophobie oder aber mit den Kameras zu tun hat, mit denen Luc Frieden öffentliche Plätze überwachen will. Klar ist, dass auf Luxemburg schöne Zeiten zukommen.
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