Seit dem 1. Januar 2009 gibt es „myenergy“ – die „nationale Struktur zur Information und Beratung in den Bereichen Energieeffizienz und erneuerbare Energien“.
Gleich zu Beginn des Gespräches mit den Verantwortlichen von „myenergy“ kommt es zum faux pas: Bei der Bitte doch die wichtigsten Funktionen ihrer „agence“ darzulegen, muss der nur flüchtig informierte Journalist sich belehren lassen, dass „myenergy“ und die „energieagence“ – hervorgegangen aus der alten „Agence de l’énergie“ – nun doch wirklich zwei unterschiedliche paar Schuhe sind. Dass man auch noch an der gleichen Adresse wohnt, und der Webauftritt der beiden Strukturen sich bis hin zum „e“-Logo gleichen wie ein Ei dem anderen, macht es dem Energielaien tatsächlich nicht ganz einfach, den Unterschied festzustellen.
Doch spätestens, wenn es darum geht, die Dienste der beiden Dienststellen in Anspruch zu nehmen, wird der Unterschied spürbar – vor allem im Portemonnaie. Während die Agentur Energieberatung gegen Bares anbietet und in diversen „kommerziellen“ Energievorhaben aktiv ist, offeriert myenergy seine Dienste in der Regel gratis. Dafür dürfen Interessenten natürlich nicht erwarten, dass ihnen eine auf ihre Bedürfnisse zurechtgeschnittene Holzhackschnitzelanlage angeboten, oder etwa der berühmt-berüchtigte Energiepass für das Eigenheim ausgestellt wird. Die Beratungsstruktur wird sowohl vom Wirtschaftsministerium, als auch von Ministerium für nachhaltige Entwicklung getragen.
„Wir machen Grundberatung“, so Jeannot Behm, das heißt, dass Privatinteressenten sich über Möglichkeiten des Energiesparens etwa bei Altbausanierung oder Neubau informieren können. Anlaufstellen sind – neben der Zentrale in der rue Michel Rodange in Luxemburg-Stadt – eine Reihe von „infopoints“ auf dem flachen Land, die nach und nach in Zusammenarbeit mit kommunalen oder regionalen Strukturen aufgebaut werden. Eine Gratis Hotline ermöglicht es Interessenten auf unkomplizierte Weise grundsätzliche Informationen zu verschiedenen Fragen in den Bereichen Energieeffizienz und erneuerbare Energien einzuholen.
Welche Zuwendungen vom Staat sind vorgesehen, zum Beispiel wenn man einen Altbau saniert? Welche technischen Möglichkeiten gibt es mein Haus nachhaltig zu beheizen? Ist eine Wärmepumpe sinnvoll oder rentiert sich das Heizen mit Holz? Aber auch ganz alltägliche Tipps vom korrekten Lüften bis hin zum korrekten Einsatz von Energiesparlampen oder von abschaltbaren Steckerleisten kann man bei myenergy abrufen.
Spätestens aber wenn es um konkrete Vorhaben geht, setzt bei den myenergy-BeraterInnen eine deontologische Bremse ein. Der energiesparende Neubau, die energetische Sanierung von Altbauten, die Ausstellung eines Energiepasses – all das überlässt man professionellen Energieberatern aus dem privaten Sektor. Weil myenergy nicht am einzelnen Vorhaben mitverdient, soll die Beratung unabhängig sein und sich allein an Prinzipien der Nachhaltigkeit orientieren.
Neben der Grundberatung betreibt myenergy auch eine breiter angelegte Sensibilisierung. Etwa durch Vorträge oder sonstige Aktivitäten in und um die infopoints. Oder durch eine sichtbare Präsenz auf Messen – nicht zuletzt auch auf der Oekofoire – bei der vor allem mehrsprachige, kompakt abgefasste Faltblätter zu Einsatz kommen. Auch hier gilt: Es werden die Prinzipien des Energiesparens, die technischen Möglichkeiten und die Einsparpotentiale erläutert. So sollen die Betroffenen auf den richtigen Weg gebracht werden, in Richtung Energieeffizienz zu investieren.
Information und Sensibilisierung beschränken sich allerdings nicht auf Privatpersonen, sondern es werden auch Unternehmen oder öffentliche Träger angesprochen. Ebenfalls zum Programm von myenergy gehören landesweite Kampagnen.
Dass trotz allgemein steigendem Bewusstsein noch immer ein großes Nachholbedürfnis besteht, zeigt allein schon das Thema Wohnen. Allein 20 Prozent de Primärenergieverbrauchs entfallen hierzulande auf Gebäude. Dies ist wegen des ausufernden Transportbereiches im Vergleich zu anderen Ländern sogar ein atypisch niedriger Wert. Ein Großteil der Wohnungen stammen aus der Zeit vor 1995, dem Jahr, wo erstmals in Luxemburg energetische Mindeststandards im Wohnungsbau vorgeschrieben wurden.
„Bei einem Gesamtbestand von 200.000 Wohneinheiten bedeutet eine Sanierungsquote von bescheidenen 0,5% immer noch, dass rund 1.000 Wohnungen pro Jahr energietechnisch überholt werden müssen“, rechnet Jeannot Behm vor und hebt dabei auch die volkswirtschaftlichen Effekte etwa für die Handwerksbetriebe hervor. Deutschland hat sich gerade eine Sanierungsquote von zwei Prozent auferlegt – das würde auf Luxemburg umgerechnet 4.000 Sanierungsbaustellen bedeuten. Es sei schwer vorstellbar, wie mit den aktuellen Ressourcen ein solches Programm hierzulande zu bewerkstelligen wäre. Luxemburg auf diesen Weg zu bringen – auch darin sieht myenergy seine Aufgabe.
www.myenergy.lu, hotline: 8002 11 90
28, rue Michel Rodange
L-2430 Luxembourg