Frausein allein adelt nicht – der Spruch fällt einem beim Blättern in der Neuauflage von Marie-Louise Tidick-Ulvelings „Im Zeichen der Flamme” ein. Mit der Erzählung aus dem Jahre 1961 über die Hexenverfolgungen hat das Centre national de littérature in seiner Reihe „Lëtzebuerger Bibliothéik“, in der bislang so illustre Autoren wie Michel Rodange, Batty Weber oder Joseph Funck erschienen, erstmals eine Frau gewürdigt. Das Thema eignet sich sicherlich für eine literarische Verarbeitung, doch bei dieser Erzählung muss nicht nur der Wert als Zeitdokument in Zweifel gezogen werden. Der Kommentar erwähnt zaghaft „sprachliche Schwächen” oder „einen Stil, der von manchen Kritikern als antiquiert bezeichnet wird.” Das bestätigt sich beim Lesen von Zeilen wie zum Beispiel dieser: „Frühzeitig beschwerte die köstlich klare Frühlingsluft sich mit sommerlicher Schwüle.” Oder: „In dem festen Händedruck, mit dem sie schieden, lag ein schwerwiegend Verstehn.” Aus dem Kommentar wird nicht erkennbar, weshalb Tidick-Ulvelings Erzählung trotzdem „zu den wichtigsten Beiträgen zur Luxemburger Literatur der Mitte des 20. Jahrhunderts” gehören soll. Wenn es die Absicht des CNL gewesen sein sollte, Literatur von Frauen zu valorisieren, so hätte es Alternativen gegeben, etwa von Autorinnen wie Marie-Henriette Steil oder Alice Geschwind zu veröffentlichen.
Tidick-Ulveling, Mimy: Im Zeichen der Flamme. Vorgestellt und Kommentiert von Sandra Schmit. Mersch, CNL, 2010.