Die Einwohner der Stadt Luxemburg staunten nicht schlecht, als sie Anfang August per Aushang und Publikation in der Tagespresse aufgefordert wurden, binnen 30 Tagen ihre Meinung zu den von der nationalen Eisenbahngesellschaft CFL unterbreiteten Planungsvorhaben bezüglich des zweigleisigen Ausbaus der Strecke nach Trier zu äußern. Betroffen sind vor allem die Anrainer in Cents, die sich auf eine mehrjährige Baustelle gefasst machen müssen. Außerdem sehen sie sich dem Problem ausgesetzt, dass durch den Neubau der beschrankte Bahnübergang Richtung Sandweilerstraße verschwinden soll. Damit wäre der Cents nur noch von Süden und Norden erreichbar, die östliche Zu- und Abfahrt zur Hauptstraße Luxemburg-Irrgarten unterbunden. Anlässlich des City-Breakfast dieser Woche machten Bürgermeister Helminger und Verkehrsschöffe Bausch ihrem Ärger Luft, weil sie sich von den CFL überrumpelt spürten. Nicht weniger als 100 Beschwerden wurden bei der Gemeinde eingereicht. Die Stadtoberen sahen sich zudem dem Vorwurf ausgesetzt, die Beschwerdephase in den Urlaubsmonat August gelegt zu haben. Doch die konnte gar nicht anders, da sie per Gesetz verpflichtet ist, spätestens zehn Tage nach Eingang des Antrags, die Anhörungsprozedur zu starten. Der Vorwurf an die CFL und die Regierung: Bevor ein Planungsvorhaben auf den Instanzenweg gebracht wird, sollte zunächst mit den betroffenen Kommunen gesprochen werden, um so gröbste Schnitzer zu vermeiden. Außerdem sind die Gemeinden näher am Puls der Bevölkerung. Die Stadt wird sich den Einwürfen der Centser-BürgerInnen anschließen und darauf pochen, dass der Streckenausbau erst erfolgt, wenn eine seit langem in der Diskussion befindliche Brücke von Cents Richtung Sandweiler-Straße realisiert wurde. Die CFL-Pläne sind hinsichtlich dieses chronologischen Ablaufs widersprüchlich. Außerdem besteht der Verdacht, der Staat und die CFL wollten eine zukünftige Brücke über das gesamte Tal spannen und somit die Industriezone Hamm an Cents anbinden … und damit unnötigen Verkehr in das Wohnviertel lenken. Bezüglich der Chronologie scheint die Bahn einzulenken: Der derzeitige Barrieren-Übergang wird erst geschlossen, wenn die neue Brücke steht. Fragt sich nur wieso es auf einmal so eilig gehen musste.
Es ist nicht das ertes Mal, dass Gemeinde und CFL – und damit auch das Infrastrukturministerium – in Sachen Bauvorhaben im Clinch sind. Wegen umfangreicher Modernisierungsarbeiten wurde vor Monaten der Nationale Fahrradweg PC1 im Grund gekappt und einfach als nicht mehr benutzbar deklariert. Die Gemeinde Luxemburg, die in dieses Vorhaben nur verspätet eingeweiht wurde, realisierte daraufhin eine Notumgehung, so dass den RadfahrerInnen die vielbenutzte Strecke Richtung Hesperingen wieder zur Verfügung steht.
Vielleicht bietet ja der „CFL Mobilitätskongress“ am Dienstag nächster Woche in der Abbaye Neumünster die Gelegenheit, dass Stadt, Staat und Eisenbahngesellschaft sich zusammenraufen und sich fortan über zukünftige Projekte gegenseitig in Kenntnis setzen. Unter dem Motto „Wie komme auch ich zum Zug?“ wollen Minister, Schöffen und internationale Wissenschaftler über die Mobilitätskette im grenzüberschreitenden Schienenverkehr diskutieren.
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