STEVEN SODERBERGH: Unansteckender Starauflauf

Contagion soll die Konsequenzen einer Pandemie realitätsgestreu darstellen, doch das Resultat ist ein langweiliger Katastrophenfilm.

Das Virus ist sicher ansteckender als der Film.

Handeschütteln, Augen reiben, in die kleine Schale mit den Erdnüssen greifen: Diese ordinären Handlungen führen in Contagion fast zum Ende der Menschheit. Der Film erzählt, wie ein bisher unbekannter Virus sich in nur wenigen Stunden auf mehrere Kontinente verteilt. Regisseur Steven Soderbergh und Drehbuchautor Scott Z. Burns behandeln das Thema aus der Sicht von Forschern, Familien, Politikern und Journalisten. Die Parallelen mit der rezenten Schweinegrippe sind interessant, und die unzähligen Storylines bieten einen sehr ehrgeizigen Anfang, doch der Film liefert nichts Neues und wirkt zudem sehr uninspiriert.

Erste Infizierte ist Beth Emhoff (Gwyneth Paltrow), die auf einer Geschäftsreise in Hong Kong infiziertes Schweinefleisch in einem Casino bestellt. Nach dem Essen posiert sie noch für ein Foto mit dem Koch, trinkt Cocktails, zockt und unterhält sich mit verschiedenen Leuten. Auf dem Rückflug macht sie einen kurzen Abstecher in Chicago, und schläft dort mit ihrem Ex-Freund. Kurz: Sie ist die erste Virenschleuder des unbekannten Erregers, der sich vom Casino aus über Asien, Europa und Amerika verbreitet. In ihrem Heimatort Minneapolis angekommen, bekommt Beth Emhoff fürchterliche Krampfanfälle und stirbt vor den Augen ihres Mannes (Matt Damon), dessen Stiefsohn wenige Stunden später ebenfalls den Folgen des Virus erliegt. Der Vater wird unter Quarantäne gestellt, Ärzte finden jedoch heraus, dass Emhoff immun ist und so wird er entlassen. Ein Fluchtversuch mit seiner Tochter aus der Stadt scheitert, denn über ganz Minneapolis wird nun Quarantäne verhängt. Die beiden verbarrikadieren sich in ihrem Haus, während um sie herum Plünderer und Randalierer Chaos verursachen.

In Atlanta beraten sich Repräsentanten des Ministeriums für Innere Sicherheit der Vereinigten Staaten mit Dr. Ellis Cheever (Laurence Fishburne) vom Center for Disease Control and Prevention. Diese vermuten einen Anschlag mit biologischen Waffen. Dr. Erin Mears (Kate Winslet) wird nach Minneapolis geschickt um den Ursprung des Virus` zu ermitteln, wird allerdings wenig später selbst angesteckt und stirbt. Gleichzeitig verbreitet Alan Krumwiede (Jude Law), ein dubioser Journalist, das Gerücht, dass die Pflanzengruppe der Forsythien als Impfstoff wirken. Im gleichen Moment ermittelt Dr. Leonora Oranted (Marion Cotillard), eine Epidemiologin der Weltgesundheitsorganisation zusammen mit ihrem Kollegen Sun Feng (Chin Han) in Hong Kong. Als bekannt wird, dass amerikanische Forscher einen Impfstoff entdeckt haben, beginnt ein bitterer Kampf um die kleinen Ampullen mit der Medizin.

Dies ist nur eine kurze Zusammenfassung der unzähligen Handlungen, Rollen und Themen, die in Contagion zusammengewürfelt wurden. Die Starbesetzung will in weniger als zwei Stunden alle Probleme des 21. Jahrhunderts analysieren: Terrorismus, Bürokratie, Pharmakonzerne, Niedergang der Druckmedien, Abholzung der Wälder, Überbevölkerung … Soderbergh will die reellen Konsequenzen einer Epidemie zeigen. Doch bei Contagion handelt es sich nicht um einen Dokumentarfilm, sondern um eine langweilige, lustlos und übereilt produzierte Fiktion. Außerdem sind die Hauptfiguren derart unentfaltet und leer, dass deren Schicksale wenig berühren. Der Weltuntergang durch Viren ist im Sci-Fi/Horror Genre bereits unzählige Male auf viel originellere Art und Weise dargestellt worden. Wer also Filme wie 28 Days Later oder auch wie auch Dokumentarfilme mag, wird gegen Contagion immun sein.

Im Utopolis und im CinéBelval.


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