LUXEMBURG STADT: Sozialstrukturen im Ausbau

Im Januar öffnet die neue provisorische Fixerstuff ihre Pforte. Auch die „Stëmm vun der Strooss“ sucht neue, größere Räumlichkeiten.

„Das Dossier Fixerstuff war nicht vergessen, aber auch keine Priorität des Service de l’urbanisme“, gestand Xavier Bettel beim City-Breakfast diese Woche. Nachdem in der Vergangenheit das Luxemburger Verwaltungsgericht die Genehmigung zum Bau der „Fixerstuff“ in der hauptstädtischen Rue d`Alsace mit der Begründung verweigert hatte, der Bebauungsplan der Gemeinde erlaube keine definitive Konstruktion auf einem „Terrain à études“ ? wegen der Nähe zum Firmensitz hatte Paul Würth seinerzeit Klage gegen das Vorhaben eingereicht -, soll nun Bewegung in die Sache kommen: Der jetzige Schöffenrat werde nicht mehr warten, bis der neue Bebauungsplan abgeschlossen ist, sondern plane schon jetzt eine Reklassierung des Grundstücks. Zwar riskiere man auch damit wiederum Einsprüche, doch könne so das Prozedere verkürzt werden, argumentiert Bettel. „Ich habe Bautenminister Claude Wiseler, der im Verwaltungsrat von Paul Würth sitzt, aufgefordert, auch dort im Sinne der definitiven Fixerstube zu wirken“, so Bettel.

Bis dahin hat man sich weiter mit Provisorien abzufinden. So soll die bisherige „Fixerstuff“ in der Route de Thionville in Bonneweg, die geschlossen und abgerissen wird, schon im Januar 2012 durch eine neue provisorische Containeranlage, zwischen dem heutigen Standort und der „Pénétrante Sud“, ersetzt werden – allerdings werden die Drogenabhängigen dort auf der Kreuzung wiederum den Blicken aller Passanten ausgesetzt sein. Die neue Struktur wurde notwendig, da das 2005 errichtete Provisorium längst marode war: „Die alten Container der Fixerstube waren nicht mehr wasserdicht, und die Sicherheit konnte nicht mehr garantiert werden“, so Bettel. Bei der neuen provisorischen Anlage sollen sich die Kapazitäten nicht ändern und auch die Gliederung in drei Bereiche beibehalten werden: ein Tagesfoyer (Kontakt-Café), der Drogenkonsumraum (Tox-In) und das Nachtfoyer („Nuetseil“) mit 42 Betten. „Es wäre sinnvoll, wenn dieses neue Provisorium 24 Stunden und an sieben Tage der Woche geöffnet hätte“, unterstreicht Bettel. Und auch andere Gemeinden müssten endlich Verantwortung übernehmen. „Es reicht nicht, dass jede Gemeinde ein Schwimmbad oder Kindertagesstätten hat; Sozialstrukturen gehören auch zu einer Gemeinde.“

Auch die „Stëmm vun der Strooss“ – seit 1996 bemüht sich der Verein um die Integration sozial Benachteiligter – plant einen Ausbau ihrer Einrichtungen. „Das Haus in Bonneweg, in dem wir zurzeit sind, ist nicht mehr adäquat. Wir haben jeden Tag weit über hundert Leute, die hier zu Mittag essen. Die Arbeitsbedingungen sind unter diesen Vorraussetzungen sehr schwierig. Auch aus Sicherheitsgründen ist das Haus nicht mehr optimal“, so Marcel Detaille, Präsident des Verwaltungsrats der „Stëmm vun der Strooss“. Das Haus beherbergt das Café Treffpunkt, „Dr Stëmm“, die Beratungsstelle, eine Kleiderkammer und die Wohnungsvermittlung Immo-Stëmm. Außerdem werden der medizinsche Beratungsdienst auf Rädern und die Publikation des zweimonatlich erscheinenden Magazins „Stëmm vun der Strooss“ von hier aus organisiert. Damit platzt das alte Haus aus allen Nähten. Gesucht wird deshalb nach einer neuen, moderneren Bleibe in der Nähe des Bahnhofs, dem Lebensumfeld vieler Betroffener. Das alte Haus soll aber nicht aufgegeben werden: Geplant ist, Arbeitsplätze für die Betroffenen zu schaffen, zum Beispiel im Bereich der Küche. „Wenn wir mehr Platz und Lagerkapazitäten haben, können wir mehr Lebensmittel der Supermarktkette Auchan annehmen, die uns kostenlos zur Verfügung gestellt werden. Wir können sie weiterverarbeiten und verschiedene Institutionen mit ihnen beliefern“, so die Idee der Verantwortlichen. Um sie zu realisieren, bedarf es jedoch vor allem der finanziellen Unterstützung durch das Ministerium.


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