„Ich verdiene zwar nichts, aber das finde ich ganz normal – wie blöd bin ich eigentlich? Besonders toll fühle ich mich, wenn ich einen Praktikumsplatz finde. Wie blöd bin ich eigentlich? Und wie blöd muss diese Welt sein, in der man, um zum Sklaven zu werden, einen Uni-Abschluss braucht?“, heißt es in „Parva que Sou“, einem Lied, das im Januar 2011 bei Konzerten in Lissabon und Porto erstmals gespielt wurde und sofort zur Hymne einer ganzen Generation wurde. Ana Bacalhau heißt die junge Frau anschaulich – wie Portugals Nationalgericht -, die als Sängerin von Deolinda kein Blatt vor den Mund nimmt. Beeinflusst vom Fado und traditioneller alentejanischer Folklore, brasilianischem Bossanova und Samba, lässt die populäre portugiesische Musikgruppe seit 2006 von sich hören. Während schon das Debüt-Album „Canção ao Lado“ Doppel-Platin gewann, erreichte die Band mit ihrem letzten Album Dois selos e um carimbo (Zwei Briefmarken und ein Stempel) ohne Umwege die portugiesischen Albumcharts. Mittels traditionellen Instrumenten (klassische Gitarre, Ukulele, Cavaquinho, Guitalele) und der ausdrucksstarken, tiefen Stimme von Bacalhau, gelingen Deolinda nicht nur schöne Melodien, sondern die zum großen Teil selbst komponierten Lieder beinhalten auch immer wieder bittere Ironie. So seufzt Bacalhau in schönster Fado-Saudade: „Ai tristeza“ – nur, um gleich darauf das gesamte Genre zu hinterfragen: Fado sei ein Nest der Konservativen. Die eigenwillige Portugiesin mokiert sich auch schon mal über träg gewordene Politaktivisten, die ihren politischen Einsatz wegen einem Fußballspiel verschieben. Trotzig, aber durchaus liebevoll sind auch die Album-Booklets der Gruppe.
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