SAM MENDES: Der Agent der vom Himmel fiel

Die größte Marketing-Maschine der Filmgeschichte meldet sich zurück. In „Skyfall“ wird James Bond zwar definitiv ins digitale Zeitalter befördert, bleibt sich selbst und seinen – peinlichsten – Klischees aber durchgehend treu.

Auch die Agenten ihrer Majestät müssen sich von Zeit zu Zeit bei etwas Kunst erholen.

Als ein MI6 Agent in der Türkei umgebracht und dabei eine Festplatte mit Daten von Nato-Agenten in verdeckter Mission in Terrororganisationen gestohlen wird, schickt der britische Auslandsgeheimdienst seine besten Agenten: Mrs Moneypenny und natürlich James Bond. Doch während der Verfolgungsjagd mit dem Täter, einem französischen Söldner, wird Bond von seiner Kollegin aus Versehen von einem fahrenden Zug geschossen, auf dem er gerade versuchte, den flüchtenden Bösewicht im Nahkampf außer Gefecht zu setzen. Bond landet in einem tosenden Fluss, wird von der Strömung weggeschwemmt und von der Außenwelt totgeglaubt. Doch 007 ist ein zäher Bursche: Er überlebt und widmet sich eine Weile dem Alkohol und den Frauen, das was er wohl am Besten kann.

Zu Hause wird seine Hilfe jedoch bald benötigt, denn die Namen von fünf verdeckten Nato-Agenten wurden im Internet veröffentlicht. M, die Chefin des Geheimdienstes, gerät unter Druck wegen den vielen Rückschläge, die das MI6 nicht verhindern konnte. Als eine Bombe im Hauptquartier des Geheimdienstes explodiert, entscheidet sich Bond nach London zurückzukehren und seine Dienste wieder anzubieten. M schickt ihn nach Shanghai, wo Bond den französischen Söldner wieder auffinden und töten soll. Doch wird 007, durch seine Verletzung und den Hang zum Hochprozentigen ein wenig geschwächt, wieder rechtzeitig fit um die Pläne des irrsinnigen Bösewichten Raoul Silva zu verhindern?

50 Jahre sind es her seit Sean Connery als erster Agent ihrer Majestät auf den Bildschirmen zu sehen war. Seither wurden Ian Flemings Romane 22 weitere Male verfilmt. Sam Mendes ist es gelungen, Bond ins digitale Zeitalter der Smartphones und des Cyberterrorismus zu befördern. So sieht man wie der Agent müde lächelt als er den nerdigen und jungen Quartiermeister – kurz Q – kennenlernt. Als der ihm jedoch eine sehr praktische Waffe überreicht und ihm später mit seinem Programmiertalent aushilft, muss Bond den neuen Technologien Respekt erweisen – allein schon wegen der gesponserten Smartphones im Film.

Gleichzeitig bleibt Mendes jedoch der Legende treu, und die eine oder andere Hommage an die frühen Filme – der Aston Martin DB5 ersetzt die BMWs – sorgen, gekoppelt mit der klassischen Titelmelodie, für Heiterkeit im Kinosaal. Durch die Szenen in den wunderschönen schottischen Highlands, wo Fleming übrigens aufwuchs, erfährt man mehr über Bonds Kindheit, obwohl diese Einblicke sehr oberflächlich wirken. Daniel Craig spielt den Agenten mit einer stoischen Ausdruckslosigkeit, die die Figur eher langweilig macht. Sein Körper, im Film entweder im feinsten Zwirn oder gunbekleidet, ist dabei fit wie ein Turnschuh. Es ist Bonds Gegner, der Skyfall erst richtig interessant macht. Javier Bardem spielt einen irren Ex-Agenten, der sich nach einer misslungenen Mission von M verraten fühlt und nun auf Rache sinnt. Bardem trägt hierzu mittellanges blondes Haar und erinnert auch durch seine Mimik sehr an seine Rolle als durchgeknallter Serienmörder in „No Country for Old Men“. Die homoerotischen Annäherungen von Raoul Silva an den Agenten, und dessen interessante Reaktion, verzerren das traditionelle Macho-Image des James Bond humorvoll, auch wenn Bond immer noch Frauen verführt um sie Sekunden später wieder fallen zu lassen – wenn sie nicht schon vorher von Bonds Kontrahenten kalt gemacht werden. Hinzu kommen natürlich atemberaubende Verfolgungsjagden, die bereits in den ersten Szenen des Films durch ihre Originalität und den massiven Aufwand überzeugen, und so von der teils lächerlichen Handlung ablenken. Roger Deakins, Lieblingskameramann der Coen Brüder, sorgt für sehr atmosphärische Bilder, die die Ästhetik des Bond Universums hervorragend illustrieren. Auch typisch für Bondfilme sind die Produktplatzierungen, die den Zuschauern in „Skyfall“ bei jeder Gelegenheit vor die Nase gehalten werden. Die Werbung einer holländischen Biermarke hat angeblich fast einen Drittel des geschätzten 150 Millionen Dollar Budgets des Filmes eingebracht. So nuckelt Bond halt ein paar Sekunden an einer grünen Bierflasche, das Logo natürlich zur Kamera gekehrt. Trotz allem bleibt „Skyfall“ ein gelungener Bond-Film, der die Zuschauererwartungen – schöne Frauen, teure Autos, knallige Action und den Triumph des „Guten“ – allesamt erfüllt.

In allen Kinos Luxemburgs (außer Kinosch).


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