HARDCORE: Wüste Schreie

Die Kulturfabrik in Esch gilt seit jeher als Mekka der Hardcore-Musik in Luxemburg. Und auch am 8. November gibt die sich mal wieder die Ehre mit gleich vier Bands, die mit der Welt noch so manche Rechnung offen haben.

Trinken nicht nur Apfelsaft: An Apple A Day sind die luxemburgischen Vertreter bei diesem internationalem Metalcore-Treffen.

Seit den 1970er Jahren wird man immer wieder mit dem Genrebegriff „Metal“ konfrontiert. In den vergangenen 40 Jahren kam es zu zahlreichen Abzweigungen und Mischgefügen mit anderen Stilrichtungen. Eine der aktuell wohl am populärsten Derivationen ist die des Metalcore, die Einflüsse von Death Metal und Hardcore Punk beinhaltet – zwei Musikrichtungen die noch vor rund 15 Jahren unvereinbar schienen. Genau so lassen sich auch die hyperbolischen Stimmungswechsel in dieser Musik erklären. Es wird geschrien, gegrunzt oder gesungen, und dies alles aufeinanderfolgend. Nun lädt die Kulturfabrik in Esch am 8. November zu einem Konzert mit vier Vertretern des Metalcore ein.

Beginnen wir mit dem Headliner des Abends, „Oh, Sleeper“ aus den Vereinigten Staaten, die 2006 zusammengefunden haben. Der Name des Gitarristen Shane Blay dürfte wohl einigen ein Begriff sein, denn das frühere Mitglied von „Between the Buried and Me“ versucht sich in dieser Formation zusammen mit James Erwin, dem ehemaligen Gitarristen der Band „Termina“, sowie Micah Kinard am Mikrofon, Zac Mayfield an den Drums und Nate Grady an der Bassgitarre. Resultat ist eine aggressive, technisch versierte, schaurig melodiöse Musik. Sie zeichnet sich durch das chaotische Wechseln der Stimmungslagen und die christlich bestimmten Texte aus. Wen dies wundert, sollte wissen, dass Micah Kinard in einem Interview verriet, der Name der Band entspringe einem Vers der Bibel: „Awake, o sleeper, and arise from the dead, and Christ will shine on you.? Ob diese Bekennung dem Marketing oder der Überzeugung geschuldet ist, weiß wohl nur eine höhere Kraft. Bei all dem Gegrunze geht die biblische Message eh unter.

Die norwegische Band mit dem Namen „Social Suicide“ – eine englische Redensart für das französische „faux pas“ auf sozialer Ebene – begleitet die US-amerikanischen Bibelrocker auf ihrer Tournee. Ihr Debütalbum „Broken Pilgrims“ erschien 2011, doch inzwischen haben sie mit Marius Jahnsen den Posten des Frontmanns neu besetzt. Dieser verfügt über eine frostige Lunge und ergänzt somit den kompromisslosen und chaotischen Sound der Truppe. Mit ihrer letzten Platte „A Genetic Hoax“, die übrigens nur im Internet erhältlich ist, sollte sie sich nun im modernen Hardcore etabliert haben. Man darf gespannt sein, ob die Band einem die klirrende Kälte Norwegens auch in der Kufa vermitteln kann.

Egal ob es nun dank der Skandinavier regnet oder schneit, einer wird sicher besondere Freude an diesem Abend haben. Die Rede ist von Eric, Gitarrist der luxemburgischen Krachmacher von „An Apple a Day“, der „Oh, Sleeper“ als seine Lieblingsband bezeichnet. Zusammen mit den anderen Bandmitgliedern wird er versuchen, die Zuhörer mit modernem Metal zu begeistern. In den Texten versucht ihr Sänger von dem zu erwartenden Weltuntergang und der Natur, die sich am Menschen rächt, zu erzählen. Natürlich klingt die Musik dementsprechend düster und brutal. Bis zur Veröffentlichung ihrer zweiten EP dauert es nicht mehr lange, am 21. Dezember soll es in der Rockhal soweit sein.

Desweiteren empfängt Esch an jenem Abend Besuch aus dem Saarland. Es handelt sich um das Quintett „Saddest Messiah“, das 2008 ihre Debut-EP veröffentlichte. Es versucht seinen Texten politische und gesellschaftkritische Noten zu verpassen. Da es sich auch hier beim Gesang aber fast ausschließlich um „Geschrei“, handelt, tut man wohl besser daran, die Lyrics irgendwo nachzulesen. Auch hier geht es musikalisch gesehen ziemlich viel hin und her, die Jungs legen viel wert auf Moshparts, wo heftig getanzt werden soll, und die ruhigen Momente überraschen meist durch ihre gepflegte Milde.

Wer vor nichts zurückschreckt und der Moderne ins Gesicht sehen will, sollte sich also am 8. November nach Esch in die Kufa begeben.

Oh Sleeper, am 8. November in der Kulturfabrik.


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