METAL: Düsteres neues Jahr

Die schwedische Kultband „Cult of Luna“ ist nach vielen Jahren wieder aus der Versenkung aufgetaucht und bietet Erstaunliches.

Kennen den Mann im Mond wohl persönlich: „Cult of Luna“.

Vier Jahre ist es her, da brachte die schwedische Formation „Cult of Luna“ nach intensiver Arbeit das Album „Eternal Kingdom“ auf den Markt. Seither ist fast eine halbe Ewigkeit vergangen, und so mancher Fan dürfte sich gefragt haben, wie lange es denn noch dauern wird, bis das sechste Album „Vertikal“ zu hören ist. Nun, das Großherzogtum und seine nahe Umgebung können sich auf Januar 2013 freuen, denn da kommt das Oktett mit den neuen Sounds in der Kufa in Esch vorbei. Die Platte erscheint zu Weihnachten in Europa und nächstes Jahr in den USA.

In Umea in Schweden können die Nächte sehr lang werden. Da hat man genügend Zeit, Mond und Sterne am Himmel zu bestaunen. An anderen Stellen der Erde enstanden sogar ganze Kulte um die leuchtende Sichel. In Skandinavien dagegen formte sich 1998 eine Band, die sich mit dem Blick ins Ungewisse auseinandersetzte. Dass diese musikalische Reise eher düster ausfällt, kann man durchaus nachvollziehen, beherrschen doch Kälte und Schwärze die Wintertage im Norden.

„Cult of Luna“, das sind acht Musiker, die raue Hände und Stimmen haben, wenn sie keine Handschuhe oder Schals tragen. Sie wehren sich gegen die Einöde des geregelten Lebens, suchen nach einem vertikalen Schnitt, wollen die Monotonie ausblenden. Ihre Riffs sind brutal, voller Energie und Trotz, ihre Melodien melancholisch und sogar manchmal verspielt. Der Gesang ist wie ein Dröhnen, ein kalter Wind, der einem ins Gesicht bläst. Trotz dieses frostigen Wehens gelingt es ihnen, den Zuhörer zu überraschen. Genau das ist er, dieser Schnitt, mit dem man nicht gerechnet hat. Das Tempo hat gewechselt, die Stimmung ist umgeschlagen. Die Musik, sie ist eine Reise, eine Geschichte. Sie erzählt, was war, und sie berichtet von dem, was kommen kann. Zu hoffen bleibt nur, dass nichts von ewiger Dauer ist. Es muss eine Ende geben, einen Übergang in etwas Unerwartetes, Neues. Genau so neu und unbekannt bleibt bisweilen auch das neue Album, und man darf gespannt sein, ob „Cult of Luna“ sich ein weiteres Mal neu erfunden hat.

Die Schweden sind jedoch nicht die einzigen Vertreter des Post-Metal, Kälte herrscht ja nicht nur im Norden. In der Schweiz zum Beispiel kann man im Sommer in der Sonne baden und im Winter in den Bergen Ski fahren. Wenn’s heiß ist, kann man also mit Freunden „Dj Bobo“ am Pool lauschen und wenn’s friert, sich eine Platte von „Abraham“ vorm Feuer im Kamin anhören. Die letzteren unterstützen „Cult of Luna“ in der Kulturfabrik und werden den Abend einleiten. Auf den ersten Blick erscheinen sie genau so düster und brachial, aber im Unterschied zu „Cult of Luna“ lassen sie weitere Elemente aus anderen Musikrichtungen, wie Punk oder Thrash-Metal, in ihre Musik einfließen. Böse gesagt, wirkt der Frost aus den Alpen nicht gerade so originell. Es handelt sich bei dieser Formation auch „nur“ um ein Quintett, aber das sollte dann doch eher von Vorteil sein. Schließlich stellt eine Kost von acht verschiedenen Köchen eine schwerere Aufgabe dar. Das zweite und bisher letzte Album „The Serpent, the Prophet and the Whore“ der Schweizer erschien im September dieses Jahres. Vielleicht müssen die bärtigen Männer einfach das Rasiermesser noch etwas länger im Schrank lassen, bis ihnen die letzte Zutat einfällt, die ihre Musik von anderen unterscheidet.

Freunde von verzerrten Gitarren und dreckigen Bässen dürfen sich also auf einen intensiven Abend in Esch freuen. Zugedröhnt wird man freilich nicht, dafür sind dann doch zu viele ruhige und melodiöse Parts drin. Wer Bands wie „Isis“, „Neurosis“ oder „Pelican? mag, könnte durchaus Gefallen an „Cult of Luna“ und „Abraham“ finden.

Am 18. Januar 2013, in der Escher Kulturfabrik.


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