(lm) – Ist die Zeitschrift Forum eine alte linkskatholische Tante? Selbst wenn dem so wäre, junge Geeks finden jedenfalls den Weg zu ihren Kaffekränzchen. Das belegt die jüngste Ausgabe mit dem Titel „Gaming – Kultur und Industrie“ und einem Cover, das wie ein Screenshot aus einem Weltraum-Computerspiel aussieht. Das Dossier in der Nummer 336 soll dazu beitragen, den Videospielen den Stellenwert zu verleihen, der ihnen gebührt, schreiben Sven Wohl und Jerry Weyer in einem einführenden Artikel. Sie verweisen auf den Launch von „GTA V“ – für den durchschnittlichen Forum-Leser hätten sie es wohl besser „Great Theft Auto V“ ausgeschrieben. Die Entwicklung habe so viel gekostet wie die Produktion der gesamten Herr-der-Ringe-Trilogie, binnen 24 Stunden seien 11 Millionen Exemplare verkauft worden und der Umsatz habe nach drei Tagen eine Milliarde Dollar erreicht. Alles, was das Herz für wirtschaftliche Diversifizierung höher schlagen lässt – und so sind auch zwei Dossier-Beiträge dem Gaming-Standort Luxemburg gewidmet. Doch Wohl und Weyer nehmen nicht hin, dass Videospiele häufig – „vor allem in Luxemburg“ – auf die wirtschaftliche Dimension reduziert werden. Sie seien längst ein wichtiger Bestandteil der Popkultur geworden und sollten als vollwertige Kunstrichtung anerkannt werden. Damit Spielrezensionen ihren Platz neben Theater- und Filmkritiken einnehmen können, versucht das Dossier unter anderem, Klischees zu entkräften: So liegt der Alterdurchschnitt der Gamer in Deutschland nicht etwa bei 20, sondern bei 32 Jahren. Sex und Gewalt seien im Medium Film „längst etabliert“, schreiben Wohl und Weyer, bei den Games werde aber immer wieder der „Killerspiel“-Vorwurf erhoben. Neben dem Dossier finden an der digitalen Welt interessierte Leser auch noch einen lustigen Beitrag zur Facebook-Gruppe „Things Lëtzebuerger don’t say“ und einen – weniger lustigen – zur Bedeutung des NSA-Skandals für Luxemburg. Nicht amüsiert über die reale Welt zeigt sich Michel Pauly in einem lesenswerten Kommentar zur bischöflichen Aussage zum Werteunterricht. Auch das Editorial von Jürgen Stoldt über die Kritik am Finanzplatz ist ernst gemeint, bringt einen aber zum Schmunzeln. Last but not least sei die Analyse des Fifties-Film von Viviane Thill hervorgehoben, die den vielversprechenden Titel „Alles Nullekackerten“ trägt.
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