POP/ROCK/JAZZ: Mit Schwung in die Popcharts

Am heutigen Freitag tritt der „Robbie Williams des Jazz“, Jamie Cullum, im städtischen Atelier auf. Erwarten darf man auch Cover-Hits berühmter Jazzklassiker, die der Sänger Ende des Jahres als Album herausbringt.

Herzensbrecher und genialer Grenzgänger zwischen Pop, Rock und Jazz. (©Wikipedia)

Optisch würde man Jamie Cullum, einen Briten mit burmesischen und israelischen Wurzeln, eher in die Abteilung der Teenie-Stars à la Harry Styles einordnen. Mit dem verschmitzten Grinsen und der Wuschelfrisur sieht man ihm nicht an, dass er bereits über zehn Millionen Platten verkauft und fast alle Preise der Popwelt abgeräumt hat. Cullum, der bereits mit so unterschiedlichen Künstlern wie Pharrell Williams oder Gregory Porter zusammengearbeitet hat, schrieb zum Beispiel auch die Musik für den erfolgreichen Kinofilm „Gran Torino“.

Der 35-Jährige gilt als genialer Grenzgänger zwischen Pop, Rock und Jazz. Er interpretiert auf seinen sechs bisher erschienenen Studioalben sowohl eigen geschriebene Songs, als auch bekannte Klassiker wie etwa Cole Porters „I Get a Kick out of You“ oder Moderneres wie „Don’t Stop the Music“ von Rihanna. Selbst einem so abgegriffenen Klassiker wie „Singin‘ in the Rain“ kann er durch seine Interpretation wieder neues Leben einhauchen.

Vor ziemlich genau zehn Jahren gelang dem Musiker mit dem Album „twentysomething“ der Durchbruch. Das auf Universal erschienene Major-Debüt mauserte sich bis auf Platz 5 der britischen Popcharts. Sein Werk konnte mit geschmackvollen Stilbrüchen aufwarten und verband mühelos jazzigere Klänge und Swing mit eingängigen Melodien und rockigeren Einlagen. Geschickt balanciert Cullum an Seichtigkeit und falschem Pathos vorbei und unterhält auch anspruchsvollere Jazzhörer mit seinen gelungenen Eigenkompositionen.

Privat lebt der zweifache Vater seit seiner Vermählung mit Sophie Dahl, einer Enkelin des britischen Schriftstellers Roald Dahl, eher zurückgezogen in einem kleinen Dorf in Buckinghamshire. Die beiden treten selten gemeinsam in der Öffentlichkeit auf, dabei ist das ehemalige Fotomodell in Großbritannien mit seiner eigenen Kochsendung „The Delicious Miss Dahl“ gleichermaßen bekannt wie ihr Ehemann.

In Live-Konzerten wird die Leichtigkeit deutlich, mit der Cullum fremde und eigene Songs interpretiert. Mühelos haut er einen Hit nach dem anderen raus, drischt auf seinen Flügel ein, flachst mit der Menge oder lässt sich zu einer gekonnten Improvisation hinreißen. Nebenbei spielt er auch regelmäßig reine Jazz-Shows. Dort stellt er den Pop-Appeal seiner eigenen Kompositionen in den Hintergrund und geht stärker auf die Hörgewohnheiten eingefleischter Jazzfans ein.

Das Album „Momentum“ des sympathischen Tausendsassas ist vor gut einem Jahr erschienen und kommt mit Ausnahme eines Songs („Pure Imagination“ aus dem Film „Willy Wonka & the Chocolate Factory“, 1971) ohne Fremdkompositionen aus. Für den Schreibprozess musste sich der frischgebackene Vater zum ersten Mal anders organisieren: Er zog sich zum Komponieren in sein neu eingerichtetes Heimstudio zurück. Dort kamen neben den üblichen Instrumenten auch diverse Billigkeyboards und Smartphone-Apps zum Einsatz. Trotz der neuen Herangehensweise wird auch hier das Rad nicht neu erfunden, aber Cullum kann erneut mit der Verschmelzung unterschiedlichster Einflüsse auftrumpfen. Die Platte wird durch den sehr eingängigen Song „The Same Things“ eingeläutet, der anderthalb Minuten mit nur Perkussion und Stimme auskommt, bevor sich das Lied in eine der beschwingten Singalong-Nummern entwickelt, für die Cullum so bekannt ist. „You’re Not the Only One“ erinnert durch das markante Pianoriff stark an Coldplay. Im Song „Comes Love“ hingegen zeigt sich Cullum als waschechter Crooner. „Momentum“ hält, was ihr Titel verspricht: Der Platte fehlt es nicht an Schwung, hat zwar kaum Ecken und Kanten, vermissen tut man diese allerdings auch nicht.

Das ausverkaufte Konzert findet an diesem Freitag, dem 29. August, um 20h im Atelier statt.


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