Auf Apple TV+: On the Rocks

Sofia Coppolas „On the Rocks“ fällt lauwarm aus: Ihr siebter Film überzeugt weder als Komödie noch als Drama.

„On the Rocks“ schöpft das vermeintliche Konfliktpotenzial der Vater-Tochter-Beziehung zwischen Laura (Rashida Jones) und Felix (Bill Murray) nicht aus. (Foto: collider.com)

Die Handlung scheint aus der Zeit gefallen, aber das ist nicht Sofia Coppolas Schuld. „On the Rocks“ ist vor Corona entstanden, als es noch nicht befremdlich wirkte, sich im Kino einen Film über die Beziehungsprobleme wohlhabender New Yorker mit Traumjobs (Schriftstellerin und erfolgreicher Start-up-Unternehmer) und unfassbar niedlichen Kindern anzusehen. Es ist der erste Langspielfilm, der von Apple für seinen Streamingdienst Apple TV+ in Auftrag gegeben wurde, wo er seit dem 23. Oktober für Abonnent*innen zugänglich ist. Bis vor kurzem lief der Film auch im Utopia. Der Plot ist schnell zusammengefasst: Autorin Laura (Rashida Jones) verdächtigt ihren Mann, fremdzugehen und heuert ihren Vater, den alternden Playboy Felix (Bill Murray) an, um sich an die Fersen des vermeintlich untreuen Gatten zu heften.

Natürlich kann es Spaß machen, sich gerade in Krisenzeiten mit einer Komödie von der allgegenwärtigen Misere abzulenken, und es hätte spannend werden können zu sehen, wie Coppola das Thema „Ehe“ seziert. Aber ebendieser Beziehung, die eigentlich im Zentrum des Films stehen sollte, wird kaum Raum gegeben – jedenfalls zu wenig, um ein Gefühl für das Verhältnis der beiden Protagonist*innen zu entwickeln und somit Lauras emotionale Not nachzuempfinden, die auf der Leinwand nie wirklich sichtbar wird. Gestresst ist sie, ja. Verzweifelt? Nein.

„He’s such a good guy“, heißt es über den von Marlon Wayans verkörperten Ehemann – und mehr darf er auch nicht sein. Doch ist er das wirklich? Schwerer als der vermutete Ehebruch könnte die Tatsache wiegen, dass der Gatte geschäftlich um die Welt jettet, dabei seine Frau mit der sogenannten „Mental Load“ alleine lässt und ständig aufs Handy linst, während Laura versucht, ihre Sorgen mit ihm zu besprechen. Vater wie Ehemann revanchieren sich mit teuren Geschenken für fehlende Aufmerksamkeit. Bis zum Ende des Films bleibt offen, ob es Coppolas Absicht war, diese Dynamik und die Art und Weise, wie ihre Hauptfigur damit umgeht, zu hinterfragen.

„On the Rocks“ entpuppt sich mit Bill Murrays Auftritt als Screwballkomödie, aber auch der fehlt es an Tempo, originellen Ideen und gut geschriebenen Dialogen. Auch die sich wiederholenden Szenen mit einer mitteilungsbedürftigen Freundin wirken vorhersehbar. Ohne zu viel von der Geschichte vorwegzunehmen: Es ist seltsam, dass sich Coppola ausgerechnet eines Plottwists bedient, den man so ähnlich schon in „Bridget Jones 2“ gesehen hat. Visuell ist die Geschichte ebenfalls eher konventionell. Alle Handlungsschauplätze wirken makellos, vom luxuriös eingerichteten Büro, in dem sich Laura mit ihrer Schreibblockade herumplagt, bis zu den teuren Villen und edlen Restaurants, in denen sich vermeintliche Konfliktsituationen einfach verflüchtigen.

Wenn „On the Rocks“ dank solider Schauspielleistungen von Rashida Jones und Bill Murray auch nicht ganz misslungen ist, so ist jedoch unklar, welche Dringlichkeit Sofia Coppola verspürte, um ausgerechnet diese Geschichte zu erzählen. Hier nehmen sich Komödie und Drama, Beziehungsproblematik und Situationskomik gegenseitig den nötigen Raum, sodass sich keiner der Aspekte vollständig entwickeln kann.

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