Mali im Duo
Amy Sacko und ihr Ehemann Bassekou Kouyaté gehören schon seit langer Zeit zu den festen Größen der Musik aus Mali. Letzterer hatte sich schon als Begleiter seines Landsmannes, des bereits 2006 verstorbenen berühmten Gitarristen und Sängers Ali Farka Touré, einen Namen gemacht. Danach gründete Kouyaté seine Gruppe Ngoni Ba, in der seine Ehefrau den Gesang übernahm. Kouyaté spielt die kleine Form der Ngoni, eine mit Fell bespannte Laute mit ovalem Korpus, die als die Urmutter des Banjos gilt. Für die aktuelle Platte Djudjon hat das Paar nicht seine Hausband, sondern einige Gäste eingeladen, die unter anderem eine Bass-Ngoni und Perkussion beisteuern. Die Klangfülle der großen Besetzung erinnert an eine Rockband, während es auf der neuen Platte beinahe kammermusikalisch klingt. Fünf der Kompositionen Kouyatés sind instrumental, er prägt sie mit seiner Solo-Ngoni. Auf den anderen sieben Stücken beindruckt Amy Sacko mit ihrer ausdrucksstarken, durchaus auch mal energischen Stimme. Eine schön intime und doch dynamische Scheibe von zwei der führenden Künstler*innen Malis.
Bassekou Kouyaté & Amy Sacko – Djudjon – One World Records
Südindische Virtuosin
Die in England lebende indische Violinistin Jyotsna Srikanth ist eine anerkannte Expertin für die sogenannte karnatische Musik Südindiens. Während man in Europa fast nur Sitarmusik aus Nordindien kennt, ist die Musik des indischen Südens, meist durchkomponiert und nicht improvisiert, weitgehend unbekannt. Ein wichtiges Instrument im Süden ist die Violine, die im 19. Jahrhundert auf den Subkontinent kam, allerdings anders als im Westen gestimmt und freier gespielt wird. Srikanth hat zu zweihundert indischen Filmen mit ihrem Geigenspiel beigetragen und mehrfach schon auch mit Jazzmusiker*innen gespielt und aufgenommen. Ihr ganz neues Album Carnatic Nomad enthält aber sieben Kompositionen aus der südindischen Klassik des 15. bis 18. Jahrhunderts. Die Begleitung kommt von der Mridangam-Trommel, der Khanjira-Rahmentrommel und dezenten Borduntönen. Es ist faszinierend, wie Srikanth in dieser sparsamen Besetzung mit ihren monophon gespielten Melodien rhythmische und melodiöse Spannungsbögen hervorbringt, die selbst im längsten Stück mit über 21 Minuten fesseln – konzentriertes Hören natürlich vorausgesetzt. Herausragend!
Jyotsna Srikanth – Carnatic Nomad – Naxos World/ARC Music
Galicische Besonderheiten
Einer der wichtigen Musiker der an der Tradition orientierten Szene im nordwestspanischen Galicien ist Xabier Díaz. In A Coruña geboren machte er vor 30 Jahren seine ersten musikalischen Gehversuche und war auch Mitglied der renommierten galicischen Revivalband Berrogüetto. Díaz singt und spielt das galicische Tambourin Pandeireta Galega. Seit 2016 arbeitet er mit dem zehnköpfigen Frauenchor Adufeiras de Salitre zusammen, dessen Mitglieder auch die quadratische Rahmentrommel Adufe spielen, die vermutlich maurischen Ursprungs ist. Der Gesang und die Perkussion werden von Gastmusiker*innen an der Drehleier, dem Akkordeon, Bass, Violine und Cello ergänzt. Das aktuelle Album von Díaz Axúdame a sentir („Hilf mir zu fühlen“) greift einen Satz auf, der von seiner Großmutter stammt und vom Künstler der Scheinwirklichkeit der virtuellen Welt entgegengesetzt wird. Díaz’ Kompositionen wurzeln in der galicischen Tradition, die mit der Musik im Norden Portugals verwandt ist. Prägend für seine Musik sind die anspruchsvolle perkussive Rhythmik und die Verbindung der Stimmen von Díaz und dem Frauenchor. Ausgezeichnete spanische Musik jenseits des Flamenco-Klischees!
Xabier Díaz & Adufeiras de Salitre – Axúdame a sentir – Karonte
Ausgegrabene Schätze
Zum Glück gibt es noch Schatz- sucher*innen, die musikalische Preziosen ausgraben, die zuvor nie die Ohren europäischer Hörer*innen erreicht haben. Dem Schweizer Label Bongo Joe Records ist es gelungen, an alte Aufnahmen von África Negra zu kommen. Diese Gruppe stammt von den Inseln Sao Tomé und Principe, einer ehemaligen portugiesischen Kolonie im Golf von Guinea, die erst 1975 unabhängig wurde. Bongo Joe hat vor einiger Zeit bereits drei CDs mit Aufnahmen von der Inselgruppe veröffentlicht und legt jetzt mit Antologia Vol. 2 nach. Es handelt sich dabei um Aufnahmen aus den Jahren 1979 bis 1990. Wie schon auf Vol. 1 der Gruppe África Negra ist man überrascht, welch tolle Stücke da im Verborgenen geschlummert haben. Die Band ist für die damalige Zeit eine ganz moderne, also in Rockbesetzung mit dominanter Sologitarre. Stilistisch erinnert die Musik teilweise an den ghanaischen Highlife oder die kongolesische Rumba, hat aber ein eigenes Gepräge mit ansteckendem Groove. Wie schön, dass die Musik dieser Gruppe, die sich später reformierte, jetzt verfügbar ist. Erneut eine hochinteressante Entdeckung!
África Negra – Antologia Vol. 2 – Bongo Joe
Transglobal World Music Chart August Top 20
1. The Zawose Queens · Maisha · Real World
2. Bassekou Kouyate & Amy Sacko · Djudjon, l’Oiseau de Garana · One World
3. Bab L’ Bluz · Swaken · Real World
4. Dobet Gnahoré · Zouzou · Cumbancha
5. Ali Doğan Gönültaş · Keyeyî · Mapamundi Música
6. Vigüela · We · Mapamundi Música
7. Landless · Lúireach · Glitterbeat
8. Asmaa Hamzaoui & Bnat Timbouktou · L’Bnat · Ajabu!
9. Huun-Huur-Tu, Carmen Rizzo & Dhani Harrison · Dreamers in the Field · Dark Horse / BMG
10. Jyotsna Srikanth · Carnatic Nomad · Naxos World
11. Varijashree Venugopal · Vari · GroundUP Music
12. Tiganá Santana · Caçada Noturna · Ajabu!
13. Russudan Meipariani featuring Ensemble Anchiskhati · Voices & Mountains · Timezone
14. Meridian Brothers · Mi Latinoamérica Sufre · Les Disques Bongo Joe
15. Bhutan Balladeers · Your Face Is Like the Moon, Your Eyes Are Stars · Glitterbeat
16. Olcay Bayir · Tu Gulî · ARC Music
17. Hamed Sadeghi · Empty Voices · Hamed Sadeghi
18. Ahmed Moneka · Kanzafula: Afro-Iraqi Sufi Soul · LulaWorld
19. Söndörgő · Gyezz · GroundUP Music
20. Bedouin Burger · Ma Li Beit · PopArabia
Die TWMC TOP 20/40 bei: www.transglobalwmc.com, Facebook „Mondophon auf Radio ARA“ und woxx.lu