OBDACHLOSE: Pannenhilfe im Foyer Ulysse?

Obdachlose schlucken eben nicht alles. Die Initiativen einiger Bewohner des Foyer Ulysse haben in letzter Zeit für ziemlichen Rummel bei „Caritas Accueil et Solidarité“ sowie im Familienministerium gesorgt.

„Wir würden Herrn H. auch eine Wohnung und Arbeit organisieren, damit er aus dem Centre Ulysse und den Umständen der Obdachlosigkeit herauskommt“, so André Manderscheid, Commissaire de Gouvernement im Familienministerium. Was muss passiert sein, dass man sich auf ministerieller Ebene so engagiert um ein Einzelschicksal sorgt?

Eigentlich war es ein alltäglicher Vorgang: H., seit Jahresbeginn „sans domicile fixe“, war entsprechend der Luxemburger Gesetzgebung verpflichtet, eine „Domiciliation“ zu beantragen, auch um soziale Ansprüche geltend machen zu können. mehr lesen / lire plus

FERNAND RODA: Über Qualität lässt sich streiten

In der Galerie „L’Indépendance“ der Dexia fand diese Woche vor auserlesenem Publikum und umrahmt von einem üppigen Buffet mit einer Vielfalt an Käsesorten, Schinkenarten und edlen Getränken, die Vernissage von
Fernand Roda’s neuesten Arbeiten statt. Nach der Thematik seiner Bilder befragt, verwies der ehemalige Meisterschüler bei Joseph Beuys auf den Ausstellungskatalog. Da der Meister sich selbst nicht erklärte, stand man ein wenig verloren vor seinen Gemälden und fragte sich, woran sich Qualität noch ermessen lässt: Ist es Kunst, wenn etwas als zu einfach, teilweise schlecht gemalt erscheint? Braucht es immer eine komplexere Auseinandersetzung, ein Engagement um der Einfachheit artistische Gloria zu verleihen? mehr lesen / lire plus

JURGEN SCHADEBERG: Afrique du Sud – Drum – Kliptown

„Unsere Leser wollen zum Frühstück keine schwarzen Gesichter sehen“, kommentierte der Chef einer Sonntagszeitung in den 60er Jahren die Fotos von Jürgen Schadeberg. Schadeberg gilt als Pionier der südafrikanischen Fotografie. Seine Arbeit dehnt sich über 50 Jahre und ist nun im Rahmen einer dreigeteilten Ausstellung Afrique du Sud – Drum – Kliptown zu bewundern.

Die schwarz-weiß Abzüge von Schadeberg thematisieren das Aufkommen einer schwarzen städtischen Kultur in Südafrika während der fünfziger Jahre sowie die Bewegungen gegen die Apartheid. Verblüffend sind rezentere Aufnahmen aus Kliptown, die den Bildern der 50er Jahre zum Verwechseln ähnlich sehen: Immer noch leidet die schwarze Bevölkerung unter Armut und Arbeitslosigkeit. mehr lesen / lire plus

LAURENT CANTET: Vers le sud

Sea, Sex and Sun, kritisch betrachtet. „Vers le sud“ illustriert die Anfänge des weiblichen Sextourismus in den 70er Jahren.

Sie wird nicht untergehen, er schon. Charlotte Rampling und Ménothy César in „Vers le sud“.

„Ein Tourist stirbt nie“ – diese Aussage könnte als Werbeslogan der Tourismusbranche angesichts der unsicheren globalen Verhältnisse fungieren. Dagegen steht sie am Ende des Films „Vers le sud“ des französischen Regisseurs Laurent Cantet. In der Literatur ist „der Süden“ eine beliebte Metapher der Leidenschaft, des Exotischen. Der Süden steht als Synonym für einen Ort, an dem uneingestandene Wünsche, sexuelle Fantasien lebbar und andererseits die eigenen Illusionen offenbar werden. mehr lesen / lire plus

DANIELE THOMPSON: Fauteuils d’orchestre

Ein Film, der zu mittelmäßig ist, um wirklich gut zu sein. Störend ist die naiv-mädchenhafte Überzeichnung von Cécile de France, die als Provinzunschuld mit plüschtierbehangenem Rucksack in einem Café an den Champs Elysées landet. Die dort angesiedelte Artistenszene wird einfach zu manieriert und übertrieben dargestellt. mehr lesen / lire plus

CLAUDINE MUNO: Monsters

Claudine Muno and The Luna Boots. Monsters. 2006.
Op der Lay. www.thelunaboots.com

„… and I am not scared of all these monsters in your head / when they come out they look a lot like me“. In den Liedtexten von Claudine Muno geht es um die eigenen unberechenbaren Geister, Sehnsüchte, Ängste und Obsessionen. Sie singt über die Kälte und benutzt dafür das Synonym Alaska und singt über Pommerland, das abgebrannte Land der Sehnsucht. Claudine Muno hat eine Büchse der Pandora geöffnet und dies nicht nur stilistisch auf dem Cover der neuen CD Monsters. Claudine Muno bleibt sich treu und expandiert gleichzeitig: Während eine der ersten Aufnahmen „dancing bears“ (2002) noch eine Art solo unplugged Version mit Gesang und Guitare war, gründete sie 2004 anlässlich der Aufnahme der CD „Faith+ death+love“ die Luna Boots. mehr lesen / lire plus

KARINA BISCH: Konstruktivistische Plagiatkunst

Die Bilder, Installationen und Skulpturen von Karina Bisch sind allesamt abstakter Natur. Sie orientieren sich an den gegenstandslosen Stilrichtungen der Moderne, Kunstströmungen wie Kubismus, Futurismus, Bauhaus, De Stijl oder Minimal Art. Karina Bisch setzt auf Wiederholung. Sie inspiriert sich an Gesehenem und hinterfragt so den Begriff der Originalität. Als Vorlage für das geometrische Formenvokabular ihrer Gemälde dienen ihr Hausfassaden, die sie in Städten vorfindet. „Chaque motif que vous voyez, où l’on disait que se serait un tableau abstrait, provient en fait de la réalite“, so Bisch, „Ce qui m’intéresse, c’est cette idée que les formes du modernisme du début du siècle sont toujours vivaces, mais ont trouvé une nouvelle forme, une forme d’Ersatz, d’où aussi le titre de l’exposition Ersatzstadt.“ mehr lesen / lire plus

MARC ESPOSITO: Toute la beauté du monde

Toute la beauté du monde von Marc Esposito werden LiebhaberInnen von Rosamunde Pilcher Fernsehfilmen mögen. Auch hier fungiert die Landschaft als Kulisse für eine wenig überzeugende Beziehungskrise mit klischeehaften Charakteren, plumper Kameraführung und vorhersehbarem Ereignisverlauf. mehr lesen / lire plus

IM TUNNEL: Mit dem Fahrstuhl zu Mona Lisa

In der schmalen Durchgangspassage zum Fahrstuhl der den Grund mit dem Plateau verbindet, erregen mittlerweile nicht nur aufgequollene Plakatwände Aufmerksamkeit. Insbesondere die wechselnden Ausstellungen bunter Gemälde, Collagen und Bastelarbeiten von Schul- oder Kindergruppen fallen den durcheilenden PassantInnen ins Auge. Zur Zeit ist ein kleines Panoptikum zur Mona Lisa zu sehen, das 2003/04 von den SchülerInnen des Centre d’éducation différenciée et de propédeutique professionnelle in Warken geschaffen wurde. Dieses Zentrum, das schulpflichtige Kinder und Jugendliche betreut, die aufgrund einer Behinderung nicht die üblichen Bildungsstrukturen besuchen können, hatte seinen Schützlingen das Werk sowie das Leben Leonardo da Vincis nahegebracht. Das Ergebnis, erste Skizzen bis hin zu kleinformatigen Akrylgemälden, wird nun in Form einer kleinen Werkschau im Tunnel gezeigt. mehr lesen / lire plus

DEAN PARISOT: Fun with Dick and Jane

Ein banaler Titel, der auf positive Weise hält was er verspricht – nämlich Unterhaltung mit einer Prise Gesellschaftssatire. Regisseur Dean Parisot dreht hier am Schicksalsrad: Mal sind die Protagonisten ganz oben, wähnen sich als Gewinner, dann sind sie ganz unten. Bonnie and Clyde-Methoden werden angewandt, die schlussendlich zum ersehnten American Dream führen, wenn auch in abgewandelter Form. mehr lesen / lire plus

OMEGA 90: Dem Tod ein menschliches Gesicht geben

Sich mit dem Tod auseinander zu setzen bedeutet, sich des Lebens bewusst werden, ein Gedanke, den man mitnimmt, wenn man die Ausstellung „Noch mal leben, vor dem Tod“ verlässt, die im Rahmen des Omega 90-Jubiläums gezeigt wird. Es ist eine radikale, eindringliche Ausstellung, die mit dem Tabu Tod bricht und zum Nachdenken anregt. Ein Jahr lang haben Fotograf Walter Schels und Autorin Beate Lakotta für ihre engagierte Reportage in der auf das Wesentliche konzentrierten Atmosphäre von Hospizen gearbeitet. Sie haben unheilbar Kranke darum gebeten, sie in ihren letzten Tagen und Wochen mit Fotokamera und Tonbandgerät begleiten zu dürfen. Dabei bildeten sich Beziehungen, die immer wieder mit demselben Ritual endeten: Dem endgültigen Abschiedsfoto. mehr lesen / lire plus

BERLIN: Der Leutnant und der Blick von oben

Nicht zufällig entstammen die ersten fotografischen Beiträge über die Luftschifffahrt aus Militärkreisen. So hat der Nutzen, den das belagerte Paris durch eine Ballon-Postverbindung im Deutsch-Französischen Krieg 1870-71 gezogen hatte, schlussendlich zur Einführung eines Ballon-Detachements im Deutschen Heer geführt. Der sogenannte Deutsche Luftschifferverein sollte durch verschiedene Experimente mit Stoffen, Dichtungsmaterialien, Seilarten und Gas zu einer Optimierung der Ballonflüge führen. Im Rahmen dieser Abteilung stellte sich ein Mann, Leutnant Hugo Ernst Georg vom Hagen zwischen 1882 und 1886 der fotografischen Herausforderung. Für seine Luftaufnahmen von Berlin und Umgebung, die er vom Boden und aus dem Ballon schoss, erprobte er Kameras, Filmmaterial und baute eine Kamerabefestigung außerhalb der Trägerplattform des Fesselballons. mehr lesen / lire plus

POP: Neoangin

Nein, bei Neoangin handelt es sich nicht um Halsschmerztabletten, sondern um eine besondere Spielart des Elektropop, die von der kreativen Ein-Mann-Formation Jim Avignon lange Zeit nur über seine Website veröffentlicht wurde oder auf seinen Konzerten aus dem Koffer heraus zu erstehen war. Jim Avignon ist ein Globalplayer des Underground, immer unterwegs zwischen New York, Barcelona oder seinem Berlin-Stützpunkt – wobei er eher der Sehnsucht nach Abenteuer verpflichtet ist, als dem Wunsch nach Karriere. Seit 1997 hat er 5 CD`s unter dem Namen Neoangin veröffentlicht, für sein viertes Werk „A Friendly Dog in an Unfriendly World“ hat er sich ein eigenes Label mit Vertrieb gegönnt. mehr lesen / lire plus

MAISON RELAIS: Flexibilität versus Organisierbarkeit

Kinderbetreuung wird als Standortfaktor der Zukunft vermarktet. Das Modell der Maison relais soll als kommunales Netzwerk in dieser Hinsicht Maßstäbe setzen.

Soll das alte Schwimmbad renoviert oder besser die Kinderbetreuung ausgebaut werden? Diese Frage könnte sich künftig in den Luxemburger Gemeinden stellen. Denn die Nachfrage nach Betreuungsplätzen wächst. Das liegt zum einen daran, dass beide Eltern berufstätig sein müssen oder wollen, zum anderen an der wachsenden Zahl der Alleinerziehenden. Die Kosten für die Gemeinden könnten also erheblich steigen, wenn das neue Modell der Maisons relais flächendeckend eingeführt wird. „Wir haben uns an einen fahrenden Zug angehängt“, so Mill Majerus, Conseiller de gouvernement im Familienministerium. mehr lesen / lire plus

FOLK: Dullemajik

CD und DVD sind jeweils für 20 € oder 21 € im Fachhandel erhältlich.

„Crèmeflütt, Merenkentaart, o wéi ass däi Möndchen zaart“, will man solche Komplimente vernehmen, sollte man sich die populären Liedertexte und Melodien von Dullemajik zulegen. Seit 1975 vertont das Musikensemble um Gründer Guy Schons Lieder und Tänze der vergangenen Jahrhunderte und dies vor allem in luxemburgischer Sprache. Eigentlich ist das Werk der Formation ein Phänomen und gleichzeitig ein Anachronismus zur heutigen Zeit. „Die Dullemajik bringt Volksmusik im Sinne des Wortes: nackte, kräftige Musik, die im Volk lebt“, so Michèle Thoma in einem CD-Begleittext über den Stil. Charakteristisch wird das Liedgut, indem anschauliche Anekdoten des ländlichen Lebens, Erotik von anno dazumal, sowie politische Kontexte als Spiegelbilder ihrer Zeit durch eine eigentümliche Instrumentierung vertont werden. mehr lesen / lire plus

FERNANDO MEIRELLES: The Constant Gardener

Fernando Meirelles filmische Umsetzung des Politthrillers von John le Carré, in dem die verbrecherischen Praktiken westlicher Pharmakonzerne thematisiert werden, überzeugt durch seinen Dreh im Stil der Dogmafilme an den Originalschauplätzen. Komplex, mit wechselnden Erzählperspektiven wird der Film nur im zweiten Teil etwas unübersichtlich und langatmig. mehr lesen / lire plus