MEDIEN: Diskiminierung reproduzieren

Frauenpräsenz in den Medien – eine Studie des Conseil National des Femmes kommt erneut zu dem Ergebnis, dass Frauen in den Medien unterrepräsentiert sind.

Letzte Woche, bei dem vom Cid- Femmes organisierten Rundtischgespräch „Contre la montre et contre les stéréotypes“, beschwerten sich die jungen Radsportlerinnen Nathalie Lamborelle und Christine Majerus nicht nur über die fehlende finanzielle Unterstützung des Frauenradsports – verglichen mit der für die Männersparte, sondern auch über die mangelnde Berichterstattung in den Medien. Frauen im Radsport seien kein Thema, und das habe zur Folge, dass kaum Interesse für die gute sportliche Leistung von Frauen erzeugt würde, und sich auch Sponsoren rar machten.

Die mangelnde Präsenz der Frauen in den Medien war denn auch Thema der qualitativen Umfrage „genre et médias“, die im Auftrag des Conseil National des Femmes ausgeführt und diese Woche vorgestellt wurde.

Schon vor einigen Monaten hatte der Conseil National des Femmes die Ergebnisse einer Umfrage publik gemacht – einer quantitativen Datenerhebung, basierend auf dem „Global Media Monitoring Project“ (GMMP), einer der wenigen Langzeitstudien zu frauenpolitischen Aspekten in Nachrichtenmedien – die allerdings von der chistlichen Organisation „World Christian Association for Christian Communication“ erarbeitet worden war.

Untersucht hat der Conseil National des Femmes anhand dieser Studie, wie häufig Männer und Frauen in den Nachrichten von Hörfunk, Fernsehen, Print und Online-Diensten in Luxemburg vorkommen, wie sie dargestellt werden und wer diese Bilder produziert. Der Befund war mehr als ernüchternd: Mit einem Frauenanteil von 24,8 Prozent zeigt Luxemburg kaum Unterschiede zum internationalen Durchschnitt, wo die Präsenz von Frauen in den Medien ebenso gering ist.

Den Ergebnissen dieser Erhebung entsprechen auch die Resultate der neuen, qualitativen Umfrage „genre et médias“: Bei dieser Untersuchung wurden rund 600 TeilnehmerInnen per Telefon nach der Darstellung der Geschlechter in den Medien befragt. Sie zeigte, dass es zwar einen starken Konsens in der Gesellschaft über die Wünschbarkeit einer gerechten Aufgabenteilung zwischen den Geschlechtern gibt, dass jedoch über die Realität dieser Aufgabenteilung keine Illusionen bestehen.

Als wenig ausgewogen wird die Darstellung der Geschlechter vor allem in der geschriebenen Presse beurteilt. In den politischen Rubriken, den Wirtschaftsbeiträgen und im Sportbereich seien die Männer klar überrepräsentiert. Auch die Erwartung, dass Frauen aller Altersstufen in den Medien erscheinen und berufliche Erfolge und Karrieren von Frauen dargestellt werden wird nicht erfüllt – so das Urteil der StudienteilnehmerInnen.

Vielmehr werde das Bild der Frau auf das der jungen und attraktiven verengt. „Die Medien tragen dem Meinungswandel in der Gesellschaft nicht genügend Rechnung“, folgert Colette Kutten, Vorsitzende des Frauenrats. „Wenn man bedenkt, dass die Hälfte der Bevölkerung weiblich ist, sind die Medienberichte noch weit von einer Parität entfernt. Da gibt es Nachholbedarf“, stellt Joëlle Letsch, Vize-präsidentin des CNFL, nachdrücklich fest.

Für die Männerdominanz in den Medien gibt es viele Beispiele. Zitiert wird vom Frauenrat eine Berichterstattung über Brustkrebs, bei dem Frauen lediglich als Behandlungssubjekt in Erscheinung traten.

Statt die Diskiminierung von Frauen zu reproduzieren, indem immer wieder nur Männer als Experten zur Sprache kommen, sollten die Medien in stärkerem Maße Frauen heranziehen und so zu einer besseren Wahrnehmung von Frauen im wirtschaftlichen und politischen Umfeld beitragen. Um ihren Forderungen mehr Gewicht zu verleihen, plant der nationale Frauenrat die Schaffung einer Expertinnen-Datenbank sowie einer Mediencharta.


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