Infobroschüre zu sexueller Belästigung in der Schule

Wenn es um sexualisierte Gewalt an Luxemburger Schulen geht, sieht der OGBL Handlungsbedarf. Ein nun vorliegendes Infoheft liefert Betroffenen und Zeug*innen praxisnahe Informationen.

Copyright: OGBL

Als im Frühjahr diesen Jahres zwei Fälle von Belästigung durch Lehrer an Luxemburger Schulen öffentlich wurden, schien kein Weg an politischen Maßnahmen vorbeizuführen. Zwar wurden Lehrkräfte in den letzten Jahren mittels Weiterbildungen, Infobroschüren sowie in der Grundausbildung für psychische, physische und sexualisierte Gewalt sensibilisiert, wie die Vorfälle jedoch zeigten, reicht das nicht. Wenn Betroffene von einem Gefühl der Ohnmacht sprechen oder von der Tatenlosigkeit derjenigen, die ihnen eigentlich hätten helfen müssen, wird klar: Es hapert sowohl an der Prävention wie auch an angemessenen Hilfsprozeduren.

Nur: Das Bildungsministerium sieht das anders. In den vergangenen Monaten hob Claude Meisch (DP) die gegenwärtigen Maßnahmen immer wieder positiv hervor. Die Schulen seien an die Schritte, die bei Missbrauchsfällen einzuleiten sind, erinnert worden, hieß es auf Nachfrage der woxx. In anderen Worten: Die Prozeduren an sich werden nicht in Frage gestellt, höchstens ihre Umsetzung. Eine Änderung soll es künftig allerdings dann doch geben, wie die woxx Anfang des Monats berichtete. Anders als bisher soll nämlich statistisch ausgewertet werden, aus welchen Gründen sich Schüler*innen an die Psycholog*innen der schulinternen SePAS (Service psycho-social et d’accompagnement scolaires) wenden. Zurzeit existieren keinerlei Zahlen darüber, wie oft Schüler*innen von einer Lehrkraft bedrängt, gemobbt, belästigt oder misshandelt wurden.

Das Bildungsministerium war jedoch nicht die einzige Instanz, die sich in den vergangenen Monaten zu der Problematik äußerte. Im Gespräch mit der woxx erinnerte der Ombudsman fir d’Rechter vum Kand, Charel Schmit, an die langjährige Forderung nach einem Child Protection Officer – eine unabhängige, intrainstitutionelle Instanz, die einerseits bei konkreten Fällen eine Einschätzung gibt oder zwischen den Parteien vermittelt. Andererseits kann sie aber auch helfen, eine allgemeine Feedbackkultur sowie gewaltfreie, respektvolle Kommunikation innerhalb einer Institution zu fördern. Zudem veröffentlichten zwei ehemalige Schüler*innen des Diekircher Gymnasiums einen offenen Brief in dem sie ein transparentes Aufarbeiten von Belästigungsfällen sowie verstärkte Sensibilisierung forderten.

2017 wurde von Ecpat Luxemburg, dem Ombudscomité fir d’Rechter vum Kand (Okaju) und der Association luxembourgeoise de pédiatrie sociale (Alupse) die Infobroschüre Référentiel concernant la protection des mineurs contre les violences herausgegeben. Sie richtete sich an Organisation für Kinder und Jugendliche.

Woran es fehlt, sind niederschwellige Informationen für Minderjährige und die systematische Thematisierung von sexualisierter Gewalt ab der siebten Klasse. Das sehen zumindest OGBL Equality, OGJ (Onofhängeg Gewerkschaftsjugend) und SEW (Syndikat fir Erzéiung a Wëssenschaft am OGBL) so. In einem gemeinsamen Schreiben ist von „dringendem Aufklärungs- und Handlungsbedarf“ die Rede. Die zwei Fälle im LCD und im LHCE seien „nur die sichtbare Spitze des Eisberges“. Das Bildungsministerium müsse klare Richtlinien zum Thema „sexuelle Belästigung“ formulieren und an die Schulen weiterleiten, heißt es zudem im Schreiben.

Statt aber lediglich Forderungen zu stellen, sind genannte Akteure selbst tätig geworden. Im gemeinsam ausgearbeiteten Informationsheft „Sexuelle Belästigung in der Schule“ wird auf insgesamt vier Seiten auf den Punkt gebracht, wie sich sexuelle Belästigung äußern kann und wie Betroffene darauf reagieren können. Adressat*innen der Broschüre sind darüber hinaus auch Zeug*innen sexualisierter Gewalt und Schuldirektionen.

„Dës Broschür soll ee Versuch sinn d’Léierpersonal wéi och Schüler*innen a d’Student*innen zum Thema sexuell Belästegung an der Schoul ze sensibiliséieren, opzeklären an Handlungsméiglechkeeten opzeweisen“, heißt es einleitend in der Broschüre, die neben dem Luxemburgischen auch auf Französisch und Englisch vorliegt. Neben SePAS, Kanner-Jugendtelefon und Okaju werden außerdem noch Planning Familial und Péitrusshaus – Solidarité Jeunes Asbl als mögliche Hilfestellen aufgelistet.

Die woxx hatte im April mit vielen zuständigen Akteuren über Belästigung an Luxemburger Schulen gesprochen. Zum entsprechenden Artikel geht es hier.

Update: Der Titel dieses Artikels wurde von „Infobroschüre zu sexueller Belästigung durch Lehrkräfte“ auf „Infobroschüre zu sexueller Belästigung in der Schule“ umgeändert, da die Broschüre nicht nur Belästigung durch Lehrkräfte thematisiert.

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