Jeden Morgen im Frühling ist vor Sonnenaufgang ein großartiges Konzert zu hören: Verschiedenste Vögel singen. Ein neues Forschungsprojekt sucht nun nach Aufnahmen, um das Vogelorchester zu dokumentieren.
Durch die Covis-19-Krise ist es vielerorts leiser geworden: Autos, Flugzeuge, Fabriken, Discos, und andere menschliche Lärmquellen sind verstummt. Umso besser lässt sich die Natur hören. Im Frühjahr, vor allem kurz vor der Dämmerung, tut sich die Vogelwelt dabei besonders hervor. In Bayern ist nun die Idee entstanden, diese Situation sowohl wissenschaftlich als auch künstlerisch zu nutzen und möglichst viele Aufnahmen vom „Dawn Chorus“ aus der ganzen Welt zu sammeln.
Der ernste Hintergrund: Mit den Vogelstimmen kann bestimmt werden, welche Arten wo leben – und welche möglicherweise verschwunden sind. Ungefähr 13 Prozent der bekannten Vogelarten sind weltweit vom Aussterben bedroht. Im Oktober 2019 warnten Naturschutzorganisationen in Luxemburg vor einem dramatischen Vogelsterben: Über die Hälfte der Brutvogelarten hierzulande sind auf der Roten Liste.
Initiatoren des Projektes sind die Stiftung Nantesbuch und das Biotopia Naturkundemuseum Bayern, für die wissenschaftliche Begleitung wurde das Max-Planck-Institut für Ornithologie herangezogen. Die Vorgehensweise inspiriert sich beim bekannten Bioakustiker Bernie Krause, der weltweit mittels über 15.000 natürliche Lebensräume aufgenommen hat. Er nennt den Prozess „Soundscaping“ (Klanglandschaften) und solche Aufnahmen können dabei helfen, Veränderungen in der Natur (wie etwa den Bau einer Straße und der damit einhergehende Artenverlust) hör- und damit messbar zu machen.
Wer mitmachen will, braucht lediglich ein Smartphone und den Willen, vor Sonnenaufgang aufzustehen. Der Aufnahmeort kann das eigene Fenster, der Balkon oder Garten sein, aber auch ein Park, eine Wiese oder ein Waldstück. Die Umgebung sollte jedoch möglichst ruhig sein. Mittels einer Audioaufnahme-App am Smartphone werden dann etwa eine halbe Stunde vor Sonnenaufgang bis zu zwei Minuten Ton aufgenommen, die auf der Website dawn-chorus.org hochgeladen werden. Das Projekt stellt eine genaue Anleitung, inklusive Tipps für Apps, zur Verfügung. Wer will, ist ebenfalls dazu eingeladen, Gedichte, Texte oder Bilder hinzuzufügen, was in die künstlerischen Projekte rund um Dawn Chorus einfließen wird.
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