Das Oberste Gericht von Honduras hat fünf Jahre nach dem Mord an der Umweltaktivistin Berta Cáceres einen der Drahtzieher des politisch motivierten Verbrechens verurteilt. Dem ehemaligen Chef des Energieunternehmens Desa drohen nun bis zu 30 Jahre Haft.

War schon zu Lebzeiten ein Symbol des Widerstands: die 2016 ermordete Umweltaktivistin Berta Cáceres. (Foto: Wikimedia / CC-BY-3.0)
Lange Zeit hatte es nicht so ausgesehen, als ob der Mord an Berta Cáceres je aufgeklärt werden würde – und noch weniger Hoffnung gab es, dass die maßgeblichen Hintermänner der Bluttat zur Verantwortung gezogen werden. Am Montag hat nun jedoch hat das Oberste Gericht von Honduras Roberto David Castillo Mejía, den ehemaligen Chef des Energiekonzerns „Desarrollos Energéticos“ (Desa), als „Mittäter“ des Mordes an der Umweltaktivistin für schuldig befunden. Das Strafmaß wird am 2. August verkündet; Castillo Mejía droht laut Medienangaben eine Gefängnisstrafe von zwischen 24 und 30 Jahren Haft.
Berta Cáceres war im März 2016 in ihrem Haus in La Esperanza ermordet worden. Die woxx berichtete im Artikel „Chronik eines angekündigten Mordes“ darüber und sprach zudem mit dem mexikanischen Umweltschützer Gustavo Castro Soto, der in der betreffenden Nacht zugegen war. Als Umweltschützerin und Gründerin der Menschenrechtsorganisation COPINH (Ziviler Rat der Volks- und Indigenen-Organisationen von Honduras) hatte Cáceres sich unter anderem gegen ein Staudammprojekt der Energiegesellschaft Desa engagiert, das die Lebensgrundlage der dort ansässigen indigenen Lenca-Bevölkerung gefährdete.
Bereits im Dezember 2019 waren sieben Männer für den Mord an Cáceres verurteilt worden, darunter die vier unmittelbar tatbeteiligten Auftragskiller, sowie der Sicherheitschef und der Umweltchef des Energieunternehmens. Am Montag sah es das Gericht nun als erwiesen an, dass Castillo Mejía unter anderem die Finanzierung der Tat organisierte.
Das Staudammprojekt Agua Zarca, gegen das Cáceres sich engagierte, ist 2018 eingestellt worden. Der Widerstand gegen ähnliche Vorhaben geht indes weiter; ebenso das Morden an den Umweltaktivist*innen. Im vergangenen März wurde Juan Carlos Cerros Escalante erschossen, der sich als Angehöriger der Lenca mit einer lokalen Gruppe gegen das Staudammprojekt „El Tornillito“ engagierte. Honduras gilt nach wie vor als eines der gefährlichsten Länder für Umweltschützer*innen. Allein in den Jahren 2010 bis 2017 wurden dort mindestens 120 unter ihnen ermordet.
Die grüne EU-Abgeordnete Tilly Metz stimmt das Urteil trotz der allgemeinen Lage optimistisch. Sie sieht darin einen „Sieg für die Umweltschützer und Umweltschützerinnen in Honduras und in der gesamten lateinamerikanischen Region“ sowie einen „Schritt zur Beendigung der Straflosigkeit in Honduras“. Als Vorsitzende der Delegation für die Beziehungen zu den Ländern Mittelamerikas fordert Metz in einer Pressemitteilung, dass auch die übrigen Drahtzieher des Mordes an Cáceres strafrechtlich belangt werden.