Faires Gold aus Afrika: Nicht so einfach!

In Afrika abgebautes Gold konnte sich bisher nur punktuell für das Fairtrade-Siegel qualifizieren. Ein Artikel in der Geographischen Rundschau untersucht, warum.

Fairtrade-Goldgewinnung in Peru (Foto: Eduardo Martino Limata/Max Havelaar)

Derzeit wird vor allem faires Gold aus Peru angeboten (siehe Beitrag „Faires Gold für die Enkel“). Über den Versuch, die Zertifizierung auch mit afrikanischen Kooperativen zu erreichen, berichtet der Artikel „Der steinige Weg zum fairen Gold“ von Jonathan Happ (Universität Lüneburg) in der Mai-Ausgabe der Zeitschrift „Geographische Rundschau“ (GR).

Kleinbergbau: 
Schwierig für Kooperativen

Die Erfolgsmeldung: Im September 2017 wurde erstmalig afrikanisches Fairtrade-Gold nach London geliefert. Die Zeitschrift relativiert: „Allerdings handelte es sich bei der Lieferung lediglich um wenige Gramm, es wurde noch Quecksilber eingesetzt und blieb bis jetzt die einzige Lieferung.“ Jahre zuvor hatte das Fairtrade-Projekt mit neun Kooperativen eine Zusammenarbeit begonnen, mittlerweile ist nur noch eine davon zertifiziert, die Micodepro Development Group aus Kenia, die aber noch kein Gold liefern kann. Die Syanyonja Artisan Miners’ Alliance (SAMA) aus Uganda, die 2017 die ersten paar Gramm auf den Markt brachte, hat ihre Zertifizierung inzwischen verloren, unter anderem weil sie Probleme mit der für Fairtrade wichtigen Nachverfolgbarkeit hatte.

Der GR-Beitrag zählt mehrere Problemfelder auf, die sich für Fairtrade-Goldgewinnung in Afrika stellen und zum Teil zusammenhängen. Als erstes sei die Genossenschaftsstruktur eine „konzeptionelle Herausforderung“ angesichts der Situation in Ost-
afrika, schreibt Happ. Üblicherweise sind die Minenarbeiter*innen nicht Angestellte, sondern Selbstständige, die einen Teil ihrer Funde an die Minenbesitzer*innen abgeben. Sie setzen darauf, ihren eigenen großen Fund zu machen und wechseln häufig die Mine. Das passt nicht zum Fairtrade-Ansatz, der auf eine Festanstellung setzt und die Risiken, aber auch die Gewinne gleichmäßig verteilt.

Schwierig war es auch, die Investitionen in eine kollektiv betriebene Mine zu finanzieren. Der Kleingoldbergbau ist für Banken ein zu unsicheres Geschäft und das Risikokapital wird meist von Zwischenhändler*innen aufgebracht, was ebenfalls nicht zum Fairtrade-Konzept passt. Für die beiden zertifizierten Kooperativen mussten Entwicklungsgelder herangezogen werden.

Eine weitere Herausforderung ist die mangelnde Expertise, sowohl was die Auswahl der Mine als auch was die Technik des Veredelungsprozesses angeht. Bei SAMA wurde die regional erste Konzentratorzentrifuge in Betrieb genommen, die den Einsatz von Quecksilber gegenüber dem Auswaschen reduziert, aber nicht ganz ausschließt. Ein Spagat für den fairen Handel, ist doch der informelle Goldbergbau die weltweit größte anthropogene Quelle von Quecksilber-
emissionen. Um ganz auf das Schwermetall zu verzichten – wofür Fairtrade den gezahlten Preis um 15 Prozent anheben würde –, böte sich der Einsatz von Borax an – eine Technik, die in Ostafrika aber unbekannt ist und auf eine konstante Stromversorgung angewiesen ist.

Rentiert sich Fairtrade?

Auch das regionale Klima ist ein Problem, denn während der monatelangen Regenzeit liegen die Gruben brach oder es müssen teure Pumpen eingesetzt werden. Das schadet den Margen, der Planungssicherheit und steht auch der Festanstellung übers ganze Jahr im Wege.

Interessanterweise ist der garantierte Fairtrade-Mindestpreis möglicherweise nicht attraktiv genug. Der wurde auf 95 Prozent des Londoner LBMA-Preises festgelegt – doch häufig liegt der lokale Marktpreis höher, obwohl das Gold doch danach noch ausgeführt und transportiert werden muss. Zur Erklärung dieses Paradoxes verweist Happ auf eine Studie, die den hohen Goldeinkaufswert auf Geldwäscheaktivitäten zurückführt. Schwierig ist es auch, preisgünstige Partnerstrukturen für die Versicherung, die Lagerung und den Transport unter Einhaltung der Nachverfolgbarkeit bis zur Ausfuhr zu finden. Happ kommentiert angesichts der mangelnden Konkurrenzfähigkeit: „Dies verdeutlicht die Relevanz des umweltgerechten Abbaus, durch den eine zusätzliche Prämie von 15 Prozent [für den Verzicht auf Quecksilber] und so ein tatsächlicher Profit generiert wird.“

Alle diese Probleme werden durch die bescheidene Größe dieser Art von Projekten verstärkt. Für Happ „scheitern beide Kooperativen daran, dass sie nicht genügend Golderz haben, um eine Produktion mit dem realistischen Ziel eines Exports aufnehmen zu können“. Der Autor betont aber auch die „positiven Errungenschaften“: Das Projekt habe „im Einzugsgebiet von Micodepro dazu geführt, dass erhöhte Sicherheitsstandards adaptiert“ und die Arbeitsbedingungen auf den Produktionsstätten der beiden Kooperativen verbessert wurden.

Zur Verbesserung der Erfolgschancen schlägt Happ vor, den Fairtrade-Ansatz einer Integration von Bergwerk, Produktion und Export in Frage zu stellen: „Es scheint sinnvoll, dass die Kooperativen die Produktionsstätten betreiben und sich weiter auf umweltgerechte Verfahren spezialisieren, ihr Gold aber aus lokal vorhanden Goldgruben beziehen, die in das Fairtrade-System eingebunden werden.“ Im Einzugsgebiet der Kooperativen, dem Dreiländereck zwischen Uganda, Kenia und Tansania, „könnte zusätzlich ein nationaler Händler oder eine Börse aufgebaut werden, bei der das Fairtrade-Gold angekauft und für den Export gelagert wird“. Durch eine solche Arbeitsteilung würde die Effizienz verbessert, ohne die Fairtrade-Kriterien aufzugeben.


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