Feinstaub ist gesundheitsschädlich und kann Krebs auslösen – in der Debatte um Feuerwerksverbote kommt er aber eher selten vor.
Die woxx hatte es schon beim letzten Jahreswechsel thematisiert: Feuerwerk bedeutet auch immer eine höhere Feinstaubbelastung. Und mit der gleichen Regelmäßigkeit, mit der Raclette und „Dinner for One“ wiederkommen, entflammen auch jedes Jahr zum Jahresende Diskussionen über ein Feuerwerksverbot. Im Fokus steht meistens das Tierwohl (von Haustieren), die gesundheitlichen Auswirkungen des Feinstaubs, der von der Böllerei ausgeht, eher weniger.
Dabei werden im Nachbarland Deutschland rund 5.000 Tonnen PM10 (Feinstaub in der Größe zwischen 2,5 und 10 Mikrometer) in der Silvesternacht freigesetzt, was laut dem Umweltbundesamt 17 Prozent dessen entspricht, was der Straßenverkehr dort jedes Jahr produziert. Feinstaub belastet die Lungen und das Herz-Kreislauf-System und verursacht damit Asthma, Lungenkrebs und Herzinfarkte.
Wie schon in der Silvesternacht 2017/18 hatten auch dieses Jahr vor allem große Gemeinden das private Feuerwerk explizit untersagt – Luxemburg-Stadt, Esch/Alzette, Kayl und Petingen zum Beispiel. In Differdingen war das Feuerwerk für ungefähr eine halbe Stunde rund um Mitternacht erlaubt. Grundsätzlich ist Feuerwerk in Luxemburg ohne Genehmigung verboten – zu Silvester wird jedoch meistens ein Auge zugedrückt. Die Polizei wurde laut einem Bericht des Tageblatts 64 Mal von Bürger*innen über illegales Feuerwerk informiert, jedoch ohne Konsequenzen für die Hobby-Pyrotechniker*innen.
Vor einem Jahr hat die woxx sich bereits gefragt, ob das Feuerwerksverbot in manchen Ortschaften an einer geringeren Menge an Feinstaub gemessen werden könnte. Das staatliche Sensornetzwerk, das beständig die Luftqualität überprüft, zeigte keine außergewöhnlichen Werte auf. Dieses Ergebnis könnte allerdings auch an dem regnerischen Wetter gelegen haben. Wie sah die Situation vor einer Woche aus? Emwelt.lu verrät dies nicht mehr – im Zuge der Erneuerung der Website wurden die stündlichen Messdaten entfernt und es sind lediglich Tageswerte abrufbar. „Es wird nur noch der Tagesmittelwert angezeigt, weil dieser auch bei den Grenzwerten der EU und der WHO benutzt wird“, erklärte die Sprecherin des Umweltministeriums, Simone Dengler, der woxx auf Nachfrage hin. Messdaten zu dem noch kleineren PM2.5-Feinstaub fehlen komplett.
In der Silvesternacht seien keine Grenzwerte überschritten worden, so das Umweltministerium. Das mag beruhigend sein, auch wenn die EU-Grenzwerte teilweise über den Vorschlägen der WHO für Luftqualität liegen, die betont, dass es keine „sicheren“ Feinstaubwerte gibt. Allerdings wären die Stundenwerte interessant, um festzustellen, ob sich das Verbot auf die Luftqualität ausgewirkt hat. Immerhin hilft der vergleichsweise verkehrsextensivere Feiertag, den Tagesdurchschnitt zu senken.
Zum Glück gibt es Freiwillige, die selbst Feinstaubmessungen durchführen und die Daten auf luftdaten.info ins Netz stellen, mit einer zeitlichen Auflösung im Minutenbereich. Die Qualität dieser Messungen darf durchaus angezweifelt werden, denn es gibt keine Informationen, wo diese Sensoren genau stehen und wie gut sie kalibriert sind. Einer dieser Sensoren steht in Luxemburg-Hollerich und zeigte in der Silvesternacht mitunter Spitzen von bis zu 270 µg/m3 und einen Tagesmittelwert von 22,79 µg/m3. Der nächste staatliche Sensor steht in Bonneweg, er verzeichnete einen ähnlichen Tagesmittelwert: 24 µg/m3. Am 1. Januar 2017 waren auch vom staatlichen Messnetzwerk noch 220 µg/m3 im Stundendurchschnitt gemessen worden – man kann also davon ausgehen, dass das Feuerwerksverbot wenig dazu beigetragen hat, die Luftqualität zu verbessern. Und 2018, als sehr niedrige Werte verzeichnet worden sind? Damals hat es in der Silvesternacht geregnet, was vermutlich dafür sorgte, dass der Feinstaub schnell aus der Luft ausgewaschen wurde.
Die Daten zur Luftqualität Luxemburgs sollen laut der Sprecherin des Umweltministeriums „langfristig“ auch im open data-Portal des Staats verfügbar sein. Im Moment habe dies jedoch keine Priorität, da die Daten ja schon online verfügbar seien: „Wir haben ein kleines Team, das neben ihrer anderen administrativen Tätigkeit an der Digitalisierung der Daten arbeitet.“ Am 7. Mai letzten Jahres hatte Umweltministerin Carole Dieschbourg eine App namens „Meng Loft“ vorgestellt, mithilfe derer die Einwohner*innen sich in Echtzeit über die Luftqualität an ihrem Standort informieren können.