Neben Steuererleichterungen für Elektrofahrzeuge soll nun auch eine App dafür sorgen, dass die Luft in Luxemburg besser wird.
2014 starben in Luxemburg zwischen 240 und 420 Menschen vorzeitig an den Folgen schlechter Luft. So hat es zumindest die Europäische Umweltbehörde EEA berechnet. Feinstaub, Stickoxide und bodennahes Ozon sind jene Luftschadstoffe, die der menschlichen Gesundheit stark zu schaffen machen. Verursacher ist neben der Industrie hauptsächlich der Verkehr, und zwar besonders Dieselmotoren.
Im Rahmen des luxemburgischen Luftqualitätsprogramms stellte Umweltministerin Carole Dieschbourg am vergangenen Montag, dem 7. Mai, eine App vor. „Meng Loft“ ist für iOS und Android verfügbar und zeigt die Luftqualität am jeweiligen Standort an. Tatsächlich gemessen wird zwar nur in Luxemburg-Stadt, Esch, Beidweiler, Beckerich und Vianden, aber das System soll fähig sein, die Daten zu interpolieren.
„Die App gibt auch Tipps, mit denen jeder Einzelne die Luftqualität verbessern kann, zum Beispiel durch die Nutzung des öffentlichen Transports oder von Carsharing“, so die Umweltministerin. Zusätzlich werden Gesundheitsinformationen angezeigt, die je nach Belastung Auskunft darüber geben, ob es zum Beispiel gerade ratsam ist, Sport zu treiben.
Wer bestimmt eigentlich, welche Schadstoffwerte dazu führen, dass die Luftqualität auf einer Skala von Eins („exzellent“) bis Zehn („miserabel“) eingeordnet wird? Der Luftschadstoff mit dem schlechtesten Wert bestimmt die generelle Bewertung, allerdings richten sich die Bewertungen nach den aktuellen EU-Richtlinien. Die Weltgesundheitsorganisation WHO schlägt durchaus strengere Richtwerte vor, sodass bereits Werte, die die „Meng Loft“-App als „durchschnittlich“ oder „mäßig“ bewertet, als gesundheitsschädlich gelten. „Die App ist ein Indikator, der einen Hinweis auf die aktuelle Luftqualität gibt; die europäischen Richtwerte beziehen sich auf Tages- oder Jahreswerte, sodass man das nicht wirklich vergleichen kann“, ergänzte Dieschbourg.
Wer der App nicht traut, kann selbst einen Sensor basteln
Die Bestimmung der Luftqualität ist tatsächlich eine komplizierte Angelegenheit, über die auch in der EU seit Jahren gestritten wird. Eigentlich hätten die Grenzwerte, etwa für Feinstaub, längst gesenkt werden müssen, doch ist das bisher nicht geschehen. Im letzten Bericht der EEA über die Luftqualität in Europa sind jedoch auch die Überschreitungen der WHO-Grenzwerte vermerkt. 2015 überschritt Luxemburg den gesundheitlich bedenklichen Grenzwert für den besonders reinen Feinstaub PM2.5, der tief in die Lunge eindringt. Auch beim Ozon und den Stickoxid-Werten sieht die Situation nicht besonders rosig aus. Bei letzteren lag Luxemburg prozentual sogar an zweiter Stelle – der Sollwert wurde um 19 Prozent überschritten.
Die vorgestellte App soll nun zu größerer Transparenz führen, weil Bürger*innen sich in Echtzeit mit ihrem Smartphone informieren können. Die Daten sind allerdings keine anderen als die, die schon zuvor auf emwelt.lu einzusehen waren. Auf dem open data-Portal der Regierung sind bislang keine Archivdaten verfügbar – dies soll sich nun jedoch ändern, wurde der woxx auf Nachfrage versichert. Wer den offiziellen Daten nicht traut oder auf Nummer sicher gehen will, kann sich selbst einen Feinstaubsensor basteln – ironischerweise bietet die Merscher Lokalsektion der Grünen Workshops zu diesem Zweck an.