Festival: Clowns sind nicht nur Lachnummern

Die einen fürchten sich vor ihnen, die anderen lachen sie aus, die Kulturfabrik Esch nimmt sie ernst und widmet ihnen zum zehnten Mal ein Festival: „Clowns in Progress“ führt noch bis zum 16. Oktober in eine bunte Szene zwischen Komödie, Akrobatik und Horror ein.

Bei der zehnten Auflage des Festivals „Clowns in Progress“ gibt es nicht nur was zu lachen, sondern (vermutlich) auch Hintergrundwissen und Gruselgeschichten. (Copyright: Kulturfabrik Esch)

Die Kulturfabrik Esch hat einen Clown gefrühstückt, vermutlich sogar mehrere auf einmal: Beim Festival „Clowns in Progress“ feiert das Kulturzentrum, zusammen mit dem Escher Theater, die Clown-Kunst. Es ist die zehnte Auflage eines Festivals, das dem Publikum die facettenreiche Szene näherbringen will. Das diesjährige Programm bricht mit dem Bild des Clowns als Attraktion auf Kindergeburtstagen oder als Krankenhaus-Kasper – es geht unter anderem um Geschichte, unmögliche Konzerte und haarsträubende Märchen.

In der Konferenz „L’innocence de l’humour: une exposition sur l’évolution du clown à partir d’archives familiales du 19ième siècle“ packt Joanna Bassi das Geschichtsbuch aus – das legt zumindest der Titel der Veranstaltung nahe. Trocken wird die Geschichtsstunde am Mittwoch, dem 13. Oktober um 20 Uhr, aber sicherlich nicht. Das lässt nicht nur der Ankündigungstext vermuten, in dem von einer „conférence clownesque“ die Rede ist, sondern auch ein Blick auf Bassis Karriere.

Die französisch-italienische Engländerin wurde in eine Künstler*innenfamilie hineingeboren: Ihre Eltern waren beide Akrobat*innen, ihre Mutter noch dazu Stepptänzerin. Die Familie trat im Zirkus und im Varieté-Theater auf. Bassi, die unter anderem Violinistin ist, folgte den Spuren ihrer Eltern, war als Künstlerin in England, Israel und anderen Ländern unterwegs. In den 1990er-Jahren ging Bassi erstmals als „Female Clown“ auf Deutschlandtour und bemüht sich seither um die Förderung des Straßentheaters und der Zirkuskunst. Das Publikum darf also gespannt sein, ob Bassi bei der Konferenz die Violine oder die rote Clownsnase zückt – vielleicht sogar beides.

Musikalisch geht es auch im Escher Theater zu: Im Rahmen des Festivals ist dort das Duo „Les rois vagabonds“ zu Gast. Die multidisziplinären Künstler*innen Julia Moa Caprez und Igor Sellem geben sich der Clown-Kunst seit 2008 hin. In Esch präsentieren sie am Donnerstag, dem 14. Oktober um 20 Uhr, ihr „Concerto pour deux clowns“: eine Mischung aus Slapstick, Akrobatik und musikalischem Spektakel. Das Duo führte das Stück zwischen 2010 und 2020 schon über 800-mal auf. Die Veranstaltungsorte lagen quer über die Weltkarte verstreut: New Delhi, Barcelona, Kiew, Alger, Buenos Aires, Salzburg, Marseille – um nur einige aufzuzählen.

Blutig wird es hingegen im Stück „La petite histoire qui va te faire flipper ta race (tellement qu’elle fait peur)“ von Typhus Bronx, das am Freitag, dem 15 Oktober um 20:30 Uhr in der Kulturfabrik aufgeführt wird. Der Clown interpretiert das grimmsche Märchen „Vom Wacholderbaum“ neu: In diesem wird ein Junge von seiner Stiefmutter enthauptet, die aus seinen Knochen eine Suppe kocht und sie seinem unwissenden Vater vorsetzt. Auf wundersame Weise findet der Junge zurück ins Leben – und ist in Bronx Spektakel bereit, sich zu rächen. Auf der Website des Künstlers gibt es einen Trailer zum Stück, das besonders Liebhaber*innen von Horrorstreifen ansprechen dürfte.

Was das Festival noch bereithält, ist auf kulturfabrik.lu einzusehen, genauso wie weiterführende Informationen zu Veranstaltungen und Ticketverkauf.

Clowns in Progress. Kulturfabrik Esch und Escher Theater, noch bis zum 16. Oktober.

Cet article vous a plu ?
Nous offrons gratuitement nos articles avec leur regard résolument écologique, féministe et progressiste sur le monde. Sans pub ni offre premium ou paywall. Nous avons en effet la conviction que l’accès à l’information doit rester libre. Afin de pouvoir garantir qu’à l’avenir nos articles seront accessibles à quiconque s’y intéresse, nous avons besoin de votre soutien – à travers un abonnement ou un don : woxx.lu/support.

Hat Ihnen dieser Artikel gefallen?
Wir stellen unsere Artikel mit unserem einzigartigen, ökologischen, feministischen, gesellschaftskritischen und linkem Blick auf die Welt allen kostenlos zur Verfügung – ohne Werbung, ohne „Plus“-, „Premium“-Angebot oder eine Paywall. Denn wir sind der Meinung, dass der Zugang zu Informationen frei sein sollte. Um das auch in Zukunft gewährleisten zu können, benötigen wir Ihre Unterstützung; mit einem Abonnement oder einer Spende: woxx.lu/support.
Tagged .Speichere in deinen Favoriten diesen permalink.

Kommentare sind geschlossen.