Klassische Musik: Zurück in den Saal!

Das Programm der Saison 2022-23 der Philharmonie liegt jetzt vor. Man setzt auf einen Ablauf ohne Lockdown sowie auf altes und neues Publikum. Ein kurzer Überblick.

John Eliot Gardiner wird als Artist in Residence Brahms und Bach aufführen. (© Chris Christodoulou)

Kehrt der Konzertbetrieb in der Philharmonie kommende Saison zur Normalität zurück? Nach zwei von Covid-19 überschatteten Jahren gibt sich der Leiter des Orchestre philharmonique du Luxembourg (OPL), Gustavo Gimeno, nachdenklich: „In dieser Zeit ist mir mehr denn je bewusst geworden, wie wichtig die Zuhörerinnen und Zuhörer sind, und wie stark ihre Anwesenheit einen inspirieren kann“, zitiert ihn das Pressedossier zur Vorstellung der Saison 2022-23. Auf den ersten Blick sieht die Programmbroschüre aus wie immer: Breitformat und über 300 Seiten dick. Doch diesmal werden die Konzerte nicht nach Abonnements gruppiert vorgestellt, sondern in chronologischer Reihenfolge (für die Abos gibt es ein gesondertes Faltblatt). Ein Vorteil mag sein, dass man im Falle eines erneuten Lockdowns besser die Übersicht behält, indem man einfach die Seiten für die betroffenen Wochen aus der Broschüre reißt.

Schwarzer Humor beiseite: Diesmal fängt das gedruckte Programm (auch online verfügbar) wirklich mit dem ersten Event an: Die Uraufführung des „Percussion Concerto“ von Daniel Bjarnason, interpretiert von Martin Grubinger und dem OPL unter der Leitung Gimenos am 16. September. Es folgen Hunderte von Konzerten, über die wir hier nur eine schnelle Übersicht geben können. Auf Seiten der Komponist*innen stechen die Sinfonien Gustav Mahlers ins Auge (2., 6. und 7.) sowie das Felix Mendelssohn gewidmete Abo „Face-à-face“ (mit Erläuterungen auf Englisch). Von Johannes Brahms werden alle vier Sinfonien aufgeführt – die Konzerte sind Teil des „Artist in residence“-Programms von John Eliot Gardiner. Der für seine Barockeinspielungen berühmte Dirigent wird unter anderem auch die h-moll-Messe von Johann Sebastian Bach interpretieren. Auch der zweite Residenzkünstler, András Schiff, wird von Bach sechs Klavierkonzerte aufführen – als Pianist und Dirigent in einer Person. Beide Bach-Abende sind Teil des „Voyage dans le temps“-Abos, für das die Philharmonie in dieser Saison lauter große Namen der alten Musik verpflichtet hat.

Im traditionellen „Ciné Concerts“-Abo gibt es neben Klassikern wie Fantasia und The Iron Mask auch etwas ganz Besonderes: den Film „Semlja“ (Erde), der als ein Meisterwerk des sowjetischen Stummfilms gilt. Interessanterweise handelt es sich beim Regisseur Alexander Dowschenko um einen Ukrainer, die Musik wurde 1997 vom russischen Komponisten Alexander Popov komponiert. Der Inhalt des Filmes könnte allerdings für Kontroversen sorgen, denn er stellt die sowjetische Zwangskollektivierung in einem positiven Licht dar. In einer Zeit, in der Kunst immer stärker nach politischen Kriterien beurteilt wird, kommt man auch nicht umhin festzuhalten, dass Dowschenko der einzige als ukrainisch ausgewiesene Artist der Saison ist. Russische Künstler*innen sind demgegenüber – wie in der Vergangenheit – zahlreich vertreten, darunter der in der Ukraine geborene Russe Sergei Prokofjew, nicht aber der in westlichen Ländern wegen seiner „Putin-Nähe“ unerwünschte Waleri Gergijew.

Geboren in Porto Alegre, lebt in Paris: 
Die Cellistin und Songwriterin Dom La Nena tritt am 6. Oktober auf.
 (© Jeremiah)

Klassik und mehr

Für Liebhaber*innen des klassischen Gesangs stehen mehrere, konzertant aufgeführte, Opern auf dem Programm, sowie, in Zusammenarbeit mit dem Grand Théâtre, Die Entführung aus dem Serail und Siegfried. Ein Highlight dürfte auch die Interpretation von „Voix humaine“ (Francis Poulenc) durch die für ihre Bühnenpräsenz bekannte Sopranistin Patricia Petitbon werden. Moderne und zeitgenössische Klassik wird im November im Rahmen des „Rainy Days“-Festivals zu hören sein. Hier sei auf die „Hommage à Lachenmann“ mit Mark Simpson, Jean-Guihen Queyras und Pierre-Laurent Aimard hingewiesen. Das den lusophonen Kulturen gewidmete Festival „atlântico“ findet im Oktober statt, das Repertoire reicht von der Fado-Sängerin Aldina bis zum Multitalent Dom La Nena. Der Jazzmusik schließlich ist die dritte Residenz gewidmet: Das Jazz at Lincoln Center Orchestra unter der Leitung des Trompeters Wynton Marsalis wird im Juni 2023 zweimal auftreten.

Abo-Verlängerungen können bis zum 24. Mai getätigt werden, danach werden die Neubestellungen bearbeitet. Für Jugendliche bis 27 Jahre gilt eine 40-prozentige Ermäßigung. Details: philharmonie.lu

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