Der letzte linke Kleingärtner, Teil 42: Salat fürs Proletariat


„Komm in die Ordnung“ ist ein Spruch, den der letzte linke Kleingärtner auf dem Fußballplatz wie in seinem Garten kultiviert. Vielleicht wird so bald sogar die Arbeiterklasse wieder reformiert.

Planvolle Verrottung: Auch ein Komposthaufen will gut organisiert sein. (Foto: Traumrune/Wikimedia Commons/CC BY 3.0)

„Diese Kolumne wird Ihnen präsentiert von ‚Amerikanischer Brauner’ und ‚Rucola’“, müsste eigentlich hier stehen. Denn am liebsten hätte ich erstmal einen leckeren Salat aus meinem Kleingarten der Vielfalt gegessen, um dann gestärkt diese Kolumne schreiben zu können. Doch soweit ist es noch nicht ganz. Da ich ohne Gewächshaus arbeite, zeigt sich zwar schon recht viel von dem gesäten Grünzeug, aber bis zur Ernte muss ich mich ein paar Tage oder sogar Wochen gedulden. mehr lesen / lire plus

Honduras: Ein neuer Wind

Wie erhofft, treibt die neue Regierung unter Präsidentin Xiomara Castro demokratische Reformen im zentralamerikanischen Honduras voran. So wurde die gesetzliche Grundlage für die umstrittenen Sonderwirtschaftszonen „Zede“ annulliert.

Will auch gegen die Straflosigkeit im Land vorgehen: Die honduranische Präsidentin Xiomara Castro am 6. Mai in ihrem Amtssitz in Tegucigalpa. (Foto: EPA-EFE/Gustavo Amador)

Auf der Rangliste der Pressefreiheit rangiert Honduras derzeit auf Platz 165 der insgesamt 180 gelisteten Länder. Das ließ die Organisation „Reporter ohne Grenzen“ am 3. Mai, dem Welttag der Pressefreiheit, wissen: Für Journalistinnen und Journalisten sei das Land eines der gefährlichsten auf dem ganzen Kontinent, sie würden „regelmäßig angegriffen, Ziel von Schikanen und Einschüchterungskampagnen, Morddrohungen ausgesetzt und ins Exil gezwungen“. mehr lesen / lire plus

Klimabonus: Topup statt clever

Mit anderem Namen und neuem Internetauftritt geht die Energietransition in eine weitere Phase. Statt „clevere“ Wohlstandsbürger*innen, wie bislang, werden jetzt auch sozial schwächere Schichten visiert.

Foto: MECDD

Vereinfacht und besser strukturiert: Der am Dienstag vorgestellte modernisierte Interauftritt der Klima-Agence (früher: myenergy.lu) bedeutet mehr als bloßes Facelifting. Mit teilweiser erhöhter und neuerdings einkommensangepasster Bezuschussung („sozialer Topup“), sollen vor allem im Bereich Wohnungsbau und Altbausanierung die Reduktionsziele in Sachen Klimagase nicht weiter verschlafen werden.

„Attraktiv, einfach, ëmweltfrëndlech, autonom und sozial“ sollen die neuen Hilfen ausgerichtet werden, das versprachen anlässlich einer Pressekonferenz die drei grünen Minister*innen Joëlle Welfring (Umwelt und Klima), Claude Turmes (Energie) und Henri Kox (Wohnen). mehr lesen / lire plus

Adem: Vom Stripclub in die Schlagzeilen

Die Arbeitsagentur Adem leitete eine Stellenausschreibung zur Stripperin und Begleitdame an zwei Frauen weiter. Sie tut das als internen Fehler ab – doch es steckt mehr dahinter.

Anfang Mai ging ein begründeter Aufruhr durch die sozialen Medien. Eine arbeitssuchende Tanzpädagogin hatte dort eine Meldeaufforderung der Adem veröffentlicht: Die Arbeitsagentur hatte ihr per Post eine Stellenausschreibung zur „danseuse, stripteaseuse, hôtesse de compagnie (m/f)“ in einem Nachtclub weitergeleitet, auf die sie sich bewerben musste. Am Ende des Dokuments steht nämlich fett gedruckt: „Le refus par le chômeur indemnisé d’un emploi approprié ou d’une mesure active en faveur de l’emploi proposé par l’ADEM peut faire l’objet d’un refus ou d’un retrait des indemnités de chômage.“ mehr lesen / lire plus

Gewalt in Gynäkologie und Geburtshilfe: Erst das Staunen, dann die Selbstkritik

Erstmals liegen luxemburgspezifische Empfehlungen des Conseil scientifique zur Verhinderung von Gewalt in der Gynäkologie und Geburtshilfe vor. Im Rahmen einer Konferenz diskutierten Expert*innen die Publikation.

Ein Leitfaden soll dazu beitragen, dass Geburten nicht gewaltvoller verlaufen als unbedingt nötig. (Fotos: www.piqsels.com)

„Ces violences existent et elles concernent … en fait elles nous concernent tous.“ Als zu Beginn der Konferenz dieser Satz fiel, wirkte es, als sei er nicht ganz so geplant gewesen. Als habe die Rednerin spontan entschieden, des Effektes wegen etwas dicker aufzutragen. Immerhin handelte die Konferenz von Gewalt in der Gynäkologie und in der Geburtshilfe. Dass viele Menschen potenziell von ihr betroffen sein können, steht außer Frage. mehr lesen / lire plus

Buchrezension: Wessen Wille geschehe?

Es ist ein ewiger Widerspruch: Frauen verfügen über die Fähigkeit, Kinder in die Welt zu setzen. Über das Wann, Wo und mit Wem entscheiden aber auch 2022 noch immer andere – oftmals Männer. Warum das so ist und was sich ändern müsste, darüber schreiben Gesine Agena, Patricia Hecht und Dinah Riese in ihrem neuen Buch „Selbstbestimmt“.

Decken in ihrem Buch auch Aspekte ab, die nicht so sehr im Fokus der öffentlichen Debatte stehen, wie Zwangssterilisation oder Müttersterblichkeit: Die Autorinnen Gesine Agena … (Foto: Mina Schmidt)

Als im April 2020 aufgrund der Coronapandemie die Grenzen zur Ukraine geschlossen wurden, warteten in Kiew 46 Säuglinge ukrainischer Leihmütter darauf, von ihren „Bestell-Eltern“ abgeholt zu werden. mehr lesen / lire plus

Tierversuche: Das geht auf keine Kuhhaut

Tierversuche für kosmetische Inhaltsstoffe sind in Europa verboten, werden über die Chemikalienverordnung aber trotzdem angeordnet. Die Europäische Bürger*inneninitiative „Save Cruelty Free Cosmetics“ will dem ein Ende bereiten. Angeblich will dies auch die EU-Kommission. Die jedoch ist mitverantwortlich für das fortdauernde Problem – und das seit vielen Jahren.

Einige Unterstützer*innen von „Save Cruelty Free Cosmetics“ stellen die Nützlichkeit von Tierversuchen allgemein in Frage, nicht nur im kosmetischen Bereich. (© Ärzte gegen Tierversuche)

Auf der Packung der Gesichtscreme prangt ein Häschen. Mit gutem Gewissen schmiert man sich die Creme auf Nase und Wangen, denn das Produkt ist „Cruelty Free“. Für die eigene Pflegeroutine mussten also weder Hasen noch Mäuse oder Ratten leiden. mehr lesen / lire plus

woxxenende: „Pic au vent“

Vor fünf Jahren hatte das woxx-Kollektiv ein windiges Haus in den Dünen hinter Coxyde für das traditionelle woxxenende angemietet. Die gesamte Truppe war davon so angetan, dass man sich schwor, irgendwann für eine ganze Woche zurückzukehren und eine woxx-Ausgabe komplett von dort aus zu produzieren. Nach zwei anderen woxxenend-Domizilen und drei Jahren covidbedingter Ausflugspause hat es dann doch nur zu einem – Europa sei Dank – langen Wochenende in selbigem Haus an der belgischen Küste gereicht. Da blieb dann neben ausgiebigem Füßebaden im Meer, der obligatorischen Gegenwind-Radfahrt und nicht ganz jugend- und alkoholfreien Gesellschaftsspielen gerade noch Zeit für opulente, zumeist selbstbereitete Mahlzeiten, bei denen sich den Nicht-Veganer*innen ungerechterweise einmal mehr die größere schmackhafte Auswahl bot. mehr lesen / lire plus

Double malentendu climatique

Entre 2022 et 2026, « il y a une chance sur deux pour que la température mondiale annuelle moyenne soit temporairement supérieure de 1,5 °C aux valeurs préindustrielles ». C’est ce que prévoit l’Organisation météorologique mondiale (WMO) dans son bulletin sur le climat du 9 mai. Sachant que c’est la limite considérée comme souhaitable depuis l’accord de Paris de 2015, les météorologues précisent : « Une seule année de dépassement du seuil de 1,5 °C ne signifie pas que nous aurons franchi le seuil emblématique. » Bonne nouvelle donc ? Pas du tout. Ce qui compte, c’est l’augmentation pluriannuelle de la température que la WMO tient pour probable à 93 % par rapport à 2017-2021. mehr lesen / lire plus

„Forum“ zu Bürger*innenbeteiligung erschienen

Luxemburg hat ein Demokratiedefizit. Nicht nur jenes, dass eine knappe Hälfte der Bevölkerung nicht wählen darf – auch das vielfach genutzte Instrument der Petition sorgt zwar für Debatten, selten jedoch für Resultate. Können Bürger*innenräte helfen, die Kluft zwischen Parlament und Einwohner*innen zu verkleinern? Dem geht die neuste Forum-Ausgabe auf den Grund. Gleich drei Beiträge hat Jürgen Stoldt verfasst, dessen Beratungsfirma das „Biergerkomitee Lëtzebuerg 2050“ begleitet hat. Leider fehlt bei den vielen Gedanken über die Erfolge des Komitees eine Reflexion darüber, warum manche Mitglieder es vorzeitig verlassen haben. Abseits vom Dossier sind Beiträge über die Eröffnungszeremonie von Esch 2022 oder die Darstellung der Natur in Science-Fiction-Filmen zu lesen. mehr lesen / lire plus

Spielempfehlung: Waschbär im Trenchcoat

Backbone ist ein Computerspiel, das nicht nur mit einer atemberaubenden Atmosphäre besticht: In einer alternativen Version von Vancouver schlägt sich Waschbär-Detektiv Howard Lotor mehr schlecht als recht durchs Leben. Ein vermeintlich einfacher Fall verändert alles.

Trenchcoat, Pinnwand, halb geschlossene Gardinen: 
Howard Lotor ist ein archetypischer Privatdetektiv – auch wenn er ein Waschbär ist. (Foto: EggNut)

Howard Lotor ist ein Film Noir-Detektiv, wie er im Buche steht: Seine Klient*innen empfängt er in seiner schäbigen, spärlich beleuchteten Wohnung, mit seiner Arbeit kommt er kaum über die Runden und natürlich trägt er einen Trenchcoat. Weniger genretreu ist Howard allerdings ein Waschbär, aber in dem Vancouver von Backbone, das mit anthropomorphen Tieren bevölkert ist, fällt das nicht weiter auf. mehr lesen / lire plus

Klassische Musik: Zurück in den Saal!

Das Programm der Saison 2022-23 der Philharmonie liegt jetzt vor. Man setzt auf einen Ablauf ohne Lockdown sowie auf altes und neues Publikum. Ein kurzer Überblick.

John Eliot Gardiner wird als Artist in Residence Brahms und Bach aufführen. (© Chris Christodoulou)

Kehrt der Konzertbetrieb in der Philharmonie kommende Saison zur Normalität zurück? Nach zwei von Covid-19 überschatteten Jahren gibt sich der Leiter des Orchestre philharmonique du Luxembourg (OPL), Gustavo Gimeno, nachdenklich: „In dieser Zeit ist mir mehr denn je bewusst geworden, wie wichtig die Zuhörerinnen und Zuhörer sind, und wie stark ihre Anwesenheit einen inspirieren kann“, zitiert ihn das Pressedossier zur Vorstellung der Saison 2022-23. mehr lesen / lire plus

Im Kino: The Northman

In Robert Eggers’ neuem Film spielen Figurenentwicklung und Geschichte nur eine untergeordnete Rolle. Dank minutiöser historischer Recherche und beeindruckender Kameraarbeit erwartet die Zuschauer*innen vielmehr ein zutiefst immersives Actionspektakel.

Was die Figuren in „The Northman“ tragen, geht auf aufwändige Recherchen zurück. (Fotos: © 2021 Focus Features, LLC)

„Wie du mir, so ich dir“ könnte man das Leitmotiv von „The Northman“ vereinfacht bezeichnen. Das ist nicht das einzige Merkmal, das sich Robert Eggers’ Wikingerepos mit den 2021 erschienen Filmen „The Green Knight“ und „The Last Duel“ teilt: Alle drei beruhen auf einer mittelalterlichen Erzählung, die als Kritik am klassischen Heldenepos verstanden werden kann. mehr lesen / lire plus

Willis Tipps
: Mai 2022

Neues von der malischen Diva

Bereits mit ihrem ersten Album „Moussolou“ machte sich die malische Sängerin Oumou Sangaré 1991 einen großen Namen in der Weltmusikszene, als sie mit ausdruckvoller Stimme die Gesänge der Wassoulou-Region im Süden ihres Heimatlandes präsentierte. Bis 2009 erschienen vier weitere bemerkenswerte Platten, die ihren Ruf als große Diva Malis festigten. Danach legte sie eine künstlerische Pause ein und widmete sich einer erfolgreichen Karriere als Geschäftsfrau. Erst 2017 kam sie mit „Mogoya“ zurück, einer Platte, die mit einer sehr elektrischen Orientierung Aufsehen erregte und ihr im gleichen Jahr den Künstler-Award der Weltmusikmesse Womex einbrachte. Drei Jahre später folgte mit „Acoustic“ ein Album, für das sie ältere Aufnahmen ganz minimalistisch instrumentiert neu eingespielt hatte. mehr lesen / lire plus

Expotipp: Urban Art Biennale

In der Völklinger Hütte brauchen Straßenkünstler*innen ihre Spraydosen nicht vor Gesetzeshüter*innen zu verstecken: Seit 2011 stehen ihre Arbeiten bei der Urban Art Biennale im Mittelpunkt. Künstler*innen aus allen Ecken der Welt finden im Saarland zusammen, um das Gelände um das Unesco Weltkulturerbe zu gestalten und Einblicke in die Szene zu bieten. Es gibt Murals, Plastiken, Augmented Reality, Rauminstallationen und mehr zu entdecken. Bei der sechsten Biennale ist auch ein luxemburgischer Urban Artist vertreten: Alain Welter, besser bekannt als Mope. Der Künstler wurde hierzulande durch sein Urban Art-Projekt „Make Koler Kooler“ bekannt. Inzwischen verzieren seine Auftragsarbeiten unter anderem die regionalen Tice-Busse, Bofferding-Bier oder ehemalige Kühltürme in Differdingen. mehr lesen / lire plus

Dans les salles : Arthur Rambo

Peut-on à la fois être l’auteur de tweets haineux et le chouchou des médias ? Le film ne lève pas l’ambiguïté, mais s’empare de la dissonance cognitive et du besoin d’immédiateté – téléphone greffé à la main – de notre société pour tendre un miroir pas réjouissant. Comme si, dans une soirée branchée, on se voyait servir un shot… de lucidité.

L’évaluation du woxx : XX
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