Ein verregneter Sommer sollte nicht davon ablenken, dass in Zukunft vermehrt Hitzewellen auf uns zukommen. Luxemburg ist darauf kaum vorbereitet.
Während andere Teile Europas mit wochenlangen Hitzewellen kämpfen, war der Sommer in Luxemburg eher verregnet. Oder wirkte zumindest so: Der Blick auf die Wetteraufzeichnungen der vergangenen Jahre zeigt, dass die Zahl der Regentage für die Sommermonate in Luxemburg nicht unbedingt ungewöhnlich ist, auch wenn es einige Tage mehr regnete, als es das im Durchschnitt der letzten Jahrzehnte tat. Tatsache ist allerdings, dass mit der Klimakrise langfristig davon auszugehen ist, dass immer mehr und längere Hitzewellen auf uns zukommen.
Auch wenn man sich aktuell eher sogenanntes „Badewetter“ herbeisehnen würde: Das ist mitnichten ein Grund zur Freude, wenn es länger anhält. Hohe Temperaturen machen vielen Menschen zu schaffen, besonders wenn sie zu vulnerablen Gruppen gehören. Ältere Menschen, Babys, Kleinkinder, Menschen mit Behinderung oder chronischen Erkrankungen sind besonders stark von den Gefahren für die Gesundheit, die Hitze darstellen kann, betroffen. Eine Studie, die am 21. August im medizinischen Fachjournal „The Lancet“ veröffentlicht wurde, geht davon aus, dass in Luxemburg durch die Klimakrise 67 bis 140 Menschen an den Folgen von Hitze sterben würden. Dies sogar bei Erreichen des 1,5°-Ziels – steigen die Temperaturen, steigt auch die Zahl der Hitzetoten.
Für Arme bleibt also nur noch der Ausflug in den Supermarkt, um immerhin ein paar Minuten vor der Kühltheke zu chillen.
Allerdings gib es eine soziale Dimension, die oft vergessen wird: Arme Menschen leben nicht nur oft in schlecht isolierten Wohnungen, die sich im Sommer aufheizen, ihnen fehlt auch häufig die Möglichkeit, sich Abkühlung zu verschaffen. Wer sowieso schon unter hohen Energiepreisen leidet, kann von einer Klimaanlage nur träumen und schaltet den Ventilator wohl nur im absoluten Notfall ein. Bademöglichkeiten sind in Luxemburg ohnehin rar gesät, denn die nicht nervende Umweltpolitik der CSV sorgt nun einmal seit Jahrzehnten dafür, dass Baden in den Flüssen Luxemburgs gesundheitsgefährdend ist. Bleibt also nur noch der Ausflug in den Supermarkt, um immerhin ein paar Minuten vor der Kühltheke zu chillen.
Es gäbe natürlich eine Alternative: Staat und Gemeinden könnten im Sommer öffentliche Aufenthaltsräume schaffen, die auf angenehme Temperaturen heruntergekühlt werden und die vor Hitze schützen. Sogenannte „Climate Shelters“ gibt es etwa in Barcelona. Es handelt sich um Bibliotheken oder Gemeindezentren, aber auch Parks und Innenhöfe werden so konzipiert, dass man dort Abkühlung findet. Doch die Luxemburger Regierung hat keine Pläne, solche Konzepte umzusetzen. Das geht aus einer Antwort auf eine parlamentarische Anfrage von Djuna Bernhard (Déi Gréng) hervor. Darin sagt Gesundheitsministerin Martine Deprez zwar, dass solche Strukturen „eine potenziell nützliche Maßnahme unter vielen“ seien, will jedoch keine Versprechungen machen, sie in den „Plan canicule“ einzuschreiben. Und gibt zu bedenken, dass es in Krankenhäusern und Pflegeheimen ja ohnehin gekühlte Räume gebe – als ob das keine Selbstverständlichkeit sein müsste!
Der „Plan canicule“ bezieht sich vor allem auf Kranke und Ältere. Es ist gut, dass vulnerable Menschen geschützt werden und zum Beispiel die Möglichkeit besteht, sich im Fall einer Hitzewelle für besondere Betreuung anzumelden. Das reicht aber bei Weitem nicht: Städte und Ortschaften müssen fit für die Klimakrise gemacht werden, indem sie viel grüner und schattiger gestaltet werden. Leider häufen sich die schlechten Beispiele von öffentlichen Plätzen, die zwar neugestaltet wurden, jedoch dennoch Betonwüsten ohne ein einziges grünes Fleckchen blieben. Auch der öffentliche Raum kann wie Parks oder Grünflächen ein „Climate Shelter“ sein, wenn er richtig gestaltet ist. Die CSV-DP-Regierung muss nun zeigen, dass sie tatsächlich vorausschauend handeln kann und das Land auf künftige Hitzewellen vorbereiten.