Frankreich, in einer nahen Zukunft, die doch eigentlich schon Gegenwart ist. Es regiert eine Präsidentin, die man getrost als Amalgam aus Emmanuel Macron und Marine Le Pen betrachten kann. Formal herrscht Demokratie, doch keiner außerhalb der intellektuellen und ökonomischen Eliten findet sich darin mit seinen Sorgen und Nöten politisch wieder. Ökonomisch gilt das neoliberale Diktat der Alternativlosigkeit. Virtuos bedient sich die Präsidentin des Jargons von Inklusion und Diversität. Und nutzt ihn als Waffe gegen alle, die noch gesellschaftliche Interessengegensätze zu formulieren versuchen. Wo einem Großteil der Bevölkerung nur die Mittel für das Allernötigste bleiben, zerfällt die Gesellschaft. Der Alltag wird zur permanenten Demütigung, das ganze Leben zu einem trost- und hoffnungslosen Wartesaal. In „Die Entblössten“ (im frz. Original: „La peau sur la table“) hat Marion Messina entlang der Gedankenströme ihrer Protagonist*innen eine meisterhafte Klageschrift im doppelten Sinn des Wortes geschrieben. Darin wird vieles von dem hellsichtig dargestellt, was Wissenschaftler*innen und Journalist*innen unter Stichworten wie „Populismus“ und „Krise der Repräsentation“ umständlich zu analysieren versuchen.
Kulturtipp: Leben als Zumutung
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