Luftverschmutzung: Bisschen bessere Luft

Die Feinstaubwerte verbesserten sich in den letzten Jahren – dennoch gibt es immer noch hunderttausende Tote wegen schlechter Luft. Diese könnten verhindert werden, wenn endlich strengere Grenzwerte eingeführt würden.

Schön anzusehen, doch sorgen auch für ordentlichen Krach und Luftverschmutzung. (Copyright: CC Vision)

Jedes Jahr kocht Ende Dezember die Debatte hoch, wie angemessen Feuerwerk noch ist. Eins ist klar: Raketen und Böller sorgen in der Silvesternacht nicht nur für Krach, Gestank und überfüllte Notaufnahmen, sondern auch für hohe Feinstaubwerte. Der Luftschadstoff war 2022 für mindestens 239.000 Tote in der EU verantwortlich, wie ein Bericht der Europäischen Umweltagentur (EEA) am 10. Dezember 2024 offenlegte. 70.000 weitere Tote sind auf bodennahes Ozon zurückzuführen, 48.000 weitere auf Stickstoffdioxid (NO2). Tode, die laut EEA vermeidbar gewesen wären. Dafür müssten nur die europäischen Grenzwerte an die Vorschläge der Weltgesundheitsorganisation (WHO) angepasst werden. Diese sind zum Teil wesentlich strenger als die neuen Grenzwerte in der EU, die ebenfalls am 10. Dezember in Kraft traten.

So schlägt die WHO für Feinstaub einen Grenzwert von 5 μg/m3 vor, während die EU bis 2030 im Jahresmittel 10 μg/m3 vorschreibt. Das ist zwar strenger als bisher, aber immer noch doppelt so viel wie von der Weltgesundheitsorganisation vorgeschlagen. Die Website für Luftqualität der Luxemburger Regierung scheint bislang noch kein Update erfahren zu haben. So werden Messwerte von 10 μg/m3 als „sehr gut“ bezeichnet, solche von 8 μg/m3 sogar als„exzellent“. Einschätzungen, die eine gesunde Luft suggerieren, obwohl sie über dem vorgeschlagenen Schwellenwert der WHO liegen. Zudem hatte eine Studie des Luxembourg Institute of Socio-Economic Research (Liser) 2020 gezeigt, dass die offiziellen Messstationen das Ausmaß der NO2-Verschmutzung nicht akkurat wiedergeben, da diese vor allem in großen Ortschaften und nicht entlang der Autobahnen stehen, wo die NO2-Emissionen durch den Pendlerverkehr stark erhöht ist (woxx 1709).

Auch Auswirkungen auf die Landwirtschaft

Allerdings kann die EEA auch positives vermelden: Die Luftqualität in der EU ist besser geworden. Zwischen 2005 und 2022 sind die Todesfälle, die man Feinstaub zurechnen kann, um 45 Prozent gesunken. Das seien gute Voraussetzungen, um das Ziel Todesfälle um 55 Prozent zu verringern, das die EU sich für 2030 gesetzt hat, auch zu erreichen, so die EEA. Deren Exekutivdirektorin Leena Ylä-Mononen freut sich über die Entwicklung: „Es sind gute Nachrichten für alle Bürgerinnen und Bürger, dass wir ab heute strengere EU-Luftqualitätsvorschriften haben, aber noch immer sind zu viele Menschen in ganz Europa, insbesondere in den Städten, von schlechter Luftqualität betroffen, was zu Krankheiten und vorzeitigen Todesfällen führt, die durch eine Verringerung der Schadstoffkonzentration in der Umwelt weitgehend vermeidbar wären“, hieß es in der Pressemitteilung der EEA. Ylä-Mononen gibt auch zu bedenken, dass schlechte Luftqualität ebenfalls „weitreichende negative Auswirkungen“ auf Ökosysteme hat. Das gilt einerseits für erhöhten Stickstoffeintrag, der zur Überdüngung von Ökosystemen führt, andererseits für bodennahes Ozon, das Pflanzen schädigt.

Die EEA hat ausgerechnet, was die schlechte Luftqualität in den einzelnen Mitgliedstaaten angerichtet hat. Im Jahr 2022 gab es laut der Umweltagentur in Luxemburg 80 Todesfälle, die auf Feinstaub zurückzuführen sind. Eine Zahl, die in den letzten Jahren erheblich gesunken ist, nämlich um 81 Prozent. Gab es 2005 noch 89 Todesfälle pro 100.000 Einwohner*innen, die auf Feinstaub zurückzuführen sind, waren es 2022 noch 17. Das ist zwar einer der niedrigsten Werte in Europa, jedoch immer noch zu viel. Die EEA hat ebenfalls versucht, die finanziellen Schäden in der Landwirtschaft, die von Luftschadstoffen ausgelöst werden, zu beziffern. Hier wurden die Effekte von bodennahem Ozon auf Weizen- und Kartoffelkulturen berücksichtigt. Rund 4,2 Prozent der Weizen- und 7 Prozent der Kartoffelernte sind laut EEA durch den Luftschadstoff verloren gegangen, was einem ökonomischen Schaden von knapp unter einer Million Euro entspricht.

 


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