LuxFilmFest: Pájaros de Verano

Als der Cannabis-Handel Ende der 1960er Kolumbien erreicht, zieht er eine Welle der Gewalt mit sich, die ganze Familien zerstört. „Pájaros de Verano (Birds of Passage)“ ist aber kein gewöhnlicher Film über kriminelle Clans.

Wer an Kolumbien und Drogen denkt, denkt vermutlich sofort an den Anbau und Handel mit Kokain. Allerdings war Ende der 1960er, als die Hippiekultur in den USA ihren Höhepunkt erreichte, eher Cannabis sehr gefragt. Rapayet (José Acosta), ein Angehöriger des indigenen Volkes der Wayuu, entdeckt den Cannabishandel als einträgliche Einnahmequelle. Diese benötigt er auch, denn er will Zaida (Natalia Reyes) heiraten und muss dafür eine Mitgift bezahlen. Über die Jahre wird die Familie, die am Anfang des Filmes noch sehr traditionell als Schafhirt*innen lebt, immer reicher.

Der neue Wohlstand kommt allerdings nicht ohne Konflikte. Besonders mit der Familie seines Cousins Aníbal (Juan Bautista) kommt es immer wieder zu Streitereien, die mit den Traditionen und Gebräuchen der Wayuu zu tun haben. Rapayet ist dabei hin- und hergerissen zwischen seiner Familie und ihrer ursprünglichen Lebensweise sowie dem materiellen Wohlstand, den der Handel mit dem Rauschmittel bietet. Letzten Endes ist es jedoch sein Neffe Leonidas (Greider Meza), der den tödlichen Konflikt zwischen beiden Familien befeuert, an dessen Ende alle verlieren.

Manche Kritiker*innen haben „Pájaros de Verano“ als kolumbianisches Pendant zu Gangsterfilmen und -serien wie „The Godfather“ oder „The Sopranos“ bezeichnet. Dabei stehen nicht so sehr der Drogenhandel oder kriminelle Machenschaften an sich im Vordergrund, sondern die Familien- und Clanbeziehungen der Wayuu. Die Älteren, insbesondere Zaidas Mutter Úrsula (Carmiña Martínez), warnen Rapayet immer wieder vor den negativen Konsequenzen seiner Aktionen. Der Umgang mit dem allgegenwärtigen Tod und den Toten spielt in der Kultur der Wayuu und damit auch in „Pájaros de verano“ eine besondere Rolle, was die bedrückte Stimmung spätestens ab der zweiten Hälfte des Films weiter verstärkt.

Obwohl die Frauen sich meistens zurückhalten und wenig Selbstinitiative zeigen, so fällt dennoch auf, dass sie oft Entscheidungen treffen und damit eine gewisse Macht über ihren Clan haben. Während die Männer im Film ständig drohend mit Waffen posieren, sind es die Frauen, die sich um Bestattungen und Exhumierungen kümmern müssen, weil Wayuu-Männer keine Toten anfassen dürfen. Da die meisten Figuren im Film Wayuu sind, wird auch vor allem deren Sprache (die ebenfalls Wayuu heißt) gesprochen, sporadisch aber auch Spanisch.

Die Szenen, die traditionelles Leben, Feste und Gebräuche der Wayuu darstellen, wirken sehr authentisch – vermutlich, weil hier auch Laienschauspieler*innen mitgewirkt haben. Auch deshalb überzeugt der Film durch seine zum Teil sehr poetische Bildsprache. Auffallend ist, dass stets Tiere wie Heuschrecken oder Vögel als schlechtes Omen Unheil ankündigen. Und sie damit recht behalten – denn Anlass zur Hoffnung gibt es im Drogenkonflikt wahrlich nicht.

„Pájaros de Verano“ läuft während des Luxembourg City Film Festivals am Sonntag, dem 10. März um 21 Uhr in der Cinémathèque und am Donnerstag, dem 14.März um 18.30 Uhr im Ciné Utopia.


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