Lynchjustiz in Boliviens Armutsvierteln

Fehlende Polizeipräsenz und Korruption führen dazu, dass in vielen der schnell wachsenden Stadtviertel von El Alto, Cochabamba und Santa Cruz die Menschen zur Selbstjustiz greifen, um sich vor Kriminalität zu schützen.

Lynchmorde haben in Bolivien eine lange Tradition, was Anthropolog*innen zu allerlei Reflexionen über den kulturtheoretischen Hintergrund der Selbstjustiz in dem lateinamerikanischen Land animiert. Unser Korrespondent Knut Henkel hat jedoch Menschen getroffen, die eine prosaischere Erklärung für entsprechende Taten haben.

„El Alto ist von Zuwanderung, fehlender staatlicher Präsenz und viel Improvisation geprägt – Polizeipräsenz gibt es beispielsweise nur in wenigen Stadtteilen“, sagt etwa Adela Quispe, die in El Alto als Sozialarbeiterin tätig ist. Zwar gehen die Zahlen der Lynchmorde langsam zurück, doch in den Armutsvierteln der großen Städte wird weiter damit gedroht, Diebe aufzuknüpfen oder zu verbrennen. Um die Drohungen zu untermauern, werden vielerorts Puppen an Strommasten und Laternenpfählen aufgeknüpft.

Kreislauf von Gewalt und Straflosigkeit

Was manchen als pittoreske Symbolik erscheinen könnte, ist bitter ernst gemeint. Das musste auch Tatiana Llanos erfahren. Die angehende Staatsanwältin hat ihren psychisch kranken Bruder auf solche Weise verloren, als der vor zweieinhalb Jahren einem Lynchmob zum Opfer gefallen ist. Nun kämpft sie darum, dass die Täter zur Verantwortung gezogen werden; gegen 15 Verdächtige wird mittlerweile ermittelt.

Dass solche Verbrechen verfolgt werden, ist nicht selbstverständlich, wie Knut Henkel in seiner am Freitag in der woxx erscheinenden Reportage berichtet. Denn Polizei und Staatsanwaltschaft stehen im Ruf, korrupt zu sein, wie auch Tatiana Llanos meint. So regiere ein Kreislauf von Gewalt und Straflosigkeit, der nur schwer zu durchbrechen ist.

Die Reportage von Knut Henkel lesen Sie am kommenden Freitag in der gedruckten Ausgabe der woxx.

 


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