Bisher gab es noch kein Netzwerk von Radiokünstler*innen in der Großregion. Mit Radiom/Radiôme hat sich das nun geändert – und das wird an gleich zwei Tagen gefeiert.

Elf Klangkünstler*innen aus der Großregion stellen sich
an zwei Abenden in Luxemburg und Saarbrücken vor. (Foto: Radiom/Radiôme)
Es gibt Events, vor deren Besuch man besser keine Bohnen oder andere blähende Lebensmittel verspeisen sollte. Oder vielleicht gerade doch? Bei dem Live-Radio-Event „The Compression Chamber“, das am 4. Juni in den Rotondes stattfindet, wird jedes noch so kleine Tönchen zu hören sein. Im Zuschauer*innenraum sind zwei Mikrofone aufgestellt, die mit einem Kompressor verbunden sind. Das Gerät, das die Lautstärke angleicht, ist unter Musikliebhaber*innen verpönt, denn der „Loudness War“ hat dazu geführt, dass in vielen Songs sämtliche Nuancen der Dynamik verloren gehen. In der Kompressionskammer wird jedoch das Gegenteil der Fall sein: Auch leise Geräusche werden über Kopfhörer für alle Anwesenden deutlich zu vernehmen sein. „Jedes Bonbonpapier, jedes rückende Stuhlbein und jeder Atemzug wird hörbar“, heißt es im offiziellen Schreiben und man möchte hinzufügen: Natürlich auch jeder noch so kleine Pups.
„The Compression Chamber“ ist der zweite Teil eines Radiokunstfestivals, das am 3. und 4. Juni in Saarbrücken und Luxemburg stattfinden wird. „Radiom/Radiôme“ nennt sich das Radiokunstnetz der Großregion, das sich in den letzten Monaten formiert hat. Elf Künstler*innen aus allen Ecken der Großregion haben sich zusammengetan und Ideen, Tonarchive, Zeit und Kreativität zusammengeworfen, um gemeinsam Kurzhörspiele und das Radiokunst-Festival zu produzieren. In dem Netzwerk wollen sich die Künstler*innen jedoch nicht nur austauschen, sondern auch Veranstaltungen auf die Beine stellen, an denen ein wirklich gemischtes Publikum aus der gesamten Großregion teilnehmen kann. Deswegen wollen die Künstler*innen jedes ihrer Werke zweisprachig – in Deutsch und Französisch – präsentieren. Die Texte werden übersetzt und dem Publikum als Untertitel zur Verfügung gestellt, sodass es ohne Probleme möglich ist, sämtliche Werke zu verstehen.
Bevor die Zuhörenden freitags mit der geballten Lautstärke jedes noch so kleinen Raschelns konfrontiert werden, können sie am Donnerstag in Saarbrücken einem Live-Radio-Konzert zuhören. Ein Stück Radiokunst soll dort live auf der Bühne entstehen, mit improvisiertem Text, klassischen und selbstgebauten Instrumenten und Krachmachmaschinen. Versprochen wird ein „ätherisches Geräuschgebilde“, das „zum brizzelnden Klangstrom“ mutiert und akustische Flaschenpost transportiert.

(Screenshot: Radiom/Radiôme)
An beiden Abenden werden im Anschluss an die Performances die elf Radiokünstler*innen sich und ihre Arbeiten dem Publikum vorstellen. Dabei gibt es nochmal was auf die Ohren: Mit kurzen Hörstücken wird das Repertoire der Radiom-Mitglieder präsentiert. Auch hier werden Dolmetscher*innen dafür sorgen, dass das Publikum die Gespräche ohne Sprachbarrieren verstehen kann.
Wer nicht zu den Events kann, hat die Möglichkeit, sie im Radio zu hören: Am 3. Juni überträgt SR2 Kulturradio die Veranstaltung aus Saarbrücken, am Tag darauf ist die Compression Chamber live auf Radio Ara zu hören. Die Kurzhörspiele der Klangkünstler*innen können auf der Website des Netzwerkes, radiom-radiome.eu, gehört werden.