Remerschen: Als 1980 die Lichter nicht ausgingen

Der 1990 geborene Historiker Sacha Pulli beschreibt in „Das gescheiterte Jahrhundertprojekt“ die Geschichte der Atomzentrale in Remerschen. Dass seine Masterarbeit jetzt in Buchform vorliegt, ist der Fondation Lydie Schmit zu verdanken. Sechs Jahre lang, von 1973 bis 1979, beherrschte das „größte Industrieprojekt nach der Stahlindustrie“ die Luxemburger Öffentlichkeit, bevor ihm – mit nur drei Stimmen Mehrheit – ein anlässlich eines Sonderkongresses der LSAP im November 1978 votiertes Moratorium ein Ende bereitete. Luxemburgs Atomgegner*innen, die sich im Comité national d’action pour un moratoire (Cnam) zusammengeschlossen hatten, gelang, wovon ähnliche Bewegungen im Ausland nur träumen konnten: Das Ende der nationalen Atomindustrie, noch ehe der Reaktor überhaupt spruchreif wurde. Dennoch räumt das Buch mit dem Mythos, die LSAP hätte „Remerschen“ verhindert auf: Die gesamte Parteileitung, darunter auch die Parteipräsidentin Lydie Schmit, die sozialistischen Regierungsmitglieder und auch fast sämtliche Abgeordnete hatten sich einhellig für einen Luxemburger Atommeiler ausgesprochen und machten sich den Spruch des liberalen Wirtschaftsministers Marcel Mart zu eigen, wonach ohne den Atommeiler in Luxemburg spätestens „1980 d’Luuchten ausginn“. Am Ende war es vor allem die Parteibasis, die, befeuert mit naturwissenschaftlichen, aber auch wirtschaftlichen Argumenten des Cnam, das Votum herbeiführte.
Sacha Pulli, „Das gescheiterte Jahrhundertprojekt“, Fondation Lydie Schmit, Luxemburg, 2020, 146 Seiten, ISBN 978-2-919908-18-9


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