Gewaltvoll und ungeschönt, aber dennoch wunderbar poetisch und human: „Deadwood“ ist eine Western-Serie für Menschen, die ansonsten lieber einen großen Bogen um Western machen.
Obwohl „Deadwood“ in zahlreichen Top-10-Serien-aller-Zeiten-Listen auftaucht, ist sie nur wenigen bekannt. Dabei umfasst sie nur drei Staffeln von je zwölf Folgen. Sich sie anzusehen erfordert also keine derartige Hingabe wie etwa „Lost“ oder „Buffy the Vampire Slayer“. Ebenjene Tatsache – die Absetzung nach nur drei Staffeln im Jahr 2006 – mag manche jedoch auch davon abhalten, die Serie in der gleichen Liga als „Breaking Bad“ oder „The Sopranos“ zu sehen. Die Geschichte von „Deadwood“ war zu diesem Moment nämlich weit davon entfernt, zu Ende erzählt zu sein. Hatte der Macher, David Milch, doch öffentlich bekundet, mindestens vier Staffeln drehen zu wollen.
Neben ihrer Unabgeschlossenheit ist „Deadwood“ aber vor allem dafür bekannt, ein richtig guter Post-Western zu sein. Die Serie zeigt das Leben in dem titelgebenden Dorf im US-amerikanischen Staat North Dakota in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Es ist ein ungeschönter, aber empathischer Blick auf diese Menschen, die versuchten, im Westen des Kontinents eine mehr oder weniger funktionierende Gesellschaft aufzubauen. Das Interesse gilt dabei ebenso dem Sheriff und dem Pastor wie auch den Saloon-Betreibern und Prostituierten. Die Serie vermischt historische und fiktive Elemente: Sowohl das Dorf selbst wie auch manche der Figuren wie Wild Bill Hickock (Keith Carradine), Seth Bullock (Timothy Olyphant) oder Calamity Jane (Robin Weigert) gab es nämlich wirklich. Als Vorbild nahm Milch eher einen Film wie „McCabe and Mrs. Miller“ als klassische Western. Für „Old West“-Nostalgie hat „Deadwood“ nicht viel übrig, stattdessen dominieren Profitgier, Gewalt und Elend.
Neben „The Wire“ und „The Sopranos“ war „Deadwood“ eine der Serien, die die Messlatte derart hochsetzte, dass niemand glaubte, mit HBO mithalten zu können. Das lag neben Dramaturgie, Inszenierung und Schauspielleistungen auch an den politischen Inhalten dieser Serien. Genau wie die beiden anderen war „Deadwood“ nicht nur meisterhaft produzierte Unterhaltung: Unterschwellig war es auch eine soziologische Analyse der abgebildeten Personengruppen.
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