Dialogmangel, unklare Prozeduren und fehlendes Personal – die Vorwürfe, die Vertreter*innen der Lehrer*innengewerkschaft SEW-OGBL am Freitag äußerten, sind nicht neu. Je länger die Pandemie anhält, desto dringender muss gehandelt werden.
Anlässlich einer Pressekonferenz am heutigen Freitag gab es trotz einigen Lobs, vor allem Kritik an der Politik von Minister Claude Meisch (DP). Einer der Hauptvorwürfe ist nach wie vor die Kommunikationsverweigerung des Bildungsministeriums: Dieses würde die Akteure stets kurz vor Pressekonferenzen vor vollendete Tatsachen stellen – Möglichkeiten zur Mitgestaltung gebe es nicht. „Der öffentliche Diskurs wurde vom Ministerium monopolisiert“, stellt SEW-Präsident Patrick Arendt fest. Auf keinen einzigen Brief der Gewerkschaft habe der Minister bisher reagiert, nicht einmal mit einem „accusé de réception“.
Damit hängt ein weiterer Vorwurf zusammen: Meischs Öffentlichkeitskommunikation ziele einzig auf die Pflege seines Images. Seine Pressekonferenzen bestünden aus Selbstbeweihräucherung, die Ankündigung konkreter Maßnahmen komme dagegen zu kurz. Bei Meischs gestriger Webkonferenz in der Philharmonie sei es ihm wohl einzig um einen „großen Auftritt vor der Rentrée“ gegangen. „Jetzt steht zwar ein Hygienekonzept für den Schulbereich, wie dieses im Detail umgesetzt werden soll, bleibt jedoch unklar“, sagte Arendt. Der SEW kritisiert in diesem Zusammenhang, dass die Entscheidung über Verschärfungen beziehungsweise Lockerungen einzelner Maßnahmen zu sehr den einzelnen Schulen überlassen bleibe. Falls es in einzelnen Klassen zu Infektionen komme, frage sich: Wer wird wann und auf welche Weise informiert? Wie sieht es mit dem Datenschutz aus?
In der Zeit des Homeschoolings hätten sich anhaltende Probleme noch zusätzlich verschärft. Der Erfolg der Schüler*innen hänge zu sehr vom Engagement ihrer Eltern ab – ein Engagement, das manche einfach nicht leisten können. Das technische Material musste indes in vielen Fällen von den Lehrkräften organisiert werden. Die Folge davon, so Patrick Arendt: „Mir wësse bei dëser Rentrée net genau wou d’Kanner stinn“. Die diesjährige Summerschool sei zwar gut gemeint gewesen, habe jedoch bei weitem nicht ausgereicht, um Verpasstes nachzuholen. Jetzt zum Schuljahresbeginn gelte es, so schnell wie möglich die Wissenslücken der Schüler*innen zu ermitteln.
In diesem Kontext wiederholte der SEW-OGBL einen weiteren ihrer zentralen Kritikpunkte: der anhaltende Personalmangel im Bildungswesen. Ausgebildetem Personal würden Posten außerhalb der Klassensäle zugewiesen, immer mehr Quereinsteiger*innen ohne Studium in den Erziehungswissenschaften müssten dieses wiederum ersetzen. „Was als Notlösung angekündigt war, wird immer mehr zur Regel“, so Arendts Eindruck.
Wie Vizepräsident Jules Barthel jedoch betonte, begrüßt der SEW einen großen Teil der von Meisch angekündigten Maßnahmen. Vor allem die angestrebte Normalisierung des Schulalltags sieht die Gewerkschaft positiv. „Mit einer Fülle an Einschränkungen ins Schuljahr zu starten, wäre der falsche Weg gewesen“.