Gemeinwohlgemeinde Mertzig: Stolz aber schwach

Kommunalpolitik an den Kriterien der Gemeinwohlökonomie messen: Wie die Gemeinde Mertzig dazu kam und was das Ergebnis ist. (Siehe unten die Begründung für eine nachträgliche Artikel-Korrektur)

(Gemeinwohlbericht Mertzig 2020; Jason Goldschmit)

„Im gegenwärtigen Wirtschafts- system (…) ist es für Unternehmen von Vorteil, die sozialen und nachhaltigen Kriterien so zu vernachlässigen, damit die Produkte oder Dienstleistungen am billigsten angeboten werden können“, legt Stefano D’Agostino das Problem dar. Der CSV-Politiker und Erster Schöffe der Gemeinde Mertzig ist eine*r der Protagonist*innen eines kommunalen Präsentationsvideos zur Gemeinwohlökonomie. Die Lösung erläutert gleich darauf Bürgermeister Mike Poiré (DP): „Dies kann jedoch dank der Gemeinwohl-Ökonomie geändert werden. mehr lesen / lire plus

Impfstoffe: Gemeingüter statt Patente

Warum Impfpatente ein Problem sind, aber nicht das einzige, hat die Expertin Fabienne Orsi in einem Interview erklärt. Ihre Ausführungen dazu und zu Ideologie und Geschichte des Patentrechts fassen wir hier zusammen.

Interview mit Fabienne Orsi in Alternatives économiques online (Paywall).

Impfpatente sollen ausgesetzt werden, um die Herstellung von Impfdosen zu beschleunigen und zu verbilligen. Solche Initiativen sind sinnvoll, greifen aber zu kurz, diesen Standpunkt vertritt Fabienne Orsi in einem Interview mit der Zeitschrift Alternatives économiques (Paywall). Die Wirtschaftswissenschaftlerin ist Mitglied der kritischen Gruppe „Les économistes atterrés“ und Mitherausgeberin des „Dictionnaire des biens communs“ (Lexikon der Gemeingüter).

Das Interview ist eine gute Ergänzung zur Europäische Bürgerinitiative (EBI ) „No Profit on Pandemic“, die wir hier vorgestellt haben. mehr lesen / lire plus

Digitalisierung: Genial, grün oder grauenhaft?

Technik löst viele Probleme, schafft aber auch neue. Am Mittwochabend beleuchtet der Techniksoziologe Felix Sühlmann-Faul auf Einladung des Mouvement die hellen und dunklen Seiten der Digitalisierung.

Technikbegeisterung und Sorge um ökologische sowie soziale Fehlentwicklung scheinen gut zusammenzupassen: Die Digitalisierung wird’s schon richten, das versichern uns manche Expert*innen und Politiker*innen. Sie sind im Einladungstext des Mouvement gemeint, wenn es heißt: „Die einen [sehen die Digitalisierung] schon fast von vornherein als Allheilmittel zur Bekämpfung der ökologischen Krise, andere hingegen sind weitaus skeptischer.“

Gründe zur Skepsis sind zum Beispiel der voraussichtlich hohe Energie- und Ressourcenverbrauch der dritten industriellen Revolution und die drohende Überwachung durch private und staatliche Akteure. mehr lesen / lire plus

Gemeinwohl-Ökonomie: Back in Luxembourg!

Mertzig will erste Gemeinwohl-Ökonomie-Gemeinde Luxemburgs werden und hat dafür kommende Woche Christian Felber eingeladen. Außerdem erfolgt ein Relaunch der nationalen GWÖ-Gruppe.

Christian Felber ist Kapitalist für die einen, Kommunist für die anderen … und für seine Anhänger*innen: der pragmatischste unter den Theoretiker*innen der ökosozialen Transition (woxx 1294: „Der Lohn des Guten“). Der Vater des Modells Gemeinwohl-Ökonomie (GWÖ) ist am kommenden Dienstag, dem 4. Juni in Mertzig (bei Ettelbrück), und das auf Einladung der Gemeinde (Link zum Facebook-Event).

Der Abend stellt die Auftaktveranstaltung dar für den Prozess, an dessen Ende Mertzig zur ersten GWÖ-Gemeinde Luxemburgs werden will. Ab 19 Uhr wird im Centre Turelbaach der Bürgermeister Mike Poiré das Projekt vorstellen (Anmeldung unter inscription@mertzig.lu mehr lesen / lire plus

Keine Angst vor Airbnb?

In den Antworten auf zwei parlamentarische Anfragen sieht Wirtschaftsminister Étienne Schneider in Airbnb keine Gefahr für die luxemburgische Tourismusbranche. Die Realität auf dem Wohnungsmarkt ließ er dabei außer Acht.

Mit der App ins Ferienparadies – oder noch tiefer in die Wohnungsmarktkrise? (Foto: Tero Vesalainen/pixabay)

Gleich zwei CSV-Abgeordnete stellten jeweils eine Frage zu der Plattform, die Buchung und Vermietung von Ferienunterkünften anbietet. Ursprünglich richtete Airbnb sich an Privatleute, die ein Zimmer oder lediglich eine Couch vermieten wollten, weswegen das Unternehmen der sogenannten „Sharing Economy“ zugerechnet wurde. Mittlerweile gibt es jede Menge kommerzielle Anbieter*innen, die ihre Wohnungen dauerhaft vermieten.

Über Airbnb werden auch Unterkünfte in Luxemburg angeboten, weswegen sowohl Claudine Konsbrück (bereits im Juli) als auch Léon Gloden (im September) vom Wirtschaftsminister wissen wollten, welche Auswirkungen das auf die klassische Hotelbranche hat und welche gesetzlichen Bestimmungen die Anbieter*innen einhalten müssten. mehr lesen / lire plus

Vortrag von Christian Felber zum ethischen Welthandel

Am Mittwoch wird der Vordenker der Gemeinwohl-Ökonomie seine Alternative zu Freihandel und Protektionismus vorstellen. Eine gute Gelegenheit, die Fragen, die sich bei der Mobilisierung gegen die Freihandelsabkommen TTIP und Ceta gestellt haben, zu vertiefen.

www.ethischerwelthandel.info

Ist die Globalisierung die Wurzel allen Übels? Das denken Rechtspopulist*innen wie Donald Trump, aber auch Teile der antikapitalistischen Bewegung; generell ist die Frage innerhalb des fortschrittlichen Lagers umstritten. Worüber dagegen weitgehend Konsens besteht ist, dass der rein marktorientierte „freie“ Welthandel der falsche Weg zur internationalen Zusammenarbeit ist. Die Mobilisierung gegen die Freihandelsabkommen TTIP und Ceta hat das gezeigt und zu interessanten Diskussionen über Welthandel und Protektionismus geführt (zum Beispiel zu den ISDS-Schiedsgerichten: Der iTTIP-Traum). mehr lesen / lire plus

Neue Banken

Das Podiumsgespräch „Neue Banken braucht das Land!“ ist nicht etwa von „Luxembourg for Finance“ oder der Bankenvereinigung ABBL organisiert. Sondern von der Initiative für alternative Finanz Etika, die unter anderem Christian Felber eingeladen hat. Der Theoretiker der Gemeinwohlökonomie (woxx 1294) wird am 7. Juni mit Amandine Albizatti und Dirk Coeckelbergh über die Chancen für ein sozial und ökologisch verantwortliches Banking diskutieren. Alle drei sind derzeit an der Gründung genossenschaftlicher Banken beteiligt – Bank für Gemeinwohl in Österreich, La Nef in Frankreich, NewB in Belgien. Die Veranstaltung findet ab 18h30 in der BCEE, 16, rue Zitha, Luxemburg-Stadt statt. Tags darauf können InteressentInnen an einem Workshop mit Felber teilnehmen, bei dem es um die Gemeinwohlökonomie im Allgemeinen geht – am gleichen Ort, am 8. mehr lesen / lire plus

Serie: Anders wirtschaften 4/4: Experiment Gemeinwohlökonomie


Wirtschaften Unternehmen stets eigennützig? Nicht unbedingt, auch sie können im Dienste des Gemeinwohls stehen. Was Christian Felber theorisiert hat, versucht unter anderem Oikopolis in die Praxis umzusetzen.

Sich als Teil eines größeren Ganzen fühlen – Naturata-Mitarbeiter des Meyers-Haff-Hofladens in Windhof. (Fotos: Oikopolis)

„Oikopolis hat sich stets für die biologische Landwirtschaft eingesetzt. Aber Ende der Nuller Jahre haben wir bemerkt, dass wir unser Wirtschaften gezielter nach Kriterien des ökologischen Fußabdrucks ausrichten könnten. Im Rahmen dieser Überlegungen stießen wir auf das Konzept der Gemeinwohlökonomie, die ein ökologisch und sozial vertretbareres Wirtschaftsmodell anbietet und wie die Anthroposophie einen ganzheitlichen Ansatz vertritt“, erklärt Änder 
Schanck, Leiter von Oikopolis. mehr lesen / lire plus

GEMEINWOHL-BILANZ BEI OIKOPOLIS: Mehr als nur Bio

Klingt gut, diese Gemeinwohl-Theorie, aber ist sie mehr als nur ein Wunschtraum? Um das herauszufinden, lassen sich Unternehmen wie Oikopolis an den Maßstäben des Modells messen.

Kurswechsel, aber wie?
Im Mai dieses Jahres diskutierte Christian Felber diese Frage mit interessiertem Publikum im Rahmen der Vortrags- und Seminarreihe „OIKOPOLIS am Dialog“. (Foto: OIKOPOLIS)

Bio ist gut, oder? Gemeint ist nicht, dass Bio besser – oder einfach nur anders – schmeckt. Bioprodukte tun der Umwelt und den Menschen auf vielerlei Weise gut. Reicht das, um die Welt zu verändern? Im Angesicht der Systemkrise, von der die Finanzkrise nur ein Teil ist, machen viele politische Denker umfassendere Vorschläge. mehr lesen / lire plus

GEMEINWOHL-ÖKONOMIE: Der Lohn des Guten

Unternehmen als Wegbereiter einer besseren Welt … Propaganda-Trash? Keineswegs, denn Christian Felbers Theorie der Gemeinwohl-Ökonomie setzt zwar auf die Freiheit, vergisst dabei aber nicht die Gleichheit und die Brüderlichkeit.

Wer knutscht den Elch? Mit der Kombination von Eigeninitiative und Kooperation kommt man am schnellsten ans Gemeinwohl-Ziel. (Foto: Doug Smith / PD)

„In der kapitalistischen Marktwirtschaft werden die Mächtigeren geradewegs dazu ermutigt, ihren Vorsprung, das Machtgefälle, auszunützen, denn daraus – aus dem Streben nach dem eigenen Vorteil und der daraus resultierenden Konkurrenz – ergibt sich erst die ganz besondere ‚Effizienz` des freien Marktes.“ Diese trockene Beschreibung des herrschenden Wirtschaftssystems stammt von dem politischen Autor Christian Felber. mehr lesen / lire plus

GEMEINWOHL-ÖKONOMIE: Pragmatisch aber radikal

Das Wirtschaftssystem umkrempeln, ohne dogmatisch vorzugehen, dafür steht Christian Felber. Der Autor von Büchern zu Gemeinwohl und Geldordnung kommt demnächst nach Luxemburg.

Bei aller Lust am Theorisieren legt Christian Felber großen Wert auf die demokratische Umsetzung: Seine Ideen sollen nicht von einer politischen Elite übernommen und umgesetzt werden, sondern durch Konvente, in denen die BürgerInnen über eine neue Wirtschaftsordnung befinden.

Christian Felber, ein Kommunist? Das behaupten manche seiner Gegner. Es stimmt, der österreichische Autor ist seit langem ein scharfer Kritiker des kapitalistischen Systems, entwickelt seit Jahren die Idee einer Gemeinwohl-Ökonomie, würde am liebsten Geld zu einem öffentlichen Gut machen und dabei die Zinsen abschaffen. mehr lesen / lire plus