Umgedreht: Schluss mit Kopfstand

Die woxx wendet das Blatt: Ab sofort muss niemand mehr kopfstehen, um unsere Kulturbeiträge zu entdecken, die in neuem Gewand daherkommen.

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„Die woxx, geborene GréngeSpoun, mag den Wechsel“, hieß es im September 2007 anlässlich der Neugestaltung der woxx. Daran hat sich in den letzten vierzehn Jahren nichts geändert: Die woxx erfindet sich immer noch gerne neu – und verabschiedet sich jetzt vom damals eingeführten Wende-Prinzip. Darüber hinaus schafft sie mehr Raum für Rezensionen kultureller Produktionen, mischt ihre Kalenderseiten auf und verwandelt die Rückseite in eine Spielwiese für kreative Köpfe.

Eine Frage, die sich 2007 wie heute aufdrängt: „Warum und wozu schrecken wir unsere Leserschaft mal wieder mit Neuerungen auf?“ Antworten darauf gibt es viele. Eine davon verbirgt sich in den Tiefen unseres Geldbeutels. Die Abgeordnetenkammer verabschiedete im Juli das neue Pressehilfegesetz. Der umstrittene Text sorgte für hitzige Diskussionen in der luxemburgischen Medienlandschaft und nicht zuletzt für Veränderungen des dem alten Pressehilfegesetz zugrunde liegenden Finanzierungsmodells. Gab es früher Zuschüsse für den Umfang der redaktionellen Seiten, wird jetzt die Zahl der Redaktionsmitglieder für die Berechnung der Beihilfen herangezogen. Das heißt, dass Einzelseiten, unabhängig davon wie spannend ihr Inhalt ist, nur noch einen Kostenfaktor darstellen statt subventioniert zu werden. Alle Schriftmedien – egal ob sie gedruckt oder im Netz erscheinen – bekommen jetzt das gleiche Geld, obwohl die Produktionskosten beträchtliche Unterschiede aufweisen. Zu Ende gedacht bedeutet diese Logik, dass es eigentlich kaum mehr Sinn machen kann, Zeitungen zu drucken. Doch immer noch gibt es viele Leser*innen, die auf eine gedruckte Zeitung bestehen. Sie sind bereit dafür Geld auszugeben, während reine Online-Leser*innen zwar öfters auf unterschiedlichsten Websites vorbeischauen, dafür aber – wenn überhaupt – weit weniger zahlen wollen. Für die woxx bringt das mit sich, dass wir Print-Angebote, die besonders viele Seiten einnehmen, in Zukunft einschränken müssen.

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Weniger ist mehr

Während andere Medienhäuser aus Geldsorgen Kulturformate abschaffen, wollen wir der Kultur trotz Einsparungen zu mehr Sichtbarkeit verhelfen. Die Umstrukturierung unserer Rubrik „Film“ bot einen kleinen Vorgeschmack: Seit September drucken wir nicht mehr das ganze Kinoprogramm ab, sondern präsentieren Sonderveranstaltungen, neu anlaufende Filme und das täglich wechselnde Programm der Cinémathèque. Unter woxx.lu/amkino finden unsere Leser*innen nun zudem unsere Rezensionen zu aktuellen Kinofilmen.

Ähnlich gestalten wir jetzt auch die Ausstellungsseiten. Unter der Rubrik „Expo“ listen wir Ausstellungen auf, die neu anlaufen oder bald enden, statt wöchentlich jede aktuelle Schau zu vermerken. Dafür legen wir einen Expo-Tipp drauf: Jede Woche verweisen wir in einem Kästchen auf eine sehenswerte Ausstellung, die wir entweder bereits rezensiert haben oder bald besuchen wollen. Expo-Tipps zu denen schon eine Rezension erschienen ist, werden mit einem entsprechenden Link auf den integralen Artikel versehen, der auf unsere Internetseite woxx.lu verweist.

All diese Veränderungen ermöglichen unseren Leser*innen, den Überblick zu behalten. Damit sie nicht verpassen, was in Luxemburg und der Großregion außerhalb der Kinosäle, der Galerien und der Museen läuft, bleibt in der Rubrik „Wat ass lass?“ bis auf wenige Details alles unverändert.

Anders schaut es mit den Kulturartikeln aus, die bisher mit den Kalendereinträgen um die Aufmerksamkeit der Leser*innen buhlen mussten: Sie wandern vom Kalender in die Heftmitte. Der Grund hierfür ist vergleichbar mit dem von 2007: „[Wir wollen] Politik und Kultur näher zusammenbringen“ – nur, dass diese Annäherung jetzt auch zwischen den kulturellen Beiträgen erfolgen soll. Bis dato erschienen unsere Kulturkritiken getrennt von Buchbesprechungen oder kulturpolitischen Texten, um die Kalenderseiten aufzuwerten. Durch die allgemeine Umstrukturierung der Agenda, erscheint uns das jedoch nicht mehr sinnvoll. Rezensionen zu Filmen, Serien, Spielen, Podcasts, Ausstellungen und Hinweise auf spannende Veranstaltungen gehören genauso zum Ressort wie kulturpolitische Texte. Das Team gewinnt durch den Umzug neue Freiheiten: Schnürten wir unsere Kritiken zuvor in das enge Korsett der Agenda-Gestaltung, können sie jetzt ganze Seiten füllen oder auch einmal anderen kulturellen Inhalten weichen, falls uns Themen inspirieren, die nicht unter unsere gängigen Kultur-Rubriken fallen.

Hommage an das Agenda-Cover

Alle Texte und Kulturbeiträge rücken demnach enger zusammen – einsam zurück bleibt nur eine: die Rückseite der woxx. 2007 als eigenes Cover für die Agenda eingeführt, ist sie durch die Aufhebung des Wende-Prinzips als solches schlicht überflüssig. Die woxx, die Nachhaltigkeit bekanntlich großschreibt, steht aber nicht auf leere Seiten: Auf dem „Backcover“ toben sich deshalb demnächst Künstler*innen aus. Die Kulturschaffenden haben über mehrere Wochen hinweg freie Hand bei der Gestaltung unserer Rückseite. Zwischendurch wagen Journalist*innen der woxx literarische Experimente und graben das Genre des Fortsetzungsromans wieder aus. Einige Künstler*innen haben bereits zugesagt, die ersten literarischen Textideen stehen und die Vorbereitungen für mehrere Serien laufen. Die Seite wird so zur Hommage an das ehemalige Agenda-Cover und noch dazu ein Hingucker für alle, die die woxx im Print- oder als PDF-Datei lesen.

Zusammen mit dem im Februar 2021 eingeführten Kulturpodcast „Um Canapé mat der woxx“, der auf gängigen Podcast-Plattformen zu finden ist, und der thematischen Ausweitung unserer Rezensionen seit Ausbruch der Corona-Pandemie weht demnach ein frischer Wind durch die Kulturredaktion der woxx. „Wir sind lange schon auf Reisen und kommen immer (…) so weit wie die Ideen uns tragen, wie der Mangel uns treibt“, singt der deutsche Musiker Spaceman Spiff in „Vorwärts ist keine Richtung“. Eine Zeile, die wie für die woxx geschrieben ist. Wir freuen uns darauf, unsere Leser*innen – und alle, die es werden wollen – auf dieser Reise zu begrüßen. Nur eines vorneweg: Wer ungern rückwärts fährt oder wem sich bei abrupten Richtungswechseln der Magen umdreht, sollte lieber aussteigen – denn weitere Kursänderungen sind nicht ausgeschlossen.


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