Der belgischen Supermarktkette Delhaize flogen letzte Woche Beschwerden wegen unnötiger Plastikverpackungen um die Ohren. Xavier Piesvaux, der CEO, bezog in einer Rundmail Stellung und entschuldigte sich. Doch das riecht nach Greenwashing.
Zum Glück gibt es die Kundschaft: Ohne die wäre der Delhaize Gruppe letzte Woche eine hervorragende Gelegenheit durch die Lappen gegangen, um einen auf Grün und umweltbewusst zu machen. Die Kund*innen sollen sich massiv bei dem Unternehmen über unnötigen Verpackungsmüll beschwert haben. Konkret ging es dabei um Kunststoffbausteinchen für Kinder, die Delhaize einzeln in Plastikfolie und -schalen umsonst an der Kasse verteilte. Xavier Piesvaux zeigte sich in einer Rundmail betroffen: „On sʾest un peu emballé et on sʾest beaucoup trompé. Nous nous en excusons.“
Zur Wiedergutmachung kann die Kundschaft die Verpackungen zum nächstliegenden Supermarkt zurückbringen, um sie dort in eine der „caisses spécialement prévues à cet effet“ zu schmeißen. Im Anschluss wandert alles zum Recycling. Piesvaux verspricht zudem, die logistische und finanzielle Unterstützung einer Umweltorganisation, die sich zum Ziel setzt, den ökologischen Fußabdruck zu bereinigen, den Delhaize mit der Aktion hinterlassen hat. Welche das sein soll, präzisiert er nicht. Er betont jedoch – die Stelle ist im Schreiben fett gedruckt, wie übrigens auch die zahlreichen Variationen von Entschuldigungen und Versprechen – Delhaize wolle seinen negativen Einfluss auf die Umwelt verringern und die Plastiknutzung minimalisieren. Natürlich könne man das nicht von heute auf morgen umsetzen, aber immerhin wüsste man nun, dass man sich auf die Wachsamkeit der Kundschaft verlassen könne.
Dafür gibt es von Delhaize zum Dank bestimmt noch eine Aubergine oder Fenchelknolle in Einzelverpackung dazu. Alternativ drei Paprikas oder ein paar Bananen in Plastikfolie. Das – und vieles mehr – gibt es genau so auch im zentralen Online-Shop von Delhaize zu kaufen, während der CEO in seiner Rundmail Plastikvermeidung und Nachhaltigkeit verspricht. Er spuckt große Töne für jemanden, in dessen Läden es vor einzeln abgepackten Lebensmitteln nur so strotzt. Die Stoffbeutelchen, die es inzwischen in manchen Filialen zum einpacken für loses Gemüse und Obst gibt, sind da nur ein schwacher Trost.
Die Glaubwürdigkeit der Entschuldigung geht wegen der genannten Einzelverpackungen und der ursprünglichen Entscheidung des Unternehmens, das Kinderspielzeug aus Kunststoff in Plastik zu verschenken, gegen Null. Hätten die Kund*innen nicht reagiert, wäre es womöglich gar nicht erst zum lauten „Mimimi“ der Delhaize Gruppe gekommen. Hier will sich jemand ein grünes Deckmäntelchen umhängen – und demaskiert damit die eigne Hypokrisie.