Wiederaufnahme von „Le Gardien“: „Das Team hatte glänzende Augen, als es die Bühne betrat“

Das Theaterstück „Le Gardien“ feiert nach einer Corona-Zwangspause seine Wiederaufnahme im Escher Theater. Die Produktionsleiterin Tessy Fritz über glänzende Augen, Schauspiel und Masken sowie digitale Theaterprojekte.

Was ist schon dabei, einander auszunutzen? Davies (rechts) und Mick (links) haben es beide auf Aston abgesehen. (Fotos : Vincenzo Cardile)

„Es tut gut, endlich wieder loszulegen. Das Team hatte glänzende Augen, als es die Bühne bei der ersten Probe betrat“, sagt Tessy Fritz, Produktionsleiterin des Theaterstücks „Le Gardien“ und Präsidentin der Theaterorganisation Canopée. Das Stück wurde im Februar 2020 im Düdelinger Kulturzentrum Opderschmelz uraufgeführt. Es folgten vier weitere Aufführungen bis in den März hinein, dann fiel der Vorhang für mehrere Monate: Die Kulturinstitutionen schlossen wegen der Corona-Pandemie ihre Türen. Lange war unklar, ob das Stück es nochmal auf eine Bühne schafft. Am 9. und 10. Oktober ist es nun im Escher Theater so weit.

In dem Theaterstück von Harold Pinter treffen drei Männer aufeinander: Davies (Rufus), Aston (Jérôme Varanfrain) und Mick (Olivier Foubert). Davies ist ein älterer Herr, der sich nach einer Schlägerei in einer Bar bei dem jungen Aston einnistet. Die beiden kommen ins Gespräch, geraten in Konflikte, kämpfen gegeneinander und mit Mick, Astons gewaltbereiten Bruder. Der Regisseur François Baldassare schreibt auf der Website des Produktionsteams Canopée über das Stück: „Harold Pinter décrit un univers où le manque d’amour s’accompagne d’une grande difficulté à agir.“ Eine Erkenntnis, die auch 60 Jahre nach der Erstveröffentlichung des Stücks aktuell erscheint.

Aston steht Davies und Mick alleine gegenüber.

Die Wiederaufnahme hält inhaltlich keine Überraschungen bereit, auch die Besetzung ist die gleiche. Für Änderungen der Inszenierung blieb laut Fritz keine Zeit. Hinter der Bühne hat die sanitäre Krise Spuren hinterlassen. „Wir haben klar mit den Schauspielern und dem Team über die Wiederaufnahme gesprochen, besonders mit Rufus, der 78 ist“, sagt Fritz. „Wir haben besprochen, ob sich alle wohlfühlen bei dem Gedanken, ohne Maske auf der Bühne zu stehen. Wir waren uns alle einig, dass wir ohne zu große Angst und Paranoia an die Proben und an die Wiederaufnahme herangehen wollen. Auf den Künstler*innen lastet momentan allgemein eine enorme Verantwortung: Viele von ihnen haben sechs Monate nicht gearbeitet. Sie wollen und müssen wieder arbeiten. Sie geben deswegen besonders auf die Maßnahmen der Regierung und auf ihre Kontakte Acht.“ Die Proben fanden in großen Räumen statt. Auf der Bühne besteht keine Maskenpflicht, im sonstigen Umgang miteinander hingegen schon.

Für Canopée war es zu keinem Zeitpunkt eine Option, „Le Gardien“ online aufzuführen. Initiativen wie die digitale Konzertreihe „Live aus der Stuff“ bewegten Fritz, Theater im Netz findet sie aber problematisch. „Theater muss im physischen Raum stattfinden. Ein Stück wie ‚Le Gardien‘ ist nur vor Ort erfahrbar. Ich befürchte auch, dass Menschen, die sich ohnehin wenig für Theater interessieren, durch digitales Theater abgeschreckt werden. Der Bildschirm wirkt wie ein Filter und verhindert das, was Theater ausmacht. Man verliert dadurch Zuschauer*innen“. Canopée hat aus dem Grund gleich mehrere Veranstaltungen, wie Theaterateliers, unter Vorbehalt auf die kommende Saison verschoben, statt sie auf Youtube und Co. zu übertragen. „Leider besitzt niemand von uns eine Glaskugel, mit der sich in die Zukunft schauen ließe. Wir haben in den letzten Monaten gelernt, nicht zu weit im Voraus zu planen, weil sich die Umstände schnell ändern können. Es gibt noch dazu einen enormen Programmrückstau in den Theatern – die kommende Saison ist voll“, merkt Fritz an. „Wir freuen uns jetzt erst mal auf die Wiederaufnahme von ‚Le Gardien‘. Alles andere haben wir sowieso nicht in der Hand.“

Le Gardien, am 9. und am 10. Oktober, jeweils um 20 Uhr, im Escher Theater. Reservierungen über die Website des Theaters (https://theatre.esch.lu/event/
le-gardien/) sind ausdrücklich erwünscht.


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